Celeste & Jesse

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Abseits der ausgestrampelten Pfade der typischen Liebes-Komödie aus Hollywood ist noch viel Raum für Innovation. Den nimmt sich die sympathische Indie-Comedy „Celeste & Jesse“ beherzt – und führt ein Leinwand-Liebespaar vor, das nicht mehr an alterhergebrachten Rollenmustern klebt. Auch Los Angeles verpasst der Film moderne Konturen. Die Metropole wirkt hier so cool und hip wie New York oder San Francisco. Nicht zuletzt präsentiert er mit den Hauptdarstellern Rashida Jones und Andy Samberg jungen, vielversprechenden Schauspielernachwuchs.

Webseite: www.celesteundjesse-derfilm.de

USA 2012
Regie: Lee Toland Krieger
Buch: Rashida Jones, Will McCormack
Darsteller: Rashida Jones, Andy Samberg, Emma Roberts, Elijah Wood, Will McCormack, Chriss Messina
Verleih: DCM
Kinostart: 14. Februar 2013

PRESSESTIMMEN:

"Im weitesten Sinne eine romantische Komödie, aber Lee Toland hat das Genre kräftig gegen den Strich gebürstet, von der ersten Szene an: Celeste (Rashida Jones) und Jesse (Andy Samberg) sind ein ideales Paar - mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass sie in Scheidung leben. Und nun geht es den beiden drum, sich in eine Freundschaft zu retten - das ist manchmal komisch, manchmal traurig. Und nie süßlich."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

...spielt originell und frisch mit den Genre-Klischees.
STERN

"Liebeskomödien? Nur schale Gags und Geschlechterklischees! Doch "Celeste & Jesse" ist anders. Mit Witz und Wärme erzählt die Indie-Produktion von einem Paar, das die perfekte Trennung schaffen will. Und dabei kifft, säuft und deutschen Gewichthebern beim Grunzen zuguckt."
DER SPIEGEL

"Schlau, unsentimental, sehr lustig."
BRIGITTE

"'Celeste & Jesse' ist kein Film, der nach den Regeln spielt, und schon gar kein gewöhnlicher. Er spielt mit den Erwartungen, lässt die zwei auseinandertreiben, macht mit viel Witz immer wieder Hoffnung, aber lässt auch stets die traurige Frage im Raum, ob das wahre Happy End nicht die Scheidung wäre... So lustig, rührend und gleichzeitig ehrlich war lange kein Film über die Liebe mehr."
KulturSPIEGEL

FILMKRITIK:

Celeste (Rashida Jones) und Jesse (Adam Samberg) sind Anfang 30 und haben schon eine Scheidung hinter sich. Diese Kleinigkeit tut ihrer innigen Beziehung aber keinen Abbruch. Die beiden sind beste Freunde und lieben sich jetzt eben platonisch – wobei der sensible Jesse heimlich noch immer darauf wartet, dass die ehrgeizige Trendforscherin und Buchautorin Celeste zu ihm zurückkehrt. Die beiden landen einmal sogar betrunken miteinander im Bett, aber danach steht erst recht fest: Einen Weg zurück gibt es nicht mehr. Kurz darauf schockiert Jesse Celeste mit einer Nachricht: Er wird Vater! Vor einigen Monaten verbrachte er mit der süßen Veronica ein Date – und schwängerte sie. Jetzt will ausgerechnet der Luftikus zu seiner Verantwortung stehen. Erst jetzt, wo der Bruch endgültig ist, wird Celeste klar, was sie verliert. Eine große Leere macht sich in ihrem Leben breit, die sie mit exzessivem Joggen, Yoga, Alkohol und Drogen zu füllen versucht.

