Das Haus Anubis – Pfad der 7 Sünden

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Eines dieser Dinge, die Erwachsene nicht verstehen ist „Das Haus Anubis“, eine für Kinder produzierte Daily Soap, die seit Jahren mit großem Erfolg vom Kindersender Nickelodeon ausgestrahlt wird. Nun also der erste Kinofilm, der auf der großen Leinwand besonders dilettantisch wirkt, dabei aber doch einigen Charme verbreitet und die jungen Fans der Serie fraglos begeistern wird.

Webseite: dashausanubis-derfilm.de

Deutschland/ Belgien 2011
Regie: Jorkos Damen
Darsteller: Kristina Schmidt, Daniel Wilken, Marc Dumitru, Karim Günes, Florian Prokop, Bert Tischendorf, Collien Ulmen-Fernandes, Smudo
Länge: 78 Minuten
Verleih: Studio 100 Media GmbH
Kinostart: 19. April 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Sitzt man als erwachsener Mensch in einer Vorführung von „Das Haus Anubis – Pfad der 7 Sünden“, völlig unwissend, was man da sieht, beginnt man sich schon nach wenigen Minuten zu fragen, in was man da geraten ist: Da sieht man eine Gruppe junger Menschen, offensichtlich schon Anfang 20, hübsche, glatte, aber auch wenig ausdrucksstarke Gesichter, die aber offensichtlich Schulkinder um die 16, 17 Jahre verkörpern sollen. Unter den Schülern gibt es einen Clown, eine Modepuppe, einen betont coolen und vor allem das Paar Nina und Daniel. Die sind schwer verliebt und stehen kurz vor ihrem sechs-Monats-Jubiläum. In einem Wald, vor einem Torbogen überreicht Daniel Nina einen Ring, der ein magisches Abenteuer beginnen lässt: Der depressive Ritter Roman, der nicht mehr an die wahre Liebe glaubt, entführt Nina auf seine kleine Burg und fordert Daniel heraus zu beweisen, dass er Nina wirklich liebt: Nur wenn er den Pfad der sieben Sünden erfolgreich bewältigt und die Burg erreicht, wird er Nina zurückbekommen.
Und so gerät Daniel zusammen mit einigen Freunden ins Mittelalter, wo sie in an Karnevalskostüme erinnernder Kleidung einen Waldweg entlang spazieren und Aufgaben bewältigen. Derweil treibt auf der Burg der Zauberer Magister Marduk sein Unwesen und versucht zu verhindern, dass die Liebenden sich finden.

Geprägt von freundlich ausgedrückt schlichten Dialogen, in denen die jungen, eher an Laien erinnernden Schauspieler sich ihrer klaren, einfachen Emotionen mit größtmöglicher Emphase versichern, bewegt sich die Geschichte auf ihr Finale zu, gelegentlich unterbrochen von Spezialeffekten, die durchwachsenes Fernsehniveau haben. Vielleicht fällt dem Zuschauer irgendwann verwundert auf, das der Musiker Smudo – einer der Deutsch-Rapper von den Fantastischen Vier – als Marduk zu sehen ist, später hat auch die TV-Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes einen Auftritt als lang verschollene geliebte Rosalinde, die Ritter Roman – man beachte die Alliteration – wieder in ihre Arme schließt.

Dass alles ist sehr, sehr merkwürdig, und doch kann man dem Film einen gewissen Charme nicht absprechen. Die Schlichtheit der dargestellten Emotionen, die einfache Erzählweise: Es ist geradezu rührend. Und vor allem ist es ein Film, dessen Zielgruppe wohl die unter 12jährigen sind. Die sind seit Jahren schwer begeistert von der schon über 300 Teile langen Serie „Das Haus Anubis“, benannt nach dem Internat, auf dem die neun Hauptfiguren leben und – fraglos in Anlehnung an den Erfolg der bekannten Fantasy/ Mystery-Serien – magische Abenteuer erleben. Erfunden wurde das Konzept in Belgien, einige Jahre später nicht etwa ins Deutsche synchronisiert, sondern mit deutschen Schauspielern komplett neu gedreht. Bücher, Computerspiele, Songs und anderes übertragen den Erfolg der Serie inzwischen in anderen Medien, nun also ein Kinofilm. Verstehen tut man die Begeisterung für die Figuren und Geschichten zwar nur ansatzweise, doch das junge Zielpublikum wird schon wissen, warum es „Das Haus Anubis – Pfad der 7 Sünden“ anschauen wird.

Michael Meyns

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