Das grüne Wunder – Unser Wald

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Aufbauend auf dem erfolgreichen TV-Zweiteiler „Mythos Wald“ nimmt „Das grüne Wunder- Unser Wald“ den Zuschauer mit in die vielfältige Welt des deutschen Waldes. Eindrucksvolle Bilder und Informationen im Überfluss machen Jan Hafts Dokumentation zu einem spannenden Blick auf Flora und Fauna des Waldes, die sich bisweilen hart an der Grenze zum Naturkitsch bewegt. Optisch ist „Das grüne Wunder“ meist atemberaubend

Webseite: www.dasgruenewunder-derfilm.de

Deutschland 2012 - Dokumentation
Regie: Jan Haft
Buch: Jan Haft
Länge: 90 Minuten
Verleih: polyband Medien, Vertrieb: 24 Bilder
Kinostart: 13. September 2012

PRESSESTIMMEN:

Das wundersame Leben im Wald sollten wir eigentlich nicht auf der Leinwand entdecken müssen, doch dieser Dokumentarfilm mit seinen sensationellen Bildern ist eine Ausnahme.
KulturSpiegel

FILMKRITIK:

Jetzt also auch der deutsche Wald. Angesichts der fortwährenden Beliebtheit von Dokumentationen über jede denkbare Tierart und Biosphäre war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die bedeutendste Naturlandschaft Deutschlands Thema einer Dokumentation wurde. Für seinen Film „Das grüne Wunder – Unser Wald“, der eine Ergänzung zu dem sehr erfolgreichen TV-Zweiteiler „Mythos Wald“ ist, griff Regisseur Jan Haft in die Vollen: Sechs Jahre Drehzeit, 70 Drehorte, 600 Drehtage, modernste Technik und – besonders hübsch – 100 Nächte im Tarnzelt versprechen (wie immer) noch nie gesehene Bilder. Und angesichts der Aufnahmen von allerlei winzig kleinen bis mächtigen Tierarten, von vielfältiger Natur, erstaunlichen Phänomenen und eindrucksvollen Detailaufnahmen muss man konstatieren: Der Aufwand hat sich gelohnt.

Zumindest optisch ist „Das grüne Wunder“ meist atemberaubend. Das etliche Bilder offensichtlich inszeniert sind – vom Tropfen, der sich genau über der Kamera löst und explosionsartig auf einem Insekt landet, bis zu Käfern, deren Fall exakt vor dem Visier der Kamera endet – kann man verschmerzen, schließlich ist keines der Bilder erfunden. Kaum ein Teil des Lebens im Wald wird ausgelassen. Wildschweinfamilien werden beobachtet, Brunftrituale von stattlichen Hirschen gezeigt, die Bestäubung von verschiedensten Waldblüten ist ebenso zu sehen wie der Bau von komplizierten Höhlen durch Waldhummeln. Oft in extremen Nahaufnahmen, dann in Zeitrafferaufnahmen, die etwa das Öffnen von Tannenzweigen auf wenige Sekunden komprimieren. Unterlegt sind all die schönen Bilder mit einem von Benno Fürmann gesprochenem Text, der vor allem zahllose Informationen über das komplizierte Zusammenspiel der Waldbewohner vermittelt.

Der aber immer wieder auch zu befremdlichem Kitsch neigt: Vom „Liebesspiel im Wind“ ist da etwa die Rede, wenn Pollen durch die Luft schwirren, vom „Tanz der Blüten“ und ähnlichen Verklärungen, die zusätzlich immer wieder von einer bombastisch orchestralen Musik untermalt werden, die im Naturfilmgenre allzu oft unvermeidlich erscheint. Vielleicht ist dieser Bombast auch nur der Versuch, die einzelnen eindrucksvoll gefilmten Episoden zu einem großen Ganzen zu formen. Denn über die Erzählstruktur gelingt dies nur bedingt. Lose folgt „Das grüne Wunder“ dem Verlauf eines Jahres, doch mehr als die langsam älter werdenden Wildschweine ist nicht viel zu sehen von verschiedenen Jahreszeiten oder Wetterperioden.

Das gegen Ende völlig aus dem Nichts noch eine mythologische Komponente Einzug hält, die wichtige kulturhistorische Bedeutung des Waldes beschworen wird, den es zu hegen und pflegen gilt, mag zwar ein wichtiger Aspekt sein, im Kontext des Films wirkt dieser Exkurs wie ein Fremdkörper. Doch letztlich will „Das grüne Wunder – Unser Wald“ in erster Linie beeindrucken, will ein Gefühl für einen Lebensraum schaffen, der allzu oft wie selbstverständlich hingenommen wird und doch etwas ganz Besonderes ist. Und dank der bemerkenswerten Bilder, die Jan Haft und seine Mitarbeiter aus den Tiefen des Waldes mitgebracht haben, gelingt dies auch auf eindrucksvolle Weise.

Michael Meyns

Es gibt im Kino ansehnliche Dokumentarfilme über „Unsere Erde“, über die Ozeane und ihre Bewohner, über „Deutschland von oben“ usw. Jetzt ist der Wald an der Reihe.

Fünf Jahre wurde an dem Film gearbeitet, an 70 Orten gedreht. Über 200 Stunden Filmmaterial sind so entstanden.

Der Wald bedeckte früher den größten Teil der festen Erde. Aber immer mehr wurde abgeholzt, schon von den Römern und in der Folge von allen Völkern und Stämmen. Die Wüsten entstanden schließlich nicht von selbst.

Und auch heute noch haben die diesbezügliche Gedankenlosigkeit und Profitgier kaum nachgelassen. Man braucht beispielsweise nur an das wertvolle Amazonas-Waldgebiet zu denken, dessen zunehmender Verlust, wie die Wissenschaft belegt, unabsehbare Konsequenzen haben wird.

In diesem Dokumentarfilm ist eine Menge zu entdecken: das Leben tausender Bäume und Pflanzen; der vielen Pilzsorten; der Hirsche, Wildschweine und Füchse; der Vögel; der Frösche und übrigen Amphibien; der Ameisen, Käfer und übrigen Insekten. Die Tages- und Nachtzeiten, die Jahreszeiten, die Gattungszeiten wurden ausgesucht.

Das ist ganz lehrreich – wenn auch nicht nur natürlich. Denn alle technischen und filmischen Mittel wurden total eingesetzt: Zeitraffer, Zeitlupe, digital unterstützte Aufnahmen, modernste Kameras, Nah- und Nächstaufnahmen; getarnte und versteckte Kameras usw.

Man sollte also unterscheiden zwischen der reinen Natur und dem hier massenhaft mitgeteilten Wissen. Übrigens spricht Benno Fürmann einen sehr brauchbaren Kommentar. Und es wäre sicherlich gut, wenn „Das grüne Wunder – Unser Wald“ später in bestimmte Schulpläne aufgenommen werden könnte.

Schließlich noch ein Wichtiges: Der Film kann wahrscheinlich dazu beitragen, das Bewusstsein für den besseren Schutz des Waldes und für die weitere Schaffung von Naturschutzgebieten zu schärfen.

Ein interessanter Entdeckungs- und Lehrfilm.

Thomas Engel