Die Standard-Formel der Hollywood-Liebeskomödie lautet: Frau himmelt Mann an, der sich aus diversen Gründen gegen Beziehung oder Ehe sperrt. Das Schicksal führt beide dann doch zusammen und vor allem vor den Traualtar. Die Ehe mit einem starken Mann stellt in diesem verkrusteten Geschlechterbild noch immer die Erfüllung im Leben einer Frau dar. „Celeste + Jesse“ kippt es sanft auf den Kopf. Hier ist sie die taffe Businessfrau und er der sentimentale Träumer. Dass wahre Erfüllung nur in der Liebe zu finden ist, diese Überzeugung gibt aber auch „Celeste + Jesse“ nicht preis. Umso heftiger zeigt der Film die Wehen des Liebeskummers. Die sind zwar mit viel Witz gestaltet, etwa wenn Celeste bei diversen Dates von einer Katatsrophe in die nächste wankt oder bei der Hochzeit ihrer besten Freundin alkoholisiert aus der Rolle fällt. Dass wir es hier mit echtem Schmerz zu tun haben, daran lässt der Film aber keinen Zweifel.

Das Drehbuch verfassten Hauptdarstellerin Rashida Jones und ihr bester Freund Will McCormack, die selbst einmal für wenige Wochen liiert waren. Vielleicht kommt daher das Gefühl der Authentizität, das ihr Film vermittelt. Nicht zuletzt porträtiert „Celeste + Jesse“ auch selbstironisch das kulturelle Umfeld, in dem sich die Figuren bewegen. Diese Bohemiens essen vor dem Besuch der Kunstausstellung noch rasch im veganen Restaurant, verzweifeln beim Aufbau eines „Ikea“-Schrankes und begrüßen sich beim Yoga mit „Namaste“. So geht der Film über eine reine Liebeskomödie hinaus und wird zur Bauchnabelschau einer kulturellen Elite, die so typisch kalifornisch ist wie der ewige Sonnenschein. Dazu noch dient er als Visitenkarte einer neuen Generation von Schauspielern und Filmemachern. Von Jones, Samberg, McCormack, der selbst Schauspieler ist, sowie Regisseur Lee Tolan Krieger wird man noch viel hören. Als schwuler Geschäftspartner von Celeste gibt Elijah Wood einen einen witzigen Gastauftritt.

Oliver Kaever

Die alte Eheform scheint sich noch rapider zu verändern, als man bisher annahm. Eine „Forscherin“ sagt voraus, dass man in absehbarer Zukunft durchschnittlich viermal verheiratet sein werde. Bereits jetzt wird, jedenfalls in bestimmten Regionen, jede zweite Ehe geschieden. In diesen Bereich spielt der vorliegende Film hinein.

Celeste, eine Managerin, und Jesse, ein Gelegenheitsgrafiker, sind verheiratet, leben aber schon lange getrennt. Die Frau wohnt im Haus, der Mann in einem Atelieranbau. Eines jedoch sind sie geblieben: „beste Freunde“.

Ja, sie sind im Grunde mehr zusammen als früher. So sehr, dass ihre Freunde Beth und Tucker nicht das geringste Verständnis dafür haben. „Entweder man ist zusammen, oder man zieht die Konsequenzen.“ Nicht so Jesse und Celeste.

Unkompliziert ist das keineswegs. Denn gleichzeitig dominieren bei den beiden Trennung und Nähe, Enttäuschung und Hoffnung, Differenzen und Bettgeschichten, Arbeit und Tischgespräche. So geht das lange hin und her.

Dann kommt Jesse und muss gestehen, dass er der Vater eines Kindes von Veronika sein wird, mit der er vor drei Monaten schlief. Er sagt, dass er die werdende Mutter liebe – doch dass er auch Celeste noch mag, ist offensichtlich. Aber diese muss sich nun endgültig neu orientieren.

Sie versucht es mit ein paar Kerlen, die jedoch in ihren Augen für sie nicht taugen. Bis auf einen. Also doch.

Im Grunde ist es keine Komödie, sondern ein Drama. Denn so weit weg von der Wirklichkeit ist ein solcher Beziehungsstatus gar nicht. C’est la vie. Auffällig ist, dass die Drehbuchautorin, wohl einem jetzigen Trend folgend, die Rolle der Frau sehr in den Vordergrund gestellt hat, und zwar sowohl thematisch als auch quantitativ. An der filmischen Dramatisierung und am allgemeinen Ambiente ist so gut wie nichts auszusetzen.

Die beiden Hauptdarsteller Rashida Jones (Tochter von Quincy Jones) als Celeste sowie Andy Samberg als Jesse agieren exzellent. Vor allem das Spiel von Rashida Jones erscheint sehenswert.

Thomas Engel