Catch a Fire – Wer Feuer sät

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Basierend auf den Erlebnissen des schwarzen Widerstandkämpfers Patrick Chamasso erzählt der neue Film von Phillip Noyce vom Kampf gegen das Apartheidsregime im Südafrika der 80er Jahre. In manchen Momenten deutet Catch a Fire das große emotionale Potential der Geschichte an, verzettelt sich jedoch leider meist in dem Versuch Mischung aus Thriller, Drama und dem Versuch ein umfassendes Bild Südafrika abzugeben.

Webseite: www.catch-a-fire.de

USA 2006
Regie: Phillip Noyce
Buch: Shawn Slovo
Kamera: Ron Fortunato, Garry Phillips
Musik: Philip Miller
Schnitt: Jill Bilcock
Darsteller: Derek Luke, Tim Robbins, Bonnie Henna, Terry Pheto, Michele Burgers
101 Minuten, Format: 1:2,35 (Scope)
Verleih: UIP
Kinostart: 18. Januar

PRESSESTIMMEN:

Eine wahre, immer noch sehr aktuelle Geschichte über Mut und Angepasstheit, Widerstand un d Angst.
Brigitte

Ein spannender Politthriller über die südafrikanische Apartheid. - Sehenswert!
tip Berlin

FILMKRITIK:

Südafrika, Anfang der 80er Jahre. Patrick Chamasso (Derek Luke) arbeitet auf einer Ölraffinerie in der Nähe Johannesburgs. Er ist einer der wenigen Schwarzen, die es im von der weißen Minderheit beherrschten Land zu einem gewissen Maß an Wohlstand gebracht haben. Nicht nur deswegen wird er von seinen Landsleuten oft als „Onkel Tom“ bezeichnet, auch seine betont apolitische Haltung sticht hervor. Wenn andere Arbeiter in den Gesang eines Freiheitsliedes einstimmen schweigt Patrick, wenn seine Mutter das Radio auf den Piratensender des ANC einstellt wechselt er den Sender, die alltäglichen Diskriminierungen durch das Apartheidsregime nimmt er hin. Statt mit dem Kampf gegen die Unterdrückung, verbringt er seine Zeit mit dem trainieren einer Fußballmannschaft. Erst als er fälschlicherweise verhaftet und für einen Anschlag in der Raffinerie verantwortlich gemacht wird, beginnt er sich zu radikalisieren. Er flieht nach Mozambique und schließt sich den Rebellen des ANC an. Sein Ziel ist es einen neuerlichen Anschlag auf die Raffinerie auszuüben, der diesmal die ganze Anlage zerstören und damit die gesamte Energieversorgung des Landes lahm legen soll.

Vordergründig wirkt Catch a Fire nun wie ein Politthriller, der um die Planungen des Anschlags kreist, der dann jedoch in wenigen Minuten abgehandelt wird. Und auf ähnlich unfokussierte Weise verläuft der ganze Film. Loser Faden ist zwar die Politisierung und Radikalisierung Chamassos, immer wieder versucht der Film jedoch seinen Blick zu weiten. Dies wird besonders in der von Tim Robbins gespielten Figur Nic Vos – ein Oberleutnats in der nationalen Sicherheitsbehörde – deutlich. Bisweilen wirkt es so als sei Vos als ein Gegenpol zu Chamasso angelegt, der ähnlich wie dieser von Zweifeln an seinem Tun geplagt wird. Ob es in der Realität allerdings tatsächlich eine Figur wie Vos gegeben hat, der öffentlich zugibt, dass das Apartheidregime zum Scheitern verurteilt ist und einen Gefangenen nach einem durch Folter und Erpressung erzwungenen Geständnis freilässt, weil er weiß, dass es erfunden ist, darf man bezweifeln. So bleibt die ambivalent angelegte Figur in ihren widersprüchlichen Handlungen vor allem unglaubwürdig, der Versuch, ein komplexes Bild der unterschiedlichen Positionen und Haltungen zu zeigen, scheitert schon im Ansatz. Besonders verwunderlich ist diese Schwäche in Charakterisierung und Struktur angesichts des Drehbuchautors Shawn Slovo. Der hat nicht nur den exzellenten Anti-Apartheidfilm A World Apart geschrieben, als Sohn des ANC-Aktivisten Joe Slovo (dem der Film gewidmet ist), sollte man eigentlich meinen, dass er Zugang zu Informationen aus erster Hand gehabt hat, die es ihm ermöglichten ein überzeugenderes Drehbuch zu schreiben.

