Einmal Hans mit scharfer Soße

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Der Graben zwischen Deutschen und Türken scheint noch immer tief, obwohl aus Gastarbeitern nach mittlerweile drei Generationen längst Inländer wurden. Die kulturellen Unterschiede bleiben bestehen, und sie werden nach wie vor oft negativ belegt. Seit einigen Jahren nehmen Komödien die gegenseitigen Klischees aufs Korn. So auch die Bestseller-Verfilmung „Einmal Hans mit scharfer Soße“ von Buket Alakus. Neben Idil Üner spielen Max von Thun und Janek Rieke.

Webseite: www.einmalhansmitscharfersosse-derfilm.de

Deutschland 2013
Regie: Buket Alakus
Buch: Ruth Toma
Darsteller: Idil Üner, Sesede Terziyan, Adnan Maral, Şiir Eloǧlu, Demet Gül, Max von Thun, Janek Rieke
Länge: 96 Minuten
Verleih: NFP marketing & distribution*
Kinostart: 12. Juni 2014

FILMKRITIK:

Hatice (Idil Üner) ist eine moderne junge Frau, die in Hamburg als Journalistin arbeitet und bisher keine Interesse an einer Hochzeit hatte. Jetzt aber wird es höchste Eisenbahn: Ihr jüngere Schwester Fatma (Sesede Terziyan) ist heimlich schwanger und wartet sehnlich darauf, ihren türkisch-stämmigen Freund heiraten zu können. Aber Papa Ismail (Adnan Maral) ist da stockkonservativ. Zuerst muss die älteste Tochter unter die Haube, dann darf die jüngere nachziehen. Mittlerweile ist er schon so weit, dass er sogar einen Deutschen als Schwiegersohn akzeptieren würde. Wenn nur endlich überhaupt jemand seine Hatice heiratet! Und so bricht die hektische Suche nach einem deutschen Bräutigam los, bei der mehr als einmal die unterschiedlichen Kulturen heftig kollidieren.
 
Hatice Akyün verarbeitete 2005 in ihrem Roman „Einmal Hans mit scharfer Soße“ eigene Erfahrungen. Das Buch wurde ein großer Erfolg, 300.000 Exemplare verkauft. Mit Buket Alakus fand sich für die Verfilmung eine Regisseurin, die durch ihre bisherigen Arbeiten bestens geeignet erscheint. Mit Filmen wie „Eine andere Liga“ (2004) oder „Finnischer Tango“ (2008) erreichte auch sie ein großes Publikum mit massenkompatiblen Geschichten, die zwar leichte Unterhaltung bieten, sich aber dennoch an komplexen Themen abarbeiteten.
 
„Einmal Hand mit scharfer Soße“ schlägt einen Ton an, der zwischen Klamauk und Komödie schwankt. Da wird das anatolische Dorf, das Deutschtürkinnen angeblich immer im Kopf mit sich herumtragen, durch kleine Miniatur-Dorfbewohner versinnbildlicht, die bei allen moralisch fragwürdigen Entscheidungen Hatices in Gezeter ausbrechen und ins Nebenzimmer gesperrt werden müssen. Diese wie einige andere der witzig gedachten Szenen hinterlassen leider einen recht unbeholfenen Eindruck. Oft regiert der Comedy-Holzhammer, oder es mangelt an stimmigem Timing und originellen Ideen.
 
Der Culture-Clash will auch deshalb nicht zünden, weil vor allem Hatices Hamburger Lebenswelt zu ungenau gezeichnet ist. Über kulturelle Klischees macht der Film sich stellenweise durchaus pointiert lustig, ersetzt sie aber mit anderen, zum Beispiel dem von der erfolgreichen Medienfrau im Glamour-Milieu. Dem Film hätte es geholfen, wenn das Drehbuch seine Figuren und deren Konflikte ernster nähme und eben daraus komödiantisches Potential holte. Denn Hastices Weigerung, den Vorstellungen ihres Vaters zu entsprechen, lösen durchaus großen dramatischen Widerhall aus. Mit etwas mehr Entschlossenheit hätte der Film den Zwiespalt, von dem er eigentlich erzählen will, deutlicher machen können.
 
Dass „Einmal Hans mit scharfer Soße“ am Ende doch gut unterhält, liegt vor allem an dem großartigen, spielwütigen Ensemble der türkisch-stämmigen Darsteller. Allen voran sei hier Şiir Eloǧlu genannt, die als Hatices Mutter eine hinreißend schrille Darbietung hinlegt, die das Klischee der türkischen Mama gleichzeitig feiert und untergräbt. Keine Frage: Wir brauchen mehr Filme wie diesen, die einen unterhaltsamen Blick auf das Einwanderungsland Deutschland werfen und die Alltäglichkeit kultureller Differenzen betonen. Hatice Akyüns Roman-Fortsetzung „Ali zum Dessert“ bietet sich an.
 
Oliver Kaever