Black Gold

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Viel „Lawrence von Arabien“, etwas „There will be Blood“, dazu schwülstige Liebesszenen und viel Action, das ist Jean-Jacques Annauds neuestes Epos „Black Gold.“ Eine internationale Besetzung spielt 1000 und eine Nacht, rund um den Beginn des Ölzeitalters in der arabischen Welt und seiner bekannten Folgen. Wie meist bei Annaud ist das Ergebnis zwar optisch eindrucksvoll, inhaltlich aber etwas schlicht.

Webseite: www.black-gold-film.de

Frankreich/ Italien/ Katar 2011
Land 2011
Regie: Jean-Jacques Annaud
Buch: Menno Meyjes, nach dem Roman von Hans Ruesch
Darsteller: Tahar Rahim, Antonio Banderas, Mark Strong, Freida Pinto, Riz Ahmed, Jamal Awar
Länge: 130 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 9. Februar 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Irgendwo in Arabien, 20er Jahre. Zwei Fürsten begegnen sich nach einer blutigen Schlacht. Um Frieden zu schließen, gibt Sultan Amar (Mark Strong) seine Söhne Auda und Saleeh in die Hände von Emir Nesib (Antonio Banderas). Als Faustpfand sollen sie den Pakt besiegeln, der auch vorsieht, dass eine Wüstenregion mit dem Namen Gelbes Band von keiner der beiden Fraktionen beansprucht werden darf. Doch genau in diesem Gelben Band findet ein Texaner einige Jahre später reiche Ölvorkommen. Angesichts der versprochenen Reichtümer zögert Emir Nesib keinen Moment und erlaubt den Fremden die Ausbeutung des schwarzen Goldes. Schulen werden gebaut, der Fortschritt hält Einzug, doch der Frieden zwischen den Stämmen ist gebrochen.

Inzwischen sind die Kinder herangewachsen, aus dem schmächtigen Auda wurde ein belesener Mann (nun gespielt von Tahar Ramin, bekannt aus „Der Prophet“), der zudem in Leyla (Freida Pinto), die hinreißend schöne Tochter des Emirs verliebt ist. Um den drohenden Konflikt zwischen den Stämmen zu verhindern, werden Auda und Leyla verheiratet, was Regisseur Jean-Jacques Annaud Gelegenheit gibt, in schwülstigem Erotikkitsch zu baden.

Bald jedoch ist die Liebe vergessen, versucht sich der Film zu epischen Höhen emporzuschwingen. Was bedingt funktioniert. An das Übergroße Vorbild „Lawrence von Arabien“, kommen zwar weder Geschichte noch Bilder heran, doch dank einer ansatzweise differenzierten Figurenzeichnung ist auch „Black Gold“ immer wieder interessant. Zwar wird Emir Nesib als Antagonist eingeführt, der den Vertrag bricht und den Frieden zerstört, andererseits verschafft er seinem Volk durch die gewonnenen Reichtümer auch Schulbildung, eine Verbesserung des Gesundheitswesens und andere Annehmlichkeiten. Auf der anderen Seite steht Sultan Amar, der den Traditionen verhaftet ist und – richtigerweise – erkennt, welchen negativen Einfluss die Fremden und die durch sie gefundenen Reichtümer auf die arabische Welt haben werden. Eine durch und durch positive Figur ist er allerdings auch nicht: Seinen Sohn schickt er auf eine fast auswegslose Mission, er ist brutal und bereit, Menschenleben zu opfern, um den Status Quo zu erhalten.

Es wäre zwar etwas zu einfach, das Öl als Ursache aller Probleme der arabischen Welt zu bezeichnen, ganz falsch ist es aber auch nicht. Die Gier der westlichen Staaten nach dem schwarzen Gold bestimmt die Geschichte der Region bis zum heutigen Tag, ließ oft von westlichen Demokratien unterstützte Diktaturen entstehen, sorgte für enormen Reichtum und ebenso enorme Ungleichheit, und entzog den arabischen Staaten in den Augen des Westens allzu oft das Recht, selbstbestimmt zu agieren. Doch diese Aspekte bleiben in Annauds Film wenig mehr als Unterbau, die immer wieder ausufernden Action- und kitschigen Liebesszenen Platz machen müssen. Zusammengehalten wird der Film von einer starken Darstellung des jungen Tahar Ramin, der den Wandel vom belesenen Intellektuellen zum aggressiven Krieger überzeugend verkörpert. Darüber hinaus bleibt Annauds Film wie so oft bei diesem Regisseur eine Art Möchtegern-Epos: Groß angedacht, aber letztlich doch zu verliebt ins Spektakel und die unvermeidliche Liebesgeschichte, um wirklich ein großes Wüstenepos a la „Lawrence von Arabien“ sein zu können.

Michael Meyns

Anfang des 20. Jahrhunderts in der arabischen Wüstenwelt. Die Stämme von Nesib, Emir von Hobeika, sowie von Amar, Sultan von Salmaah, führten gegeneinander Krieg. Sie sind nun aber zur Versöhnung bereit und treffen ein Abkommen. Amars Söhne Saleeh und Auda werden bei Nesib aufwachsen müssen (sind also quasi Geiseln), damit es nicht wieder zu einer Gegnerschaft kommen kann. Außerdem liegt zwischen den Gebieten der beiden Herrscher der sogenannte „Gelbe Gürtel“. Das Wüstengebiet soll wie ein Puffer wirken und darf von keinem beansprucht werden.

Da wird entdeckt, dass unter dem Wüstenboden in großen Mengen Erdöl, „schwarzes Gold“, liegt. Ausgerechnet im Gelben Gürtel. Nesib kann der Versuchung nicht widerstehen und verhandelt mit möglichen Ölförderern. Natürlich liegt hier ein Bruch des vereinbarten Waffenstillstandes vor. Das kann nur eines bedeuten: Es dürfte unweigerlich wieder zum Krieg kommen.

Amars Sohn Saleeh, ein Kämpfer, will zu seinem Vater zurückkehren, wird dabei aber getötet.

Auda, dem Bücherwurm und Philosophen, obliegt es nun, von Nesib aus mit Amar Friedensverhandlungen zu führen. Denn Nesib will unbedingt an das Erdöl . Er gibt deshalb zum Zeichen der Versöhnung – wenn auch offenbar nur zum Schein – seinen Segen zur Vermählung seiner Tochter Leyla mit Auda.

Audas Abwendung von Nesib wird jetzt immer klarer. Auch deshalb übernimmt er mit einer Schar zusammen gewürfelter Söldner Ablenkungsmanöver im Namen von Amar, der sich für frühere Demütigungen an Nesib rächen will. Die Folgen sind klar: jetzt kann nur noch ein Kampfgetümmel auf das andere folgen.

Jean-Jacques Annaud hat sich hier eingehend der erdachten Historie, dem Märchen, der Phantasie, der Massenszenenproduktion, dem Ausstattungsfilm und in der Person von Auda der Botschaft von den „besseren Werten“ gewidmet. Thematisch wird man dem Film wohl nicht lange nachweinen. Um einiges besser steht es dagegen mit der rein inszenatorischen Seite. Massenszenenregie, Ausstattung, Kampfstunts und teilweise auch schauspielerische Darstellung (Antonio Banderas als Nesib) sind durchaus beachtlich.

Für Liebhaber des Genres.

Thomas Engel