Brief für den König, Der

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Das Jugendkino wird von wilden Kerlen, Zauberlehrlingen und allerlei Fabelwesen bevölkert. Ritter, die beliebten Helden in Abenteuergeschichten vergangener Jahrzehnte, scheinen auf der Leinwand ausgestorben zu sein. Jetzt sind die mittelalterlichen Recken wieder da – in Pieter Verhoeffs Verfilmung des Jugendbuchs „Der Brief für den König“. Verhoeff verzichtet erfreulicherweise auf die Verklärung des Ritterwesens und entwirft auch keine mythischen Welten. Der Held der Geschichte ist ein erdnaher Jugendlicher mit Ängsten, Zweifeln und Nöten, wie sie 16-Jährige auch heutzutage haben. Damit bietet die Geschichte ein hohes Identifikationspotenzial. Aber es bleibt abzuwarten, ob sich jugendliche Kinogänger für Ritter erwärmen können.

Webseite: www.koenigderfilm.de

Niederlande/Deutschland 2008
Regie: Pieter Verhoeff
Buch: Marten Leebens, Pieter Verhoeff
Darsteller: Yannick Vanderfelde, Quinten Schram, Rüdiger Vogeler, Hanna Schwamborn, Lars Rudolph, Uwe Ochsenknecht
Länge: 107 Minuten
Verleih: Zorro Film
Kinostart: 13. November 2008

PRESSESTIMMEN:

...auf film-zeit.de

FILMKRITIK:

Der Schildknappe Tiuri (Yannick Vanderfelde) weiß mit dem Schwert umzugehen, doch so richtig ernst nimmt er die Sache nicht. Auf dem Übungsplatz setzt er seinen Gegnern das Schwert nicht an die Kehle, wenn er sie besiegt hat, sondern gibt ihnen mit der Waffe einen Klaps auf den Hintern. Für ihn ist das Ganze mehr ein Spiel, auch wenn er mit anderen Anwärtern nun zum Ritter geschlagen werden soll. Eine Nacht müssen die Jungen schweigend in einer Kapelle verbringen und sie dürfen niemanden die Tür öffnen. Als es klopft und jemand flehentlich um Hilfe bittet, entschließt sich Tiuri, seinem Gefühl zu folgen und dem Hilferuf nachzukommen. Kaum ist er draußen, wird er in eine gefährliche Mission hineingerissen. Er muss dem König des Nachbarlandes einen wichtigen Brief überbringen und ist dabei ständiger Verfolgung ausgesetzt. 

Wie die Macher vieler anderer aktueller Jugendfilme setzt Pieter Verhoeff auf eine erfolgreiche Buchvorlage. Tonke Dragt veröffentlichte „Der Brief an den König“ 1962.  Das Buch entwickelte sich zu einem internationalen Bestseller. Allein in Deutschland wurden 400000 Exemplare verkauft. Das stimmte niederländische und deutsche Geldgeber so zuversichtlich, dass sie 7,5 Millionen Euro für die Verfilmung zur Verfügung stellten. Das Budget ist auch zu sehen – es pixelt gelegentlich ganz ordentlich. Aber das Geld floss nicht in überladene Actionszenen, mit denen etwa die dröhnenden „Chroniken von Narnia“ das junge Publikum  überwältigen. Gekämpft wird bei den Rittern nur selten, es gibt kaum Tote. Der Held, seinen Verfolgern unterlegen, was Waffen und Kampfkraft angeht, muss sich anderer Mittel bedienen, um an sein Ziel zu kommen. Und das heißt: learning by doing. Zunächst will Tiuri keine Verantwortung übernehmen. „Warum kann das nicht jemand anderes tun?“, nörgelt er wie ein Pubertierender, der sein Zimmer aufräumen soll. Doch dann stellt er sich der Verantwortung und wächst mit den Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt. Täuschen und tarnen, lautet seine Strategie. Schließlich laufen ihm gute und böse Ritter über den Weg. Aber das reicht natürlich nicht. Er muss lernen, Vertrauen und Misstrauen auszubalancieren, er muss sich darin üben zu erkennen, wer ihm freundschaftlich gesonnen ist und wer nicht, er muss seine Angst bekämpfen und seinen Mut mobilisieren.
Kurzum: Er lernt all das, was zum Erwachsenwerden dazugehört, ob man Ritter ist oder nicht. Es sind letztlich alltägliche Probleme von Jugendlichen, die der Film behandelt und das spiegelt sich in der Besetzung wider. Yannick van der Velde als Tiuri ist kein geborener Held, sondern ein schlaksiger Junge, für den seine Mission eigentlich eine Nummer zu groß ist. Darin werden sich viele junge Zuschauer wiedererkennen. Der Film ist sehr auf seine Hauptfigur konzentriert. Kurze, aber prägnante Auftritte haben Uwe Ochsenknecht als Burgherr, Lars Rudolph als Oberbösewicht, Quinten Schram als Tiuris Freund und Rüdiger Vogeler in einer Doppelrolle als König und Eremit. So erfreulich realitätsnah diese Rittergeschichte ist, so ungewiss sind ihre Erfolgsaussichten. Hauptdarsteller van der Velde brachte es in einem Interview unabsichtlich auf den Punkt. Befragt nach seinen schönsten Dreh-Erinnerungen, antwortete er: „Die beste Entscheidung war, meine Playstation mitzunehmen.“ In Zeiten, in denen Jugendliche mit komplexen Computerspielen hantieren, ist es womöglich nicht so einfach, sie für Helden in Strumpfhosen und deren Kampf für das Gute zu begeistern.

