Alter und Schoenheit

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Auch in „Alter und Schönheit“, dem neuen Film von Michael Klier, steht das bestimmende Thema des aktuellen deutschen Films im Mittelpunkt: Der Tod. Um die 50 sind die vier Hauptfiguren, die sich nach Jahren wieder treffen, als einer von ihnen an Krebs erkrankt. Ohne viel zu sagen, erzählt der Film von vergessenen Träumen, einem längst vergangenen Lebensgefühl und davon, dass es fast nie zu spät ist, sein Leben zu hinterfragen.

Webseite: www.x-verleih.de

Deutschland 2008
Regie: Michael Klier
Buch: Michael Klier
Darsteller: Henry Hübchen, Armin Rohde, Burghart Klaußner, Peter Lohmeyer, Sibylle Canonica
Länge: ca. 95 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: X-Verleih
Kinostart: 8. Januar 2009

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

In Filmen wie „Heidi M.“ und „Farland“ hatte Michael Klier Frauen in den Mittelpunkt seiner Erzählung gestellt, nun sind es vier Männer um die 50. Peter Lohmeyer spielt den Schauspieler Manni, der erfahren hat, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Aus diesem traurigen Anlass versammeln sich seine besten Freunde um ihn, die sich im Laufe der Jahre aus den Augen verloren hatten. Doch wie das so ist, wenn man die prägenden Jahre des Lebens miteinander verbracht hat, wird die Distanz der Jahre durch viele Erinnerungen aufgehoben. 

Justus (Burghart Klaußner) kommt aus München angereist, wo er Frau, Ex-Frau und diverse Kinder um die Ohren hat. Ein ähnliches Problem hat auch Harry (Henry Hübchen), der sich nicht zwischen Frau und Geliebter entscheiden kann. Bernhard (Armin Rohde) wiederum ist Lehrer und lebt seit Jahren im selben Trott vor sich her. An Mannis Krankenbett treffen sie sich wieder und alles ist wie früher, zumindest fast. Nicht nur der drohende Tod des Freundes wirft einen Schatten auf das Wiedersehen, im Verlaufe der paar Tage, die man zusammen verbringt, treten die Träume der Jugend, die unter der Realität eines bürgerlichen Lebens begraben waren, wieder an die Oberfläche. Man fährt in Mannis Ferrari durch die brandenburgische Landschaft, raucht Joints und fühlt sich wieder jung.

Einen letzten Wunsch hat Manni, um dessen Erfüllung er die Freund bittet: Er möchte noch einmal seine große Liebe Rosi (Sibylle Canonica) sehen, um sich mit ihr zu versöhnen. Was genau einst vorgefallen ist, erfährt man nicht, die Auslassung ist ein Erzählprinzip des Films. Alle Figuren werden nur angerissen, ihre Lebensumstände angedeutet, aber nicht ausformuliert. Und doch bleiben sie nicht nur Schemen. 

Klier, der schon immer gern über Bilder erzählte, Landschaften die Gefühlszustände seiner Figuren transportieren ließ, gelingt dieses schwierige Unterfangen hier auf außergewöhnliche Weise. Über weite Strecken des Films passiert nichts, zumindest nichts von offensichtlicher Bedeutung. Die drei Freunde quartieren sich in Mannis Haus ein, hören alte Jazz-Platten, rauchen, trinken und erinnern sich an Momente aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Mit Rosi kehrt ein weibliches Element in die Männerrunde ein, die nicht für plakative Entwicklungen sorgt, sondern ein subtiler Katalysator ist. Kleine Entscheidungen deuten an, was den Männern in diesen Tagen durch den Kopf geht, wie sie über ihr Leben nachdenken, Entwicklungen in Frage stellen und womöglich ändern. Radikale Einschnitte finden nicht statt, sie hätten auch nicht zur Grundstimmung des Films gepasst. 

„Alter und Schönheit“ ist eine bemerkenswerte Symbiose aus Schauspieler- und Autorenkino. Ein ernsthafter Film, der dennoch nicht schwer ist, ein Film, in dem der Tod im Mittelpunkt steht und der doch über das Leben erzählt.
Michael Meyns

Nach vielen Jahren treffen sich Harry, Justus, Bernhard und Manni in Berlin wieder. Allerdings ist der Anlass ein sehr trauriger: Manni ist schwer krebskrank, lange wird er nicht mehr leben.

Einen sehnlichen Wunsch hat er noch: Die Freunde sollen Rosi finden. Vor zehn Jahren hat Manni sie verlassen. Jetzt, bevor er sterben muss, will er sie um Verzeihung bitten.

Die drei machen sich auf den Weg. Lange ist Rosi nicht aufzufinden. Als sie endlich aufgestöbert ist, weigert sie sich strikt, Manni zu treffen. Zu tief sitzen offenbar noch die Enttäuschung und das Leid. Erst als sie erfährt, wie es um ihren früheren Mann steht, ist sie zu einer Begegnung bereit.

Die jetzt folgenden Stunden und Tage sind gekennzeichnet durch Wiedersehensfreude, aber angesichts des Unabwendbaren auch durch Hilflosigkeit, durch Verlegenheit, durch Trauer, durch Schmerz.

Den Fünfen bleibt nur noch wenig Zeit. Zum Teil wird die Trauer überdeckt mit Albernheiten, mit Spielen, dadurch, dass Manni aus dem Krankenhaus heimgeholt wird in seine verwahrloste Villa, durch einen Ausflug in die Natur auch, der offenbar zu Mannis letzten Stunden gehört.

Es ist ein quälender, schmerzhafter Film, der sich hinzieht. Und doch muss man sagen, dass angesichts des ernsten Themas die Atmosphäre und der Stil so doch wohl am besten getroffen sind. 

Zwei Komponenten stechen auf jeden Fall hervor: Es ist ein Schauspielerfilm. Henry Hübchen (Harry), Sybille Canonica (Rosi), Peter Lohmeyer (Manni), Burghart Klaußner (Justus) und Armin Rohde (Bernhard) sind die Akteure, die hier versuchen, der Handlung glaubhaftes Leben einzuhauchen.

Und ein anderes. So sehr man sich vor dem Tod drücken will, man kommt ihm ja nicht aus. Durch „Alter und Schönheit“ muss man sich nolens volens mit ihm beschäftigen und kann ihn nicht einfach aus dem Bewusstsein verdrängen. Das hat auch sein Gutes.

Thomas Engel