Back to Africa

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Nach ihrer Zusammenarbeit an der herausragenden Dokumentation „Im toten Winkel“ arbeiten Othmar Schmiderer und Andre Heller diesmal auf etwas andere Weise zusammen. Während Heller das bunte Spektakel „Afrika Afrika“ initiierte und mit seinem Namen vermarktete, begleitete Schmiderer einige der Protagonisten bei Besuchen in ihrer afrikanischen Heimat und bei Proben und Auftritten im kalten Deutschland. Herausgekommen ist ein Film, der sich um gängige Ansichten über Afrika nicht kümmert und einfach nur zeigt, wie genau diese Afrikaner leben und arbeiten.

Webseite: www.pifflmedien.de

Österreich/Deutschland 2008
Regie und Buch: Othmar Schmiderer
 Darsteller: Ebraima Tata Dindin, Dickson Oppong, Mingue Diagne Sonko, Makaya Dimbelolo, Georges Momboye
97 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Piffl Medien
Kinostart: 14. August 2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Schon der Titel macht es deutlich: Hier geht es nicht um die zahllosen Afrikaner, die mit allen Mitteln versuchen, außerhalb ihres Kontinents ein scheinbar besseres Leben zu finden, sondern um Afrikaner, die dies längst geschafft haben. Dass alle fünf Protagonisten von Othmar Schmiderers Dokumentarfilm Künstler sind – Musiker, Tänzer, Artisten –, macht sie zu Sonderfällen, deren Schicksal in keiner Weise exemplarisch ist. Dass sollte man nicht vergessen, denn die Lebensverhältnisse, die dieser Film schildert, muten bisweilen sehr weit von afrikanischer Wirklichkeit entfernt an. Ein umfassenderes Bild afrikanischer Gesellschaften abzuliefern war zwar offensichtlich nicht Schmiderers Ziel, etwas verklärend wirkt sein Afrikabild nichtsdestotrotz.

Aus dem großen Ensemble von Andre Hellers Zirkus-Spektakel „Afrika, Afrika“ wählt Schmiderer fünf aus: Den Tänzer und Choreograf Georges Momboye von der Elfenbeinküste; Tata Dindin aus Gambia, der seiner Kora – einem traditionellen Saiteninstrument – wunderbare, melancholische Klänge entlockt und vom Leben in seiner Heimat singt; den so genannten „Waterman“ Dickson Oppong aus Ghana, der Wasser in Fontänen in die Luft spritzt und gleichzeitig zahlreiche Schüsseln jongliert; die senegalesische Tänzerin Mingue Diagne Sonko; und schließlich den Schlangenmensch Makaya Dimbelolo aus dem Kongo, der seinen faserigen Körper auf bizarrste Weise verrenken kann. Sie alle pendeln zwischen Europa und ihren Heimatländern, verdienen mit Auftritten genug Geld, um nicht nur sich selbst und ihre Großfamilien zu ernähren, sondern auch um diverse Projekte zu starten, mit denen sie ihrer Heimat etwas zurückgeben wollen. 

Dass sie dabei ein rastloses, unbeständiges Nomadenleben führen, zeigt der Film in seinen stärksten Momenten. Ihre Familien bekommen die Künstler nur selten zu sehen, die Besuche in der Heimat sind rar und kurz, die Aufenthalte in immer wechselnden Orten Europas sprunghaft, die Lebensumstände fremd, ganz abgesehen vom kalten Wetter oder gar dem Schnee. In solchen Momenten klingt zartes Problembewusstsein an, wird angedeutet, dass der Wunsch der einen, der europäischen, vor allem deutschen Seite, eine andere Kultur kennen zu lernen, auf der anderen, der afrikanischen Seite, nicht nur Positives verursacht. Mehr Kritik an dem Projekt seines ehemaligen Filmpartners Andre Heller erlaubt sich Schmiderer nicht. Dabei wäre gerade das Konzept des „Zirkus“, in dem die afrikanischen Musiker und Artisten traditionelle Künste vorführen, durchaus zu hinterfragen. Denn so löblich das Interesse an fremden Kulturen auch ist, die Art und Weise wie die Afrikaner in diesem Kontext präsentiert werden, mutet oft befremdlich an. Doch solchen Fragen stellt sich „Back to Africa“ nicht und begnügt sich damit, die fraglos interessanten Lebenswege seiner Protagonisten zu beobachten. Darüber hinaus allerdings hat der Film mit den Problemen und Realitäten des heutigen Afrika eher wenig zu tun.
Michael Meyns

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Ein Dokumentarfilm über die Artisten der in Europa überaus erfolgreichen Show „Afrika! Afrika!“, die weitgehend auf eine Initiative des Österreichers André Heller zurückzuführen ist. Und zwar geht es nicht in erster Linie um die circensische Darstellung dessen, was diese Leute können – auch das -, sondern um ihren Ursprung, um ihre Heimatländer, um ihre Familien, darum, dass es ihnen schwer fällt, ihre angestammten Verhältnisse für die mehrmonatigen Tourneen immer wieder verlassen zu müssen. Ein ewiger Zwiespalt. Jedoch noch um mehr: um die afrikanische Kultur, um die pädagogische Pflege der Jugend, um die Verbesserung der Zustände, um die Zukunft.

Der berühmte Kora-Spieler Dindin ist bei diesen Artisten, dann der Körperexzentriker Dimbelolo oder der „Waterman“ Oppong und viele andere. Es wird lange wild und perfekt getanzt, getrommelt, trainiert, geprobt und vorgeführt. Ein buntes Ambiente sowohl an den afrikanischen Schauplätzen als auch bei den Vorstellungen in Europa.

Glaubt man dem auf Sensationen ausgerichteten Fernsehen, so ist Afrika vor allem ein Kontinent der Hungerkatastrophen und der gewalttätigen politischen Auseinandersetzungen. Dieses lebendig montierte Dokument vermittelt ein anderes Bild, insbesondere in kultureller, aber auch in menschlicher und gesellschaftlicher Hinsicht.

Thomas Engel