Emmas Glück

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Als der ordnungsliebende Buchhalter Max erfährt, dass er an Krebs erkrankt ist, sucht er in einer Kurzschlussaktion das Weite - nicht ohne vorher das gesamte Schwarzgeld und eine Luxuskarosse seines Freundes und Arbeitgebers Hans mitgehen zu lassen. Die Flucht führt ihn geradewegs in die Arme der burschikosen Bäuerin Emma. Zwischen dem Buchhalter und der schönen Schweinezüchterin beginnt eine sinnliche, saftige Liebesgeschichte. Doch das Glück zwischen Schinken und Speck kann nicht ewig währen. Max kann nur hoffen, dass Emma ihn ein zweites Mal auffängt...
Mit Witz, Wärme und Wehmut erzählt Sven Tadikken ein ungewöhnliches Liebesmärchen, in dem gleich zwei Frösche sich in ein wunderbares Prinzenpaar verwandeln. Der Film ist nicht frei von ländlicher Folklore, hat aber mit Jürgen Vogel und der fantastischen Neuentdeckung Jördis Triebel ein Darstellerduo, das bis zum bittersüßen Ende zu beglücken weiß.

Webseite: www.emmas-glueck.de

Deutschland 2006
Regie: Sven Taddicken
Drehbuch: Claudia Schreiber, Ruth Thoma
Darsteller: Jürgen Vogel, Jördis Triebel, Martin Feifel
Länge: 99 Min.
Verleih: Pandora-Film
Start: 17.8.2006

PRESSESTIMMEN:

Humorvoll, lebensklug und scharfsinnig. Da haben nicht nur die Bauern Schwein - sondern auch die Zuschauer.
Spiegel Online

Die schrulligste und wunderbarste Liebesgeschichte des Sommers. ...alle Überraschungen dieser versponnenen Romanze sollten Sie unbedingt selbst entdecken.
Brigitte

...erzählt von der zärtlichsten Halsabschneiderin des Kinos. ...eine bezaubernde Geschichte über Männer, Schweine, die große Liebe und den Weg allen Fleisches. Basierend auf Claudia Schreibers Roman ist Regisseur Sven Taddicken mit zwei großartig harmonierenden Hauptdarstellern ein ebenso schwungvoller wie bewegender Film gelungen.
Der Spiegel

...  tragisch und komisch zugleich, mit erfrischender Leichtigkeit ...  ein Film über Liebe und Tod, der ganz viel über die Lust am Leben erzählt und dabei mächtig unter die Haut geht .
ZDF Heute-Journal 

Jördis Triebel, eine 28-jährige Filmdebütantin, verzaubert als Emma die Story aufs Unwiderstehlichste.
Der Spiegel

FILMKRITIK:

Die Nachricht von dem unheilbaren Krebs, der in seiner Bauerspeicheldrüse wuchert, trifft Max (Jürgen Vogel) wie einen Keulenschlag. Der freundliche, aber eher spießige Buchhalter hat noch gar nicht angefangen zu leben und jetzt soll schon alles vorbei sein? Selbst seinem einzigen Freund und Arbeitgeber, dem Autohändler Hans (Martin Feifel), kann er sich nicht anvertrauen, und so entschließt er sich zur Flucht aus dem Lehrbuch, um an irgendeinem Traumstrand am Pazifik sein Leben zu beenden. Als Reisekasse dient das umfangreiche Schwarzgelddepot der Firma. Doch Max wird beim mitternächtlichen Räubern ertappt und flieht mit einer der Luxuskarossen.

Die nächtliche Verfolgungsjagd durch das Bergische Land endet mit einem Autounfall und führt Max nicht ans Meer, sondern geradewegs in die Arme der burschikosen Bäuerin Emma (Jordis Triebel). Die zupackende, schöne Schweinezüchterin findet den bewusstlosen Fahrer und seine prall gefüllte Geldschatulle und versteckt zuerst einmal beides vor den Augen der neugierigen Dorfbewohner auf ihrem verwahrlosten Einsiedlerhof.
Max, nur leicht verletzt, möchte nach dem bösen Erwachen den Hof sofort wieder verlassen. Alles an dem verdreckten Anwesen erscheint ihm abstoßend, selbst die freundliche Jungbäuerin wirkt auf den reinlichen Mann wie eine ständige Bedrohung. Doch weil sowohl der in Emma hoffnungslos verliebte Dorfpolizist als auch der schwer verärgerte Autobesitzer argwöhnisch nach dem verschwundenen Fahrer des Unfallwagens Ausschau halten, bleibt Max auf dem Hof.

Ohne dass er ihr von seiner Krankheit und den Umständen seiner Flucht erzählt und ohne dass sie ihm gesteht, dass das Geld nicht verbrannt, sondern unter ihrem Bett gelandet ist, beginnt zwischen den beiden Sonderlingen ein sanftes Beschnuppern.
Dabei kommt es gleich zu ersten Irritationen. Emma mag Max vom ersten Augenblick an, bekommt aber einen mittleren Tobsuchtsanfall, als dieser ihre Wohnung auf Vordermann bringt. Doch nicht nur in Punkto Sauberkeit bringt Max Emmas Leben gehörig durcheinander. Die Frau, die bisher lieber ihre Schweine liebkost hat und deren sexuelle Erfahrungen sich auf genussvolle Fahrten mit dem vibrierenden Moped beschränkten, stürzt sich voller Wonne in ein erotisches Abenteuer.

Für Max wiederum wirkt die Begegnung mit der authentischen Bauersfrau wie ein Lebenselixier. Gleichzeitig scheint er aber auch zu ahnen, dass die Frau, die ihre Tiere innig liebt und sich dennoch nicht vor dem Schlachten scheut, auch für ihn die Trösterin ins Reich der Toten werden könnte.

Sven Taddicken verwebt nicht nur das Thema Sterbehilfe gekonnt in die bittersüße Liebesgeschichte. Der ganze Film findet fast immer den richtigen Ton, um komische und tragische Momente zu einem glaubhaften Ganzen zu verbinden. Bis auf kleine Ausrutscher ins folkloristische Klischee vom Naturparadies auf dem Lande gibt sich der Film beim Griff ins pralle Leben eher rustikal romantisch denn verkitscht sentimental.

Das ganze große Los hat die Regie aber bei der Wahl der Hauptdarsteller gezogen. Jürgen Vogel, dem man anfangs den peniblen Langeweiler nicht so recht abkaufen will, steigert sich im Zusammenspiel mit der jungen Jördis Triebel in einen wahren Spielrausch. Die Kinodebütantin und gefeierte Theaterschauspielerin Jördis Triebel ist aber die eigentliche Sensation des Filmes. Ihre Emma ist von einer unwerfenden Erotik und lässt einem in nächsten Moment erschauern, wenn sie dem Schwein, dem sie zarte Worte ins Ort säuselt, dabei mit scharfer Klinge die Kehle durchschneidet. Mit größtmöglicher Selbstverständlichkeit vereint sie Eros und Tanatos und macht so aus einem guten Kinofilm ein echtes Ereignis.

Norbert Raffelsiefen