Auch fast 130 Jahre nach ihrem Erscheinen fasziniert die Figur des adeligen Blutsaugers Dracula die Menschen. Nur wenige literarische Werke wurden derart oft verfilmt wie Bram Stokers gleichnamiger Gruselroman, der den im Zentrum stehenden Vampir zu einer der größten Genreikonen machte. In die illustre Reihe der Leinwandinterpreten um Friedrich Wilhelm Murnau (sein Klassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ war eine unautorisierte Adaption), Tod Browning und Francis Ford Coppola ordnet sich nun auch Luc Besson ein, der den US-Schauspieler Caleb Landry Jones in einer wilden, die Grenzen zum Trash ständig einreißenden Fantasy-Romanze inszeniert. „Dracula – Die Auferstehung“ ist wahrlich ein Kuriosum der schlechteren Sorte.
Über den Film
Originaltitel
Dracula: A Love Tale
Deutscher Titel
Dracula – Die Auferstehung
Produktionsland
FRA
Filmdauer
129 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Besson, Luc
Verleih
Leonine Distribution GmbH
Starttermin
30.10.2025
Luc Besson selbst betonte mehrfach, dass er die Veröffentlichung seines kontrovers aufgenommenen Thriller-Dramas „DogMan“ von 2023 nicht als sein Comeback auf dem Regiestuhl ansähe. Schließlich habe er nie aufgehört, zu arbeiten. Gleichwohl wurde es ab 2018 etwas ruhiger um den gerne nach den Sternen greifenden Filmemacher. In jenem Jahr kamen Vorwürfe der sexuellen Gewalt gegen ihn auf, die der oberste französische Gerichtshof inzwischen allerdings in letzter Instanz als unzulässig befunden hat. Nach dem verhältnismäßig kleinen Projekt „DogMan“ macht Besson mit der Klassikerneuinterpretation „Dracula – Die Auferstehung“ nun wieder einen Schritt in Richtung Blockbuster-Kino, das er in seiner Karriere schon des Öfteren aus Europa heraus zu stemmen versuchte. Nicht immer mit Erfolg, wie das Beispiel seiner Scifi-Comicadaption „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“ (2017) zeigt.
Der von Caleb Landry Jones gespielte Prinz Vlad II, Graf von Drācul, tritt uns in Bessons Version zu Beginn im Jahr 1480 als liebestoller junger Mann gegenüber. Wie ein frisch verknallter Teenager tollt er mit seiner Ehefrau Elisabetta (Zoë Bleu) herum, bevor er quasi vom Bett aus aufs Schlachtfeld gezerrt wird, wo er die Osmanen am weiteren Vordringen in Europa hindern soll. Nur wenig später liegt seine verehrte Gattin tot im Schnee, was den rasenden Witwer von Gott und der Kirche abfallen lässt. Der Preis für seinen den Kardinal das Leben kostenden Zorn: ewiges Leben als Blutsauger. Den Verlust Elisabettas nicht wahrhaben wollend, sucht er fortan wie ein Besessener nach ihr. 400 Jahre später scheint Dracula am Ziel angelangt zu sein. Mina (Zoë Bleu), die in Paris weilende Verlobte des bei ihm aufkreuzenden Anwalts Jonathan Harker (Ewens Abid), sieht der Verstorbenen verdächtig ähnlich.
Offenkundig hat sich Luc Besson für seinen Blutsaugerstreifen noch einmal intensiv mit Francis Ford Coppolas „Bram Stoker‘s Dracula“ von 1992 befasst. Der Einfluss dieser mit Gary Oldman in der Titelrolle besetzten Verfilmung ist deutlich zu spüren, nicht nur, aber auch in der irritierend skurrilen und voluminösen Frisur, die der Protagonist eine Zeitlang trägt. Nach seinem Tour-de-Force-Auftritt in „DogMan“ darf Caleb Landry Jones erneut richtig über die Stränge schlagen, all den Schmerz und die Wut seiner Figur in die Welt hinausschreien. Keine Frage, der US-Darsteller zieht alle Register, spielt sich die Seele aus dem Leib. Mitleid mit seinem Graf Dracula mag man trotzdem nicht empfinden, weil dieser bei Licht betrachtet ein irrer Stalker ist, der über die Jahrhunderte Frauen ihr Leben raubt und sie zu willenlosen Dienerinnen macht.
Überhaupt geht die tragische Liebesgeschichte, die Besson offenkundig anvisiert, von der er in vielen Interviews erzählt, in einem Strudel aus halbgaren Ideen und Genreversatzstücken unter. Dass er keinen Mut zum Risiko hätte, kann man dem Regisseur sicherlich nicht vorwerfen. Ebenso wenig, dass ihm nicht auch ein paar spektakuläre Bilder gelängen. Oft wirkt „Dracula – Die Auferstehung“ jedoch wie ein wirrer, willkürlich zusammengebastelter Mix, der mit triefendem Pathos, mittelprächtigen Effekten und hanebüchenen Drehbuchungereimtheiten ins Lächerliche kippt. Vor diesem Hintergrund ist es verwunderlich, dass Christoph Waltz als kirchlicher Van-Helsing-Verschnitt nicht gleichfalls kopfüber in den Wahnsinn eintauchen darf. In manchen Momenten, wo der zweifache Oscar-Preisträger herrlich freidrehen könnte, wird er von Bessons Skript ausgebremst. Eine von vielen Merkwürdigkeiten, die sich einfach nicht erschließen will.
Christopher Diekhaus







