Welchen Wert besitzt Geld und wie beeinflusst es die Beziehungen von Menschen? Diesen Fragen geht Schauspieler Daniel Lommatzsch in seinem tragikomischen Episodenfilm nach. Auf Antworten begeben sich über 20 Protagonisten, die Lommatzsch als abseitige, schräge Figuren anlegt, aber dennoch mit reichlich Identifikationspotential ausstattet. Nicht alle Episoden des sympathischen Films überzeugen gleichermaßen, am Ende überwiegt aber der positive Gesamteindruck. Auch aufgrund des hochaktuellen Themas, das den Film zusammenhält und immer wieder abwechslungsreich aufgegriffen wird.
Webseite: www.am-ende-ist-man-tot.de
Deutschland 2018
Regie & Drehbuch: Daniel Lommatzsch
Darsteller: Bruno Cathomas, André Szymanski, Alice Dwyer, Mirco Kreibich, Jörg Pohl und Anne Schäfer
Länge: 85 Minuten
Kinostart: 5.7.2018
Verleih: Curious Collaboration UG / Barnsteiner Film
FILMKRITIK:
In einer Reihe miteinander verflochtener Geschichten, ergründet „Am Ende ist man tot“ die gesellschaftliche Bedeutung von Geld. Das ist z.B. der arbeitslose Physiker Reno (Bruno Cathomas), der gemeinsam mit seinem verschuldeten Bruder Micki (André Szymanski) und dessen Freundin Ginger (Alice Dwyer) eine Entführung ausheckt. Um das Entführungsopfer zu retten, begeben sich ihre Geschwister (Mirco Kreibich, Jörg Pohl und Anne Schäfer) auf die Suche nach ihr. Dann gibt es da z.B. noch eine verzweifelte Studentin, die sich nichts mehr wünscht als Reichtum und Ruhm. Ihr Freund jedoch ist pleite und kann ihr ohnehin nicht viel bieten. Oder ein gut betuchtes Ärzte-Ehepaar, das eine ausgeprägte Leidenschaft für Pferdebetäubungsmittel teilt.
„Am Ende ist man tot“ wurde von dem Hamburger Schauspieler Daniel Lommatzsch inszeniert, der seit zehn Jahren Ensemble-Mitglied am renommierten Thalia-Theater ist. Ohne finanzielle Unterstützung von Seiten der Filmförderung, wurde das Werk komplett durch eine Crowdfunding-Kampagne finanziert. Alle Darsteller im Film sind Thalia-Kollegen von Lommatzsch, die sich zwei Jahre lang an Sonn- und Feiertagen zum Drehen trafen. Auch einige Assistenten, Techniker sowie Bühnen- und Kostümbildner des Thalia-Theaters wirkten – unentgeltlich – an der Produktion mit.
Es ist ein illustres Sammelsurium an verschrobenen, schrägen Protagonisten, die sich Lommatzsch für seinen Ensemblefilm da ausgedacht hat. Charaktere, von denen die meisten ziemlich tragisch und bedauernswert erscheinen. Wie z.B. das Entführungsopfer, eine junge Firmenerbin, die sich gewissermaßen selbst in diese missliche Lage gebracht hat. Oder die emotional labile Psychologie-Studentin, die – mit über 30 – immer noch weitestgehend ziellos durch den Alltag treibt und sich ihr Leben ohnehin ganz anders vorgestellt hat. Ganz zu schweigen von einem übermotivierten Internet-Versandhändler, der auf Sexualität und menschliche Nähe verzichtet. Der Grund: währenddessen könnte er wichtige Entwicklungen in der digitalen Welt – und damit den Anschluss – verpassen. Immer online, immer Up-to-date.
Dabei hätte es nicht alle Handlungsstränge gleichermaßen gebraucht. Einige der Subplots sind unnötig, da sie ins Leere laufen und zur Dramaturgie des Films an sich wenig bis nichts beisteuern. Vor allem dann, wenn die entsprechende Episode nur wenige Minuten dauert und die beteiligten Charaktere später im Film nie wieder auftauchen. Diese Lücke füllt dann oft der dynamische, druckvolle Soundtrack, der sich der Stimmung der Figuren sowie der Handlung anpasst und sie angemessen vorantreibt.
Eine gute Idee war es dennoch, das Figurenkabinett so bunt und vielfältig anzulegen. Denn so erkennt sich jeder Zuschauer in der ein oder anderen Figur wieder und identifiziert sich mit den entsprechenden Verhaltensweisen oder Wesenszügen. Eines haben ohnehin alle Personen gemeinsam: ihr Leben wird von einer Frage bestimmt, die sich um das Thema „Geld“ dreht. Wie werde ich vermögend? Wie werde ich meine Schulden los? Womit steigert man den Wert einer Firma? Wie kann man hoch verschuldeten Menschen dabei helfen, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen? Inhaltlich geht es also stets um die lieben „Finanzen“. Ein Thema, dass – in Zeiten stetig steigender Mieten und Lebenshaltungskosten – jeden beschäftigt und angeht. Dieser Aspekt hält den Film gekonnt zusammen und bildet den roten Faden.
Björn Schneider