Lila Lila

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Der unscheinbare Kellner David wittert seine große Chance, die Aufmerksamkeit von Marie auf sich zu ziehen. Mithilfe eines nicht veröffentlichten Romans aus fremder Feder, will er ihr Herz erobern. Mit ungeahnten Folgen...
Die Kinoadaption des gleichnamigen Romans von Martin Suter ist ein turbulenter Filmspaß mit einem grandiosen Hauptdarstellertrio aus Daniel Brühl, Hannah Herzsprung und Henry Hübchen.

Webseite: www.lilalila-film.de

Deutschland 2008
Regie: Alain Gsponer
Drehbuch: Alexander Buresch
nach dem gleichnamigen Roman von Martin Suter
Darsteller: Daniel Brühl, Hannah Herzsprung, Henry Hübchen, Kirsten Block, Richard Sammel, Katharina Schüttler, Alexander Khuon, Godehard Giese, Stefan Ruppe, Henriette Müller, Simon Eckert
Laufzeit: 104 Minuten
Verleih: Falcom Media/Warner Bros.
Kinostart: 17.12.2009

PRESSESTIMMEN:

Der Schweizer Regisseur Alain Gsponer hat aus dem Stoff, der Martin Suters Roman "Lila, Lila" zum Bestseller gemacht hat, einen Film geschaffen, der es zum Kassenhit bringen könnte. Und das auch verdient hätte: Fern der üblichen deutschen Fernsehästhetik und mit phantastischen Hauptdarstellern (Daniel Brühl und Hannah Herzsprung) erzählt er mit bewundernswerter Lockerheit diese Geschichte von Liebe und Lüge als smarte, scharfe Satire auf den Wahnsinn des Buchmarktes, aber auch als ganz und gar unzynische und unkitschige Romanze. Ein Genuss.
KulturSPIEGEL


FILMKRITIK:

Zahlreiche Menschen träumen davon, etwas im Leben geschaffen zu haben, das ihr eigenes Dahinscheiden über Generationen hinweg überdauert - eine geniale Musikkomposition mit Top-Platzierung in den Charts, ein unvergleichliches und nie da gewesenes Kunstwerk, um welches sich die internationalen Galerien reißen oder aber den ultimativen Bestsellerroman, der nicht mehr und nicht weniger als eine neue Ära in der Weltliteratur einläutet. Im letzteren Fall haben fast ebenso viele Menschen wenigstens einige beschriebene Seiten in einer Schublade liegen, die ihre bislang ungekrönten Versuche, als Bestsellerautor Fuß zu fassen, dokumentieren. Bei David Kern (Daniel Brühl) liegt der Fall jedoch ganz anders. Zwar hat auch er einen Schwung beschriebener Seiten in der Schublade einer Kommode liegen, doch sind diese weder Ausdruck seines Talentes noch der Versuch, seinen kreativen Lebenstraum zu erfüllen. Genauer gesagt sind diese Seiten nicht einmal von ihm beschrieben worden. Und doch haben sie das Zeug zum ganz großen literarischen Durchbruch.

Das Ganze begann damit, dass Daniel wenigstens ein Auge auf die attraktive Marie (Hannah Herzsprung) geworfen hat. Als Kellner darf er seinem Gast aber gerade mal das Wasser reichen. Marie steht auf Schriftsteller und in ihrem Dunstkreis bewegen sich auch solche, die zumindest vorgeben das Zeug dazu zu haben. Daniel zählt nicht zu diesem erlauchten Kreis. Er fühlt sich nicht gerade kreativ zu Höherem berufen und ist in dieser Hinsicht auch eher einfach gestrickt. Als er Marie auf dem Flohmarkt trifft und auf ihr Geheiß hin eine olle Kommode ersteht, kommt alles wie es offenbar kommen sollte. Die Schublade der Kommode klemmt und birgt ein ungeahntes Geheimnis. Nur mit Brachialgewalt gelingt es Daniel dieses zu lüften. Ein altes Manuskript kommt zum Vorschein. Lose Blätter, die in ihrer Gesamtheit einen fertig geschriebenen Roman bilden. Und was für einen! Eine Liebesgeschichte, die in den 50er Jahren angesiedelt ist und mit besonderer Reife und viel Gefühl erzählt wird. Das ist Daniels große Chance. Er überträgt die Seiten in seinen Computer, setzt seinen Namen darunter und druckt sie erneut aus. Nun hat er den nötigen Lesestoff an der Hand, um Marie zu imponieren. Eine ziemlich blöde Idee, die sich allzu schnell verselbstständigt und darin gipfelt, dass David auf einer Autogrammstunde plötzlich einem abgehalfterten Herumtreiber namens Jacky (Henry Hübchen) gegenübersteht, dem wahren Autor von „Lila, Lila“.

