Wendy – Der Film

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Seit 1986 behandelt das Pferde- und Mädchenmagazin „Wendy“ alle Themen rund ums Reiten, Tiere und Naturschutz. Über die Jahre wurde die Marke mit Hör- und Computerspielen sowie Fernsehserien ausgebaut und die Titelheldin hielt mit ihrer blonden Mähne und dem rosa T-Shirt Einzug in die Populärkultur. Zum 30-jährigen Jubiläum der Zeitschrift erscheint nun der erste „Wendy“-Kinofilm, den Dagmar Seume („Hanni & Nanni 3“) in Anlehnung an die „Ostwind“- und „Bibi & Tina“-Filme als Pferdeabenteuer mit einem pfiffigen Mädchen inszeniert. Ganz so überragend wie diese Vorbilder ist die Kino-Neuinterpretation des „Wendy“-Stoffs zwar nicht, es gelingt aber durchaus eine fröhlich-charmante Unterhaltung mit Herz.

Webseite: www.wendy-film.de

Deutschland 2017
Regie: Dagmar Seume
Drehbuch: Caroline Hecht
Darsteller: Jule Hermann, Waldemar Kobus, Benjamin Sadler, Nadeshda Brennicke, Jasmin Gerat, Maren Kroymann, Jesse Albert
Länge: 90 Min.
Verleih: Sony
Kinostart: 26. Januar 2017

FILMKRITIK:

Seit die 12-jährige Wendy (Jule Hermann aus „Nebel im August“) vom Pferd stürzte, will sie nie wieder reiten. Für die Sommerferien verfrachten ihre Eltern Gunnar und Heike (Benjamin Sadler & Jasmin Gerat) sie nach Rosenborg auf das Gestüt ihrer Oma Herta (Maren Kroymann), wo die Beerdigung des Opas ansteht. Während der finanziell angeschlagene Pferdehof kurz vor dem Verkauf an die Konkurrentin Ulrike (Nadeshda Brennicke) steht, entwickelt Wendy eine Freundschaft zum ebenfalls traumatisierten Schecken Dixie, den sie aus einem trostlosen Verschlag befreit. Nun gilt es, das Pferd vor dem örtlichen Metzger (Waldemar Kobus) zu verstecken, der es zu Salami verwursten will. Dafür schwingt sich Wendy aller Bedenken zum Trotz wieder auf den Pferderücken.
 
Schon während der Anreise zum Reiterhof stellt Wendy klar, dass sie nicht mehr reiten will. Auch die Begegnung mit den Pferden der hippiesken Oma ändern an dieser Einstellung nichts. Symbolisch für Wendys Verweigerung steht eine Beinschiene, die sie bereits seit einem Jahr trägt. Ja, sie sagt sogar das für ein Cover-Mädchen einer Pferdezeitschrift eigentlich Unaussprechliche: „Ich hasse Pferde!“ Die erste „Wendy“-Verfilmung so beginnen zu lassen, ist eine kluge Prämisse, die dem Kinderfilm einen echten Konflikt verleiht. Zumal Dagmar Seume und die bisher für Fernsehproduktionen tätige Drehbuchautorin Caroline Hecht Wendys Trauma durchaus Ernst nehmen, wenn das Mädchen einen bedrohlichen Alptraum vom Sturz träumt und tatsächlich lange nicht reitet, nur um abermals vom Pferd zu fallen, als sie er wieder versucht. Dass man nach Rückschlägen aufstehen und weitermachen soll, lautet die Botschaft, und dass die Freundschaft zum verschmusten Dixie stärker ist als alle Sorgen.
 
Aber natürlich löst „Wendy – Der Film“ auch ein, was der pinke Titelschriftzug verspricht: Das Reitermädchen galoppiert über weite Wiesen, versteckt sich im Wald und gerät nachts im Moor in Lebensgefahr. Kameraflüge, Zeitlupen und Gitarrenmusik, flotte Sprüche („Schluck Schnecken, du Broccoli!“) und die Kunststückchen des Filmpferds erzeugen das nötige Gefühl von Tierliebe und Abenteuer. Die Nebenhandlungen um Wendys Zwist mit der intriganten Zicke Vanessa (Henriette Moawe) und die finanzielle Not des großmütterliche Gestüts bleiben indes Beiwerk. Unterhaltsamer und konfliktreicher als erwartet ist der „Wendy“-Film aber allemal.
 
Christian Horn