Zwei hochkarätige Veranstaltungen beschäftigten sich rund ums Filmfest München mit dem Rechtsruck in der Politik und welche Folgen dieser für Film und Medien hat. Die Grüne Landtagsfraktion lud am Sonntag zu einer Veranstaltung unter dem Titel "Film in Zeiten des Rechtsrucks" in den Bayerischen Landtag. Dabei ging es auch um die Rolle der Kinos für die Bewahrung demokratischer Werte. Am Montag dann positionierte sich das Netzwerk Film und Demokratie, in dem praktisch alle Branchenverbände zusammengeschlossen sind im Festivalzentrum Amerikahaus zur Frage "Wie resilient ist unsere (Medien-)Demokratie.
Die Grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth beschrieb bei der Veranstaltung im Landtag eindringlich die Gefährdungen, die von rechten Populisten national wie international ausgingen und dass man sich als Mehrheit dagegen stellen müsse. Ideen, wie das konkret gehen soll hatten dann aber eher die Redner aus dem Publikum, die bei diesem „rotierenden“ Panel spontan auf das Podium durften. Die Schauspielerin Roxana Samadi setzte sich dafür ein, dass Diversität im Film nicht nur als Checkliste durch Rollenbesetzungen abgearbeitet werden sollte, sondern sich eben auch in den Geschichten spiegeln müsse.
AG Kino – Gilde Geschäftsführer Felix Bruder nutzte die Chance noch einmal das Kino als analogen Kulturort für die Demokratiebildung in den Vordergrund zu rücken. Kinos sind nicht nur die Orte, an denen die Filme überhaupt erst sichtbar werden. Sie seien auch Orte der Begegnung und des Austausches. Dafür müssten die Kinobetreibenden aber auch Unterstützung erfahren, denn diese Rolle auszufüllen erfordert Arbeit und entsprechende Kompetenzen. Claudia Roth lobte das Engagement des Verbands und sagte im Zusammenhang mit der Filmreform weiter Unterstützung für die Kinos zu. Erstmal äußerte sie sich, fast ein bisschen aus Versehen zum Zukunftsprogramm Kino, das zwar zunächst nicht weiterlaufen sollte. Man bemühe sich aber im parlamentarischen Verfahren um eine Weiterführung.
Am heutigen Montag dann lud das Netzwerk Film und Demokratie ins Festivalzentrum ein. Dabei legten die Panelist*innen Jessy James LaFleur (Spoken Word Aktivistin), Lennart Laude (Verfassungsblog.de) und Julia Regis (WDR Monitor) den Finger in viele Wunden. Jessy James LaFleur arbeitet in Sachsen und Südbrandenburg u.a. mit der sorbischen Minderheit und erfährt in ihrer täglichen Arbeit, was es bedeutet, für demokratische Werte einzustehen. Julia Regis erstellt regelmäßig Beiträge über die AFD und Lennart Laude versucht mit der Initiative Verfassungsblog.de aufzuzeigen, was passieren kann, wenn antidemokratische Kräfte das Recht aushölen. So am Beispiel des Medienstaatsvertrags, der recht einfach von einem AFD Ministerpräsidenten aufgekündigt werden könnte.
Die Veranstaltung die von Johannes Kagerer (Produktionsverband) und Daniela Grubert (Schauspielerin) souverän moderiert wurde rüttelte auf und provozierte im dicht besetzten Saal eine rege und gute Diskussion. U.a. auch die Frage, welche Verantwortung eigentlich wir alle, als Film- und Medienschaffende am erstarken der Rechten tragen und wie wir wieder mehr positive Impulse in eine Gesellschaft tragen können, die sich nur noch an Katastrophen-Nachrichten gewöhnt. Ein beklatschter und doch sehr ernst gemeinter Vorschlag kam von Schauspieler Jonathan Berlin: Man solle 10% der Sendeplätze für Krimis im TV an andere innovative Formate vergeben, anstatt jeden Abend der Staatsgewalt beim Verfolgen Krimineller zuzusehen.
Aufgerüttelt hat es in jedem Fall.
Bild: Claudia Roth, Sanne Kurz (MdL, Grüne), Morgane Remter (Netzwerk Film und Demokrati), Michael Sacher (MdB, Grüne) und Felix Bruder (AG Kino – Gilde) Foto: Marc Mensch, SPOT Mediafilm