Days of Summer – (500) Days of Summer

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Die ewig kitschigen, sentimentalen und unreflektierten Konventionen romantischer Komödien waren den Drehbuchautoren von „ (500) Days of Summer“ ein Dorn im Auge. Nicht zuletzt deshalb besticht ihre einfallsreiche postmoderne Liebesgeschichte, die gekonnt über Schicksal und Zufall reflektiert, mit Charme und Originalität. Das gelungene Regiedebüt von Marc Webb gleicht streckenweise einem Pop-Song in Form eines Spielfilms.

Webseite: www.foxfilm.de

USA 2009
Regie: Marc Webb
Buch: Scott Neustadter, Michael H. Weber
Kamera: Eric Steelberg
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel, Geoffrey Arend, Matthew Gray Gubler, Chloë Grace Moretz, Clark Gregg, Rachel Boston, Minka Kelly
Länge: 94 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart neu: 22.10.2009  

PRESSESTIMMEN:

Die seltene romantische Komödie, die tatsächlich romantisch und komisch ist.
KulturSPIEGEL

FILMKRITIK:

„Boy meets Girl“ – es ist die älteste Geschichte der Welt, die Regisseur Marc Webb ein weiteres Mal, jedoch höchst originell, erzählt. Dabei geht es auch um die Architektur des Glücks, das schließlich nicht von ganz allein kommt, sondern auch konstruiert werden will. Im Mittelpunkt der verwinkelten Lovestory steht Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt), der eigentlich gern Architekt werden möchte. Doch vorerst verfasst der verträumte Texter kitschige Sprüche für Glückwunschkarten. Als im Büro die neue Kollegin Summer Finn (Zooey Deschanel) auftaucht, verliebt sich der hoffnungslose Romantiker Hals über Kopf in sie.

Aber die kapriziöse Sekretärin des Abteilungsleiters möchte sich nicht binden. Sie will ihr Leben genießen. Unmissverständlich teilt sie Tom mit, dass sie nicht an die große Liebe glaubt. Freundschaft ja, Beziehungsclinch nein Danke, so ihre Devise. Trotzdem schnappt sie sich ihn bald darauf im Kopierraum und küsst ihn leidenschaftlich. Tom schwebt im siebten Himmel, um freilich kurz danach wieder über das Minenfeld der Geschlechterbeziehungen zu stolpern. Denn Summer lässt sich spontan von ihren augenblicklichen Gefühlen treiben.

Mutig bricht Regisseur Webb bei seinem gelungenen Regiedebüt mit der Chronologie. Verwegen arbeitet der 30jährige Werbefilmer mit grandiosen Zeitsprüngen. Frühe und späte Episoden aus der 500-tägigen Beziehung der beiden Hauptfiguren wechseln sich dabei kaleidoskopartig bunt gemischt ab. Kompromisslos katapultiert er seinen Hauptdarsteller ansatzlos vom Anfang zum Ende, vom Glück über die Depression bis hin zur erneuten Hoffnung und wieder zurück. Damit schildert sein Film gleichzeitig dramaturgisch eindrucksvoll das zwischen Himmelhoch Jauchzend bis zu Tode betrübt schwankende Gefühlsleben seines Protagonisten.

Vor allem die formalen Spielereien, angefangen vom Vor- und Rückwärtszählen der 500 Tage, über Splitscreens, welche Realität und Erwartung parallel auf der Leinwand zeigen, bis hin zu einmontierten Schwarzweißaufnahmen, comicartigen Animationen oder Zitate aus zeitlosen Filmklassikern wie Bergmans „Das siebte Siegel“ oder „Die Reifeprüfung“, verleihen seinem postmodernen Liebesfilm betörenden Charme. Damit hebt sich die etwas andere Love-Story wohltuend ab vom Mainstream romantischer Komödien.

Streckenweise erinnert die unsentimentale Tonart dieser bitter-süßen Anatomie einer Romanze sogar an den Kultfilm „Harry und Sally“. Die Szene, in der Meg Ryan als Sally im Restaurant einen Orgasmus vortäuscht, bleibt natürlich trotzdem unübertroffen. Obwohl die Chemie zwischen den ideal besetzten Jungstars Joseph Gordon-Levitt und Zooey Deschanel bestens funktioniert. In einer Nebenrolle brilliert Chloe Grace Moretz, als Toms 12jährige Schwester Rachel. Mit coolen Sprüchen profiliert sie sich überraschend als kluge Beziehungsberaterin „Nur weil irgendein schnuckeliges Mädchen denselben bizarren Müll mag wie du,“ versucht sie ihren euphorischen großen Bruder zu ernüchtern, „macht sie das nicht zu deiner Seelenverwandten“.

„Mein Background sind Musikvideos,“ betont Regisseur Webb, „mich hat schon immer interessiert, wie man Bilder mit Musik koppelt.“ Und so spielt Musik von Anfang an eine Schlüsselrolle. Bezeichnenderweise finden Tom und Summer über die britische Indie-Pop-Band der 80er Jahre The Smith zusammen. Popsongs wie „You Make My Dreams“ von Hall & Oates, „She’s Like the Wind“ aus «Dirty Dancing» oder «Bookends» des legendären Duos Simon & Garfunkel kommentieren pointiert das unterhaltsame Potpourri auf der Leinwand.

Luitgard Koch

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