Dolpo Tulku

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Im Alter von 10 Jahren wurde der Hirtensohn Sherap Sangpo aus der nepalesischen Provinz Dolpo hoch im Himalaya als Reinkarnation des Dolpo Tulku erkannt und zur Ausbildung nach Indien geschickt. 16 Jahre später kehrt er in die Heimat zurück, um dort die Position des geistlichen Oberhaupts einzunehmen. DOLPO TULKU begleitet den jungen Mann, auf den eine große Verantwortung wartet, auf der beschwerlichen Reise in eine der abgelegensten Regionen der Welt.

Webseite: www.dolpotulku.de

Deutschland 2009
Regie: Martin Hoffmann
Buch: Daniele Hartmann, Martin Hoffmann
Länge: 107 Minuten
Verleih: Piffl Medien
Kinostart: 7.1.2010
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Der Dolpo Tulku ist ein sympathischer Mann, sehr freundlich, sehr klug und sehr sehr bescheiden. Schon als kleiner Junge wollte er Mönch werden. Vielleicht auch, gibt er zu, weil das Leben als buddhistischer Mönch weniger entbehrungsreich ist als das Leben der Hirten im Dolpo, einer der höchsten und unzugänglichsten Regionen der Welt im Nordwesten Nepals an der Grenze zu Tibet. Im Kloster wurde der Junge, der als Sherap Sangpo geboren wurde, als Reinkarnation des obersten geistlichen Führers des Dolpo erkannt und zur Ausbildung nach Indien geschickt. Nun, nach sechzehn Jahren in der Stadt, kehrt er per Flugzeug, per Pferd und zu Fuß in seine Heimat zurück, um seine vorbestimmte Position als religiöses Oberhaupt anzutreten. Regisseur Martin Hoffmann hat ihn auf dieser Rückkehr begleitet.

Der Film beginnt in Indien. Nach den Abschiedszeremonien verlässt Rinpoche Sherap Sangpo Dolpo Tulku die Annehmlichkeiten des modernen technisierten Lebens und macht sich auf den Weg in die auf über 4.000 Meter gelegenen Dorfgemeinden des Himalaja. Ausführlich dokumentiert Hoffmann, die lange beschwerliche Reise. In langen Panorama-Einstellungen filmt er, wie der Trupp orange-roter Mönche langsam durch die leuchtend grünen Hochebenen stiefelt und im Nieselregen zu abgelegenen Klöstern kraxelt. Überall stehen die Menschen an der Straße und lassen sich segnen oder erscheinen zu den ausgedehnten Zeremonien, die nach Jahren wieder von einem geistlichen Oberhaupt durchgeführt werden. Dazwischen sind Interviewszenen geschnitten, in denen sich der Mönch Gedanken über seine Rolle macht. Er erzählt, wie er einerseits erfreut und geehrt war, als er als Reinkarnation erkannt wurde, seine Position andererseits aber auch als große Verpflichtung empfindet. Dass er die Verpflichtung annehmen muss, steht für ihn außer Frage. Sie ist auch eine politische Aufgabe, denn neben dem spirituellen Wohlergehen brauchen die Menschen des Dolpo Bildung, Elektrizität, ein Krankenhaus und die Unterstützung der Welt draußen. Dolpo Tulkus größter Traum ist eine Straße über die Fahrzeuge und Maschinen ins Land gelangen könnten.

DOLPO TULKU ist ein sehr ruhiger, beobachtender Film. Hoffmann hält sich mit auktorialen Kommentaren extrem zurück. Er ist nie zu sehen oder zu hören. Lediglich spärliche, als Texttafeln eingeblendete Zwischenkommentare erläutern, wo man sich gerade befindet, wer spricht oder wie die Zeremonie heißt, die in den Bildern gefeiert wird. Manchmal wären ein paar Erläuterungen schön gewesen, um mehr zu verstehen, als das touristische Auge entziffern kann. So bleiben vor allem die atemberaubenden Landschaftsbilder im Gedächtnis, die bunten Rituale und das sympathische Lächeln des Dolpo Tulku. Und die Frage nach der Balance zwischen der Bestimmung und den eigenen Wünschen, die sich dem Dolpo Tulku besonders markant stellt und auf die er eine Antwort finden muss.

Hendrike Bake

Das Dolpo ist eine hoch und abgeschieden gelegene Region in Nepal an der Grenze zu Tibet. Früher gehörte es sogar einmal zu Tibet. Es gibt ein unteres und ein höher gelegenes Dolpo, um welch letzteres es in diesem Film geht. In der riesigen Himalaya-Landschaft ist es irgendwo versteckt. Das hat einen Nachteil und einen Vorteil.

Der Nachteil: Es ist totales Entwicklungsgebiet. Keine Straßen, keine Krankenhäuser, kein fließender Warenverkehr, so gut wie keine Schulen.

Der Vorteil: Negative Einflüsse blieben fern. Es herrschen der Buddhismus, die Tradition, der Zusammenhalt der Menschen, die alten Gebräuche, die in Jahrhunderten bewährte Spiritualität – auch wenn sie zuweilen mit kuriosen Erscheinungen verbunden ist.

Von dort stammt Sherap Sangpo. Er wurde als Kind von buddhistischen Lehrmeistern als Wiedergeburt eines bekannten Lama erkannt, und seither gilt er als Tulku, genauer gesagt als „Dolpo Tulku“. Als Kind kam er nach Indien und wurde da entsprechend geschult. Jetzt, nach 17 Jahren, kehrt er zurück. Er will als Tulku den „reinen Geist“ des Buddhismus verbreiten, für die Anliegen der Menschen da sein, bis zu einem gewissen Grad auch die Region modernisieren.

Der Film schildert die Rückkehr des Tulku aus Indien. Drei Amtssitze wird er innehaben und verwalten müssen. In tagelangen beschwerlichen Bergreisen werden sie erreicht, immer begleitet von minutiösen und ausführlichen Zeremonien. Dann ist Sherap Sangpo jeweils endgültig inthronisiert.

Die Reisehandlung wird immer wieder durchbrochen von Aussagen des Tulku. Er berichtet aus seinem Leben, erklärt, wie er das Wesen des Buddhismus versteht und erlebt, legt den Schwerpunkt seiner Ausführungen darauf, wie er den Menschen des Dolpo helfen kann.

In die herrliche Landschaft eingebettet ist das alles dokumentarisch festgehalten. Eine Facette einer im Vergleich zum Westen fremdartigen, aber beachtenswerten Lebensweise. Der Regisseur Martin Hoffmann hat keine besonderen dramaturgischen Anstrengungen unternommen. Er zeigt ganz einfach nur, wie alles abläuft.

Der Buddhismus ist im Schwange – auch im „Abendland“. Hier ist wieder ein Beispiel.

Thomas Engel