About the Soul and Other Small Things

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Nach dem Tod seines Freund und Produzenten macht sich der in Berlin lebende polnische Regisseur Kornel Miglus auf eine Reise nach Bulgarien. Dort vermuteten die alten Griechen den Hades, den Eingang zur Unterwelt, der loses Ziel für ein Roadmovie ist, auf dessen Weg Miglus Klagelieder sucht, an Klöstern vorbeikommt und angesichts der kargen Landschaft über die Vergänglichkeit des Seins reflektiert.

Webseite: www.programmkino.de

Polen, Deutschland, Bulgarien 2011 - Dokumentation
Regie: Kornel Miglus
Länge: 81 Minuten
Verleih: Vacant Filmproduktion
Kinostart: 24. November 2011

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Vor Jahren drehte der polnische Regisseur Kornel Miglus schon einmal einen Film in Bulgarien, in dem er imaginierte was passieren würde, wenn Außerirdische ein mit der Voyager-Sonde in den Weltall geschossenes bulgarisches Volkslied tatsächlich hören würden. Wie die Außerirdischen sich auf die Suche nach der Sängerin des Liedes machen und dabei die Eigenheiten des Landes entdecken erzählte jener Film, der nun eine Art Fortsetzung findet. In „About the Soul and Other Small Things” begibt sich Miglus, begleitet von einer polnischen Schauspielerin und Sängerin, sowie einer einheimischen Übersetzerin auf die Suche nach traditionellen Klageliedern. Anlass war der Tod von Miglus Freund und Produzent Andrzej Trczykowski, dem der Film gewidmet ist. Mit einem kleinen Team fahren Miglus und seine Begleiterinnen durch das ländliche Bulgarien, stets ihr loses Ziel vor Augen: Dyavolskoto Garlo, eine Höhle im Rhodope Gebirge, im äußersten Süden Bulgariens, wenige Kilometer von der griechischen Grenze entfernt. Hier siedelten die Griechen in ihrem Mythenkosmos den Eingang zur Unterwelt, dem Hades an. Hierhin wanderte Orpheus, um in nach seiner verstorbenen Geliebten Eurydike zu suchen und sie ins Reich der Lebenden zurückzuholen.

Auf ihrer Reise durch die karge Bergwelt, abgelegene Dörfer, in denen das Leben still zu stehen scheint, suchen Miglus und seine Begleiter nach traditionellen Klageliedern. Sie begegnen Frauen bei der Feldarbeit, greisen Großmüttern und in traditionelles Kostüm gekleidete Frauen. Und finden einige wenige Male auch tatsächlich ein Lied. Ergiebiger sind Besuche in Kirchen, Klöstern, bei einem muslimischen Imam, den sie beim Zusammenrufen der Gläubigen beobachten. Am Ende ihrer Reise stehen die Suchenden allerdings nicht etwa in der Höhle des Orpheus, sondern in einem bis auf die Grundmauern abgebranntem Kloster.

Zuviel sollte man in dieses Schlussbild allerdings wohl nicht hineininterpretieren. Ebenso wenig in die anderen Episoden, die auf Miglus langsamer Reise durch die bulgarischen Berge aneinandergereiht werden. Denn auch der Film selber vermeidet es tunlichst explizit zu werden, dezidierte Aussagen über das Sein, das Leben, den Tod oder gar die Seele zu machen. Bisweilen führt dies zu einer etwas dahinplätscherndem Atmosphäre, auf die man sich einlassen muss, um diesem sperrigen Film etwas abzugewinnen. Es ist eine sehr persönliche Reise, die Miglus hier zeigt. Ohne die erläuternden Schrifttafeln zu Beginn des Films, in denen vom Tod des Freundes und der Höhle des Orpheus die Rede ist, würde man ratlos beobachten, wie drei Menschen scheinbar ziellos durch die Gegend fahren. Etwas mehr Kontext hätte nicht geschadet, hätte andererseits wohl auch die Intention Miglus abgeschwächt. So ist “About the Soul and Other Small Things” fast schon zu privat, zu persönlich, um einer Öffentlichkeit zugänglich zu sein, die vom Antrieb des Regisseurs, diesen Film zu drehen kaum etwas ahnt.

Michael Meyns

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