Was Catch a Fire letztlich rettet, ist zum einen die Darstellung Derek Lukes, der den Wandel Chamassos sehr überzeugend wiedergibt, zum anderen die beeindruckenden Bilder, die Noyce zusammen mit seinen beiden Kameramännern Ron Fortunato und Garry Phillips gefunden hat. Sie tauchen Südafrika in satte, grobkörnige Farben, verweilen lange auf den ausdrucksstarken Gesichtern und der gleichermaßen überwältigenden wie kargen Landschaft. Das Gefühl, das hier ein bewegendes Thema etwas verschenkt wurde, wird man dennoch nicht wirklich los.
 

Michael Meyns

 

Südafrika 1980. In Secunda, östlich von Johannesburg, lebt Patrick Chamusso mit seiner Frau Precious und zwei kleinen Töchtern. Patrick hält sich aus der Politik heraus, trainiert lieber mit den Jungen der Township Fußball. Er hat es in der Secunda-Ölraffinerie zum Vorarbeiter gebracht, besitzt gar ein Auto – damals für farbige Südafrikaner die Ausnahme.

Die Widerstandstruppen des ANC (Afrikanischer Nationalkongress), die verständlicherweise gegen die grausame Apartheid kämpfen, verüben terroristische Anschläge. Patrick wird fälschlicherweise verdächtigt. Er wird verhört, gefoltert, gefangen gehalten. Sogar seine Frau wird festgenommen und gequält.

Treibende Kraft dabei ist Nic Vos, ein Oberstleutnant der Nationalen Sicherheitsbehörde. Er geht differenziert vor, hat durchaus auch menschliche Züge. Aber er erledigt seinen Job kompromisslos.

In Patrick ist ein Wandel vorgegangen. Er verlässt seine Familie, schließt sich den Aktivisten des ANC an, lässt sich im nahen Ausland ausbilden, beschafft sich eine falsche Identität, kehrt nach Südafrika zurück und verübt Anschläge – in seiner eigenen Secunda-Ölraffinerie.

Wahrscheinlich durch Verrat wird er gefasst und zu 24 Jahren Haft verurteilt. Frei kommt er erst, als das weiße Apartheid-System in den 90er Jahren zusammenbricht.

Patrick Chamusso ist nicht etwa eine fiktive Gestalt, sondern ein Mann, der nach all den Wirren sich wieder verheiratet hat, heute ein von ihm errichtetes Waisenhaus mit 80 Kindern betreut, für Vergebung eintritt und von seinem früheren Freiheitsheldentum kein Aufhebens macht. Am Ende von „Catch a Fire“ tritt er selbst kurz auf.

Schon wegen der unzähligen Opfer, die er gekostet hat, darf der südafrikanische Freiheitskampf nicht vergessen werden. Diesem Gedenken dient der Film. Er ist da und dort ein wenig zu sehr gerafft und summarisch inszeniert. Manche Anschlüsse könnten besser gelungen sein. Aber alles in allem überzeugt er und ist zudem historisch höchst interessant und sehenswert.

Zwei darstellerische Spitzenleute sind beteiligt: Tim Robbins als Nic Vos und, vor allem, Derek Luke als Patrick Chamusso – beide hier exzellent.

Historisch und menschlich bedenkenswerter Film über den erfolgreichen Kampf der farbigen Südafrikaner gegen die Apartheid. Für Filmkunsttheater und Programmkinos geeignet.

Thomas Engel