Dance for all

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Wieder begeben sich Teenager auf die Suche nach neuen Herausforderungen und Grenzerfahrungen. Sie durchleben und durchleiden Höhen und Tiefen wie zuvor in „Blindsight“, „Rhythm is it!“ oder „Billy Elliott - I will dance“. Ähnlich wie diese Filme entfaltet die ambitionierte Dokumentation über die jungen, schwarzen Tänzer der Ballettschule “Dance for all“ in Kapstadt eine emotionale Dynamik voller persönlicher Einblicke.

Webseite: www.danceforall-derfilm.de

Deutschland 2007
Regie: Elena Bromund, Viviane Blumenschein
Mit: Phyllis Spira, Philip Boyd, Zandile Constable, Nqaba Mafilika, Theo Ndindwa
Format: 1 : 1,85
Länge: 92 Min. 
Verleih: Farbfilm Verleih
Kinostart: 11.9.2008

Preise: Kodak Eastman Förderpreis auf den 41. Hofer Filmtagen

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Die endlos in den Horizont wachsenden, ärmlichen Ausläufer von Kapstadt erwachen im Morgendunst. Kinder waschen sich in behelfsmäßigen Waschbecken vor den Wellblechhütten. „Keiner kümmerte sich um die Townships“ , erzählt die neunzehnjährige  
Tänzerin Zandile später, „Und keiner glaubte, dass sich Schwarze fürs Ballett eignen.“ Die Arbeitslosen- und die Kriminalitätsrate ist in den letzten Jahren gestiegen. „Einige der Tänzer sind schon erschossen oder vom Zug überfahren. Das geschieht oft.“, sagt Zandiles Mitstreiter Nqaba trocken. Um so verblüffter war er, dass sich Phyllis Spira, über 40 Jahre lang die südamerikanische „Prima Ballerina Assoluta“, höchstselbst in die Townships begab, um junge Tänzer für ihre Schule zu auszusuchen. 

Sie nennt das Klischee, das sich um tanzende schwarze Kinder rankt: Große Füße, dicke Hintern. Natürlich weiß sie es besser. Sie und ihr Ehemann Philip Boyd, einst Solotänzer des „Cape Town City Ballet“, bauen auf dem Ausdrucksvermögen der Kinder auf und verbinden sukzessive die entspannte Bewegung des afrikanischen Tanzes mit der aufrechten Haltung des klassischen Tanzes. 

Phillis Spira galt als Kassenmagnet, sie tanzte ohne große Unterbrechung, 40 Jahre lang. Ihre Schüler lehrt Disziplin, Engagement, Entschlossenheit: „Ihr schreibt die Geschichte eures Lebens.“ Sie erzieht zu Eleganz und Kontrolliertheit, über Trägheit und Unkonzentration regt sich der ehemalige Star auf: „Are you deaf or doof?“ Ihre Schüler schätzen an ihr die Natürlichkeit und Bodenständigkeit.
Das Projekt „Dance for All“ mit heute rund 700 Schülern wurde vor 17 Jahren in den Townships von Kapstadt von Philip Boyd als „Ballet for All“ gegründet und 2005 in „Dance for „All“ umbenannt. Im gleichen Jahr wurde die „Youth Company“ gegründet, die die besten Schüler in einer professionellen Company vereint. An dieser Stelle setzt die Dokumentation ein. 

Immer auf der Suche nach den großen Kontrasten zwischen Realität und Höhenflug begleiten die Regisseurinnen die Kinder in die Slums, zur Oma, zu den Freundinnen und bis zu einem Ballett-Training in San Francisco, an der Nqaba neue Erfahrungen sammelt. Er ist erst seit 12 Jahren dabei und möchte einmal den Prinzen in „Schwanensee“ tanzen. Sein ehemaliger Mitstreiter Theo hat bereits eine fünfjährige Tanzkarriere in London hinter sich. Ihre ehrgeizigen Ziele und die mitreißenden Tanzsequenzen bilden, trotz einer gelegentlich zu nachdrücklichen Musikuntermalung, ein stimmiges Monument für die im März dieses Jahres verstorbene Phyllis Spira. 

Dorothee Tackmann