„Elevated Horror“ nennen sich Genre-Filme, die stark mit den Elementen des Dramas spielen. Das kann immens effektiv sein, aber die Balance muss gehalten werden. Das eine darf das andere nicht an die Wand drängen, wie es bei „Animale“ der Fall ist. Dies ist in erster Linie ein Drama, erst in den letzten Minuten transformiert das Ganze zum Body-Horror, was dann zu wenig zu spät ist – für Horror-Fans. Während Fans klassischen Dramas das Ende dann wohl überzogen finden.
Über den Film
Originaltitel
Animale
Deutscher Titel
Animale
Produktionsland
FRA, BEL, KSA
Filmdauer
98 min
Produktionsjahr
2024
Regisseur
Benestan, Emma
Verleih
PLAION PICTURES GmbH
Starttermin
25.09.2025
Die 22 Jahre alte Neijma möchte bei einem Stierläufer-Wettbewerb in Südfrankreich mitmachen. Kein leicht zu verwirklichender Traum, dringt sie hier doch in eine Männer-Domäne vor. Entsprechend hat sie es immer wieder mit den Vorurteilen ihrer Kollegen zu tun. Mit dreien von ihnen betrinkt sie sich eines Nachts, danach fahren sie zu einer Weide, wo die Kampfstiere leben. Tags darauf erwacht Nejma verletzt und ist fortan geplagt von Albträumen. Ihre Begleiter sterben nach und nach. Immer sieht es aus, als hätte ein Stier sie zerfetzt. Aber Nejma fürchtet, dass sie dafür verantwortlich sein könnte…
Emma Benestans Film ist nicht nur immens langsam erzählt – 98 Minuten fühlen sich hier wie eine Ewigkeit an –, sondern auch reichlich vorhersehbar. Während Nejma noch hadert, ahnt das Publikum bereits, dass sie die Schuld an allem trägt. Das gestaltet Benestan als eine Art feministischer Urschrei. Mehr als für die körperliche Veränderung interessiert sie sich dafür, wie es ihrer Hauptfigur in einer von Männern dominierten Arbeitswelt ergeht. Das ist wenig überraschend, zumal die Figurenzeichnung auch sehr schwarzweiß geraten ist. Kaum ein Mann, der hier mit positiven Merkmalen daherkäme. Allerdings muss man auch sagen, dass Nejma selbst auch keine sympathische Figur ist.
Das macht es zusätzlich schwer, sich auf „Animale“ einzulassen, weil es nichts gibt, an dem man sich festhalten könnte. Die Identifikation zur Hauptfigur schlägt fehl, die Narrative wiederum ist von bleierner Schwere.
Dadurch wird der Film zur Herausforderung, nämlich dahingehend, ob man die gesamte Distanz im Kino aushält oder sich nicht schon vorher verabschieden will. „Animale“ erzählt nichts grundlegend Neues, und das, was man kennt, hat man nicht nur ähnlich schon gesehen, sondern dann auch besser. Gerade der Grundkonflikt mit einer weiblichen Hauptfigur in einem patriarchalischen System, eingebettet in Horror, der wirklich spürbar ist, ist reizvoller Stoff für einen Genrehybriden, hier wird aber einfach nichts daraus gemacht.
Peter Osteried