Der immer wieder auf Neue überzeugende Darsteller Daniel Brühl (Good Bye Lenin!, Inglourious Basterds) hatte sich bereits frühzeitig dafür stark gemacht, die Rolle des unscheinbaren Kellners, der durch einen Zufall zum Literaturstar avanciert und dabei von einem Unheil ins nächste stolpert, zu übernehmen. Die Buchvorlage von Martin Suter hatte Brühl bereits beim Einlesen des Hörbuchs zu schätzen gelernt. So erweist sich die Besetzung des Films in der Tat als ein absoluter Glücksgriff. Die Rolle des David Kern scheint Daniel Brühl wie auf den Leib geschneidert. Doch damit nicht genug. An seiner Seite agieren wenigstens zwei Darsteller, die in diesem Film einmal mehr über sich hinauswachsen. Dabei ist vor allem Henry Hübchen in der Rolle des verkannten und wahrlich unsympathischen Genies Jacky eine Performance gelungen, die ihresgleichen sucht.

Überdies besticht der neue Film von Alain Gsponer (Das wahre Leben) durch die insgesamt ebenso spritzige wie charmante Inszenierung. Eine turbulente Komödie, die niemals an Tempo verliert und sich dennoch leise und tragikkomische Zwischentöne erlaubt. Und selbst wenn die Kinoadaption gerade zum Ende hin von der Romanvorlage abweicht, bleibt sie ein durchweg gelungener und kurzweiliger Filmspaß.

Gary Rohweder

David Kern ist ein zurückhaltender Mann, von Beruf Kellner in einem Café. Auf eine Frau unter den Gästen, Marie, die Literaturstudentin, hat er ein Auge geworfen, doch die scheint für ihn unerreichbar. Was tun?

David hat Glück. Als er auf dem Flohmarkt einen Nachttisch erwirbt, findet er versteckt in dessen Schublade ein dickes Manuskript. Einen Roman. Und zwar eine romantische Liebesgeschichte, die ihn fast zu Tränen rührt.

Er lässt Marie das Manuskript lesen, gibt es als sein eigenes aus. Man kann ja die Anmache auf diese Weise versuchen. Der wahre Autor scheint ohnehin schon lange tot zu sein.

Marie ist begeistert, so sehr, dass sie sich in den vermeintlichen Autor David verliebt. Und zwar sehr.

Heimlich schickt sie das Manuskript an einen Verlag. Das Buch schlägt ein, der Rummel wird groß, eine Lesung folgt auf die andere, die Verlage übertrumpfen sich mit Angeboten.

Und David? Der arme Kerl. Er wollte das alles nicht. Er suchte lediglich eine Möglichkeit, mit Marie anzuknüpfen. Jetzt ist er überrumpelt und unglücklich.

Ein zweifelhafter Typ sucht ihn auf. Der stellt sich mit dem auf dem Manuskript genannten Namen vor, will Jackie genannt werden. David fällt aus allen Wolken. Jetzt sitzt er echt in der Klemme. Jackie weiß um das Dilemma, in dem David steckt. Davon und vom Literaturrummel, der sich bis zur Leipziger Buchmesse erstreckt, will er profitieren. Dass Jackie ein Betrüger ist, stellt sich erst viel später heraus.

Zu spät? Denn da ist ja noch Marie, die, sich getäuscht und vernachlässigt fühlend, längst zurückgezogen hat. Aber vielleicht wird aus David und Marie ja doch noch etwas.

Ein erfolgreicher Roman, eine hübsche Ausgangsidee, eine reizende Liebesgeschichte, die Entlarvung des „Literatur“betriebsrummels und des lächerlich aufgebauschten Mediengetues sowie drei hervorragende Hauptakteure: David Brühl als der schüchterne, über den Haufen gefahrene „Autor“, Hannah Herzsprung als aparte, exakt angemessen agierende Marie und der unverwüstliche Henry Hübchen, den durchtriebenen Jackie lauthals, aber glaubwürdig wiedergibt.

Thomas Engel