Volker Mazassek

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Vor allem für Kinder eine Rittergeschichte aus dem Mittelalter. Der junge Tiuri ist noch Schildknappe, soll aber zum Ritter geschlagen werden. Doch er kann die dafür gestellten Bedingungen nicht einhalten, denn statt vor dem Ritterschlag eine Nacht wachend und schweigend verbringen zu können, wird er von einem Sterbenden gebeten, in das bedrohte Nachbarkönigreich einen Brief zu überbringen. Ein kostbarer Ring soll ihn ausweisen.

Tiuri macht sich auf den Weg. Es wird ein langer Ritt werden. Eine Schwierigkeit nach der anderen muss er überwinden. Er wird von den Roten Rittern verfolgt, Mönche müssen ihn verstecken, in einer Burg, in der er übernachten will, wird ihm nichts als Misstrauen entgegengebracht. Wenigstens trifft er dort auf die schöne Lavinia, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen wird.

Dann gelangt er zu dem gütigen Einsiedler Menaures, der ihm als Begleiter den Knaben Piak mitgeben wird, denn das Königreich, in das Tiuri gelangen muss, liegt hinter einem hohen, tief verschneiten Gebirge. Endlich ist das Ziel in Sicht. Doch der Gefahren ist noch lange kein Ende. Jetzt lauert der böse Slupor den beiden Reisenden auf. Auch er muss bekämpft und besiegt werden.

Dann ist es soweit. Der Brief wird dem König überbracht, sein Reich kann sich nun gegen jegliche Bedrohung rüsten. Tiuri kehrt nach getaner Arbeit zurück, erhält viel Anerkennung, Lavinia als Braut, den ersehnten Ritterschlag und Piak als Knappen obendrein. Alles ist gut in dieser besten aller Welten.

Es ist kein Märchen-Phantasie-Digital-Kinderfilm, wie es viele gibt, sondern eine in einem einfachen, aber filmisch gut artikulierten Stil gestaltete eher heimatfilmartige Abenteuergeschichte, die eine Menge Stationen aufweist und natürlich vorhersehbar ist, der man jedoch gerne folgt. Anschauenswert sind die Schauplätze, die Schlösser und die tief verschneite Gebirgslandschaft etwa, sowie die allgemeine Ausstattung, anschauenswert auch das Spiel des jungen Hauptdarstellers Yannick van de Velde.

Alles in allem ein für Kinder ab etwa zehn Jahren geeignetes Kinoerlebnis mit einem Film, der bereits einige Preise einheimsen konnte.

Thomas Engel