Peter Hase

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Schon kurz nach seiner Erstveröffentlichung im Jahr 1902 zog das Kinderbuch „The Tale of Peter Rabbit“ der Britin Beatrix Potter Merchandising nach sich. Zuerst eine Puppe und ein Brettspiel, später diverse Zeichentrickadaptionen. Nach dem 1971er Live-Action-Film „Trixis Wunderland“ mit einer eigenen Peter Hase-Episode folgt in einer Mischung aus Live-Action und CGI nun das Kinodebüt des Kaninchens. Wie in der Originalvorlage trägt der Titelheld eine Nachbarschaftsfehde um den Gemüsegarten des mürrischen Mr. McGregor aus, wobei Regisseur und Co-Autor Will Gluck die Fabel um eine Romanze zwischen den menschlichen Hauptdarstellern Rose Byrne und Domhnall Gleeson ergänzt. Das Ergebnis gefällt als rasanter und modern umgesetzter Familienfilm, der klar auf Unterhaltung gebürstet ist.

Webseite: www.PeterHaseFilm.de

OT: Peter Rabbit
USA 2018
Regie: Will Gluck
Drehbuch: Rob Lieber, Will Gluck nach dem Kinderbuch „Die Geschichte von Peter Hase“ von Beatrix Potter
Darsteller/innen: Domhnall Gleeson, Rose Byrne, Sam Neill, Margot Robbie, James Corden, Sia, Colin Moody, Elizabeth Debicki, Daisy Ridley
Laufzeit: 95 Min.
Verleih: Sony Pictures
Kinostart: 22. März 2018

FILMKRITIK:

Das freche Kaninchen Peter (Sprecher OV: James Corden) lebt mit seinen Schwestern Flopsy, Mopsy und Wuschelpuschel und dem Cousin Benjamin im britischen Nationalpark Lake District. Nebenan bewirtschaftet der alte Mr. McGregor (kaum wiederzuerkennen: Sam Neill) seinen Gemüsegarten, dessen Beete die Langohren regelmäßig plündern. Die Fehde hat Tradition, immerhin verarbeitete der Nachbar schon Peters Vaters zu Pastete. Nachdem McGregor an einem Herzinfarkt verstirbt, erbt dessen Neffe Thomas (Domhnall Gleeson) das Grundstück. Eigentlich will der Pedant das Haus samt Garten schnell verkaufen, um in London einen Spielzeugladen zu eröffnen, doch dann verliebt er sich in die malende Nachbarin Bea (Rose Byrne) und verlängert seinen Aufenthalt. Das alarmiert Peter, denn der verwaiste Hase fürchtet, die tierliebe Bea an den Neuling zu verlieren.
 
Um es gleich vorweg zu nehmen: Den ähnlich gestrickten „Paddington“-Filmen von Paul King kann „Peter Hase“ nicht ganz das Wasser reichen. Wo „Paddington“ mit der perfekt ausgewogenen Mischung aus Slapstick, Emotionen und Spannung überzeugte, spielt die etwas hektisch erzählte und rasant inszenierte Kinderbuchadaption ihr durchaus vorhandenes erzählerisches Potential nicht voll aus.
 
Stattdessen zielt der Regisseur und Mit-Drehbuchautor Will Gluck vorrangig auf visuelle Unterhaltung in Form von Slapstick-reichen Verfolgungsjagden oder augenzwinkernden Gesangseinlagen. Erst auf dem Weg zum versöhnlichen Finale, wenn der vermenschlichte Titelheld Peter sein egoistisches Verhalten erkennt und beim Wiedergutmachen seiner Fehler lernt, dass Liebe unteilbar ist, gewinnt der Film an emotionaler Tiefe und Bedeutung.
 
Durchweg unterhaltsam ist die Kinderbuchadaption aber allemal, was insbesondere an der modernen Machart liegt. Die technisch sehr versiert umgesetzte Mischung aus Live-Action-Aufnahmen und CGI-Animationen funktioniert einwandfrei, sowohl in den Interaktionen der Computermodelle mit den menschlichen Darstellern, als auch bei der beeindruckenden Detailfülle der fotorealistisch animierten Figuren.
 
Einen eigenen Dreh gewinnt der Film auch durch die im Original von Margot Robbie („I, Tonya“) eingesprochenen Meta-Kommentare aus dem Off. Damit und durch Anspielungen auf klassische Zeichentrickfilme oder die Illustrationen aus der Buchausgabe würzt Will Gluck das turbulente Geschehen mit ironischer Selbstbezüglichkeit.
 
Christian Horn