Stella und der Stern des orients

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In Moonboots stiefelt das Mädchen Stella in eine hundert Jahre zurückliegende Zeit und erlebt an der Seite ihrer etwa gleichaltrigen Urgroßmutter Clementine und deren kleinem Bruder Gustav eine abenteuerliche Schatzsuche. Mit charmantem Slapstick und immer wieder Vergleichen des Lebens damals und heute geht es dem in den Studios Babelsberg produzierten Kinderfilm um die märchenhafte Umsetzung von Träumen und ist ein Plädoyer für Freundschaft und Zusammenhalt.

Webseite: farbfilm.de

Deutschland 2008
Regie: Erna Schmidt
Darsteller: Laura Berschuk, Hanna Schwamborn, Julius Römer, Axel Prahl, Hans-Martin Stier, Uwe Kockisch, Gabriela Maria Schmeide, Ruth Glöss
83 Minuten
Verleih: Farbfilm Verleih
Kinostart am 25.12.08

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Silvester 2005. Stella (Laura Berschuk) fährt mit ihrer Mutter über verschneite Winterstraßen zur alten Familienvilla im Wald. Während die Mama (Gabriela Maria Schmeide) mit der Oma (Ruth Glöss) den Silvesterabend vorbereitet, stöbert Stella auf dem Dachboden herum. Dort entdeckt sie nicht nur alte Fotos und alte Kleider, durch eine magische Pforte gelangt sie auch in die Vergangenheit und findet sich exakt hundert Jahre zuvor im Kinderzimmer ihrer Uroma Clementine (Hannah Schwamborn) wieder. Die ist zu diesem Zeitpunkt natürlich noch ein Mädchen wie Stella, weiß aber anders als die Zeitreisende noch nichts von ihrer bevorstehenden Karriere als studierte Ärztin. Clementine und ihr kleiner Bruder Gustav (Julius Römer) sind dabei nicht nur erstaunt über den Anblick von Stellas Moonboots, sondern auch über ihre ungewohnte Ausdrucksweise.

An diesem Silvesterabend 1905 erfahren Clementines Eltern, dass die erhoffte Finanzierung für das von Clementines Vater begonnene Eisenbahnprojekt platzen wird. Dadurch droht nun auch der Verkauf der großzügigen Familienvilla. Die aufgeweckte Stella spürt jedoch, dass mit den beiden angeblichen Geschäftspartnern (Axel Prahl und Hans-Martin Stier) etwas nicht stimmt. Die verkappten Gauner allerdings bekommen mit, wie der Familienrat über einen angeblich von einem Onkel versteckten Schatz spricht. Gierig wie sie sind heften sie sich an die Fersen der Kinder. Ein spannendes Wettrennen beginnt, mehr noch, als Stella noch vor Mitternacht wieder durch das Zeitfenster zurück in ihre Gegenwart muss.

Die Zutaten für diesen einfach gestrickten und sympathischen Kinder- und Familienfilm sind überschaubar, die Spannung für die kleinen Kinogäste sicher hoch. Denn die wie kleine Abenteurer ausgerüsteten Kinder dürfen hier vieles, was ihnen sonst immer untersagt wird. Stellas Lieblingssatz lautet daher auch „Seit wann ist eigentlich verboten, was nicht erlaubt ist?“ Selbst ein Auto lenken, ein Flugzeug steuern, waghalsig scheinende Schluchten auf einer wackeligen Hängebrücke überqueren, hinabsteigen in eine Höhle – das sind Vorstufen zu einer Welt, die sich auch Jules Verne ersonnen haben könnte. Ok, bei dem war das Abenteuer noch abenteuerlicher, aber dieser Kinderfilm scheint niemanden überfordern zu wollen. Die Gauner stellen sich entsprechend tollpatschig und sich selbst gegenüber unkooperativ an, sorgen mit ihrem slapstickhaften Verhalten aber immer wieder auch für Lacher bei den kleinen Zuschauern. Das erwachsene Begleitpersonal fühlt sich da an Kinderfilme aus den 1960/70er Jahren erinnert. Niemand muss sich hier allerdings die Augen vor überbordender Spannung zuhalten – dafür ist das Gefahrenpotenzial einfach zu zahm gehalten.

Trotzdem amüsiert es, wie sich durch sprachliche Missverständnisse, bzw. das Mehrwissen der Generation Stella nette Momente ergeben. Stella mag es noch langweilig finden, wie man ihr auf einem Vorläufer eines Diaprojektors (Laterna Magica) Fotos ihrer Vorfahren zeigt – sie weiß schließlich auch, was ein Sextant ist (hält hingegen die altdeutsche Schrift für eine fremde Sprache). Gustav hingegen, nunmehr im Bilde ob Begriffen wie „cool“ und „abgefahren“, ist begeistert, sich in Gesellschaft des „besten James Bund der Welt“ zu befinden – wie sollte er schließlich je von James Bond gehört haben. Ganz nebenbei legt „Stella und der Stern des Orients“ auch offen, wie sich über ein Jahrhundert hinweg nicht nur technische Errungenschaften verändert haben, sondern auch gesellschaftliche Konventionen und Verhaltenformen. Besonders wird dies an der Rolle der Frau festgemacht. Dass Clementine studieren könnte, das kommt ihren Eltern nicht in den Sinn. Doch dank ihres Amuletts (der Stern des Orients) gelingt es Stella und Co. das Schicksal ihrer Urgroßmutter und auch den Lauf der Geschichte zu beeinflussen. Ihr selbst wird dabei klar, wie wichtig der Zusammenhalt von Familie und das Vertrauen unter Freunden ist. Und wie das eben so ist in Geschichten, in denen die Phantasie den Lauf der Dinge bestimmt: an Unglaublichkeiten sollte man sich besser nicht stören.

Thomas Volkmann