Ein königlicher Tausch

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Der Name ist Programm in Marc Dugains historischem Film „Der königliche Tausch“, der genau das zeigt: Den Tausch zweier junger Prinzessinnen, die nach Frankreich bzw. Spanien geschickt werden und heiraten müssen, um den Frieden zwischen den beiden Reichen zu sichern. Das ist zwar historisch präzise erzählt und eindrucksvoll ausgestattet, aber dramaturgisch etwas unbefriedigend.

Webseite: www.alamodefilm.de

L'échange des princesses
Frankreich/Belgien 2017
Regie: Marc Dugain
Buch: Chantal Thomas & Marc Dugain, nach dem Roman von Chantal Thomas
Darsteller: Lambert Wilson, Anamaria Vartolomei, Olivier Gourmet, Catherine Mouchet, Kacey Mottet Klein, Juliane Lepoureau
Länge: 100 Minuten
Verleih: Alamode
Kinostart: 28. Februar 2019

FILMKRITIK:

Frankreich, am Hof von Versailles, 1721. Um den Frieden mit Spanien zu sichern, ersinnt Herzog Philipp von Orléans (Olivier Gourmet), Regent, bis Ludwig XV. alt genug ist, um König zu werden, einen Plan: Seine zwölfjährige Tochter Louise Elisabeth (Anamaria Vartolmei) wird nach Madrid geschickt, um den gleichaltrigen Don Luis (Kacey Mottet Klein) zu heiraten, Sohn des spanischen Königs Philipp V. (Lambert Wilson). Im Gegenzug wird die erst vier Jahre junge Tochter Philipps, Maria Anna Victoria (Juliane Lepoureau) nach Paris geschickt, um Gemahlin des zukünftigen Königs Ludwig XV. zu werden.
 
An der Grenze der beiden Länder findet der so genannte Austausch der Prinzessinnen statt, beide Mädchen finden sich plötzlich in völlig ungewohnter Umgebung wieder, müssen sich als Gemahlin beweisen, ohne recht zu wissen, was ihnen geschieht. Während Maria Anna Victoria ohnehin viel zu jung zum Kinderbekommen ist, wird am spanischen Hof von Louise Elisabeth erwartet, dass sie möglichst bald für einen Thronfolger sorgt. Doch während sie mit den Avancen von Don Luis, der es seinem virilen Vater endlich nachtun möchte, so gar nichts anzufangen weiß, ist die liebliche Maria Anna Victoria hingerissen von Ludwig XV. Der wiederum hat wenig Interesse an Mädchen und schon gar nicht an seiner kindlichen Gemahlin und wird von unterschiedlichsten Seiten beeinflusst.
 
Eine erstaunliche, tatsächlich wahre historische Episode hat Chantal Thomas für ihren historischen Roman ausgegraben, der nun die Basis für Marc Dugains Film liefert. Vor ein paar Jahren hatte Thomas auch die Vorlage für den damaligen Berlinale-Eröffnungsfilm „Leb wohl, meine Königin!“ geliefert, der von Marie-Antoinette und ihrer Vorleserin handelte. Einige Jahre früher spielt nun „Ein königlicher Tausch“, indem erneut zwei Frauen, bzw. junge Mädchen die Hauptrolle spielen, die zum Spielball des Hofes werden.
 
Als reine Verhandlungsmasse werden die Mädchen - und natürlich auch die jungen Männer - benutzt, zwischen den Reichen hin und her geschoben, als Friedensbeweis, als Gebärmaschinen behandelt, ihre eigenen Gefühle oder Wünsche komplett ignoriert. Ganz selbstverständlich geschieht das, weil es schon immer so war, weil es Gott so wünscht, so betont es gerade Philipp V. immer wieder, den Lambert Wilson, als beeindruckendster erwachsener Schauspieler im Film, voller Wehleidigkeit und Pathos spielt.
 
Doch meist bleibt Dugain auf Höhe der Kinder bzw. Jugendlichen, beschreibt, wie ihre Gefühle füreinander sich verändern, aber nie das sein dürfen was sie sind. Eine immanente Tragik mag man in dieser Konstellation sehen, die jedoch nicht weiter betont wird. So wie es Thomas in ihrer historischen Nacherzählung tat, zeigt auch Dugain einfach nur was über den Zeitraum einiger Jahre geschah. Doch was für ein Buch ausreichen kann, ist für einen Film etwas zu wenig. Stark gespielt und hervorragend ausgestattet ist „Ein königlicher Tausch“ zwar, aber als dramatisches, erzählerisches Werk kann er nur bedingt überzeugen.
 
Michael Meyns