Fluch der goldenen Blume, Der

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Nach seinen kunstvollen Martial-Arts-Epen „Hero“ und „House of Flying Daggers“ erzählt Zhang Yimou wieder eine Geschichte über Liebe und Verrat aus dem alten China. Statt einer Abenteuergeschichte ist ihm diesmal ein Kammerspiel-artiges Farbspektakel gelungen, das trotzdem nicht auf opulente Schlachtszenen und elegantes Blutvergießen verzichtet.

Webseite: www.derfluchdergoldenenblume.de

OT: Curse of the Golden Flower
China 2006
Regie: Zhang Yimou
Mit Chow Yun Fat, Gong Li, Jay Chou, Liu Ye, Ni Dahong, Chen Jin, Li Man, Qin Junji
114 Minuten
Kinostart: 26. April 2007
Verleih: Tobis

PRESSESTIMMEN:

 

in höchst artifizieller Bilderbogen, der Leidenschaften und Vernichtungsbereitschaft im Stil der Königsdramen eines William Shakespeare ausbreitet.
film-dienst

Ein monumentales Kinoepos... Bilder von erlesener Schönheit... Eine Schau der Superlative!
ARD ttt - titel thesen temperamente


FILMKRITIK:

Zhang Yimou liebt William Shakespeare und daher verwundert es kaum, dass sich der chinesische Regisseur auch seinem neuen Film der Themen um Liebe, Verrat, Betrug und Intrigen angenommen hat. Dass dabei Chow Yun Fat und Gong Li – die international wohl bekanntesten Gesichter des Hong-Kong-Kinos – die Hauptrollen spielen, kommt der Erzählung nur zugute. Zhang Yimou verfrachtet das 1933 von Cao Yu verfasste Drama „Das Gewitter“ (eines der meistgespieltesten Theaterstücke in China) in die Zeit der Tang-Dynastie vor 1000 Jahren. Prinz Jai (Jay Chou) kehrt nach langjährigen Kriegszügen an den Hof zurück, wo sich in seiner Abwesenheit einiges verändert hat. Allerhand verbotene Begehrlichkeiten wurden geweckt, geheime Beziehungen geführt, intime Spiele gespielt, die allesamt unter dem Deckmantel der schweigsamen Familie bleiben sollen. Als sich jedoch der König (Chow Yun Fat) anschickt seine eigene Gattin (Gong Li) mit scheinbarer Medizin zu vergiften, gerät der unter strengem Regiment geführte Palast ins Wanken. Schon bald wird eine Vielzahl von Intrigen gesponnen, die am bevorstehenden Chrysanthemen-Fest ihren Höhepunkt erleben sollen, wenn sich Heerscharen von Kriegern gegenüberstehen.
 

 

Wie auch in seinen beiden vorherigen Filmen „House of Flying Daggers“ und „Hero“ vermag es Zhang Yimou erneut, bildgewaltige Martial-Arts-Szenen mit farbenprächtigen Kulissen zu vermengen, die hier von floureszierender und regenbogenhafter Schönheit sind. Wie durch ein golden-buntes Kaleidoskop schweben die Figuren durch den königlichen Palast, der in seinem optischen Pomp der eigentlichen Star und Hauptdarsteller des Films ist. Noch beeindruckender ist aber die Rivalität zwischen dem Königspaar, die sich auf eiskalte Mimik und tödliche Blicke beschränken, die Gong Li und Chow Yun Fat austauschen.

Dennoch schwächelt der Film, je längert er dauert, vor allem unter dramaturgischen Gesichtspunkten. So schön „Der Fluch der goldenen Blume“ auch anzuschauen ist, verliert man zusehends den Zugang zu den rachsüchtigen Figuren und ihren Motiven, die vermehrt in die Irre führen. Wer sich allerdings nicht satt sehen kann an immer wieder begeisternder Martial-Arts-Choreografien, in der allerhand schwarz-maskierte Schurken an unsichtbaren Seilen und fiesen Messern durch Bergschluchten heulen, der wird auch an diesem Film wieder seine Freude haben. Ohne Frage ist Zhang Yimou wieder ein beeindruckender, opulenter Film gelungen, der allerdings die berechtigte Frage aufwirft, ob der Starregisseur jemals wieder den Sprung in die Gegenwart schaffen wird nach so viel Geschichten aus dem alten China. Vielleicht beruhigt ja die Nachricht, dass Yimou die Eröffnungs- und Schlussfeierlichkeiten der Olympischen Spiele 2008 in Peking organisieren wird.

David Siems    

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China zur Zeit der späten Tang-Dynastie vor mehr als 1000 Jahren, auch die „Epoche der fünf Dynastien und zehn Königreiche“ genannt. Das Reich ist in dieser Zeit nicht geeint, sondern zerstückelt. Miteinander rivalisierende Regionalkönige und selbsternannte Gouverneure herrschen. Am Hof eines solchen Fürsten spielt der Film, eines Fürsten, der sich vom einfachen Offizier an die Spitze empor intrigiert hat und durch eine zweite günstige Heirat mit der Tochter eines anderen einflussreichen Regionalfürsten aufsteigen konnte. Durch das Festhalten an strengen Zeremonien versucht er übrigens heuchlerisch, seinen einst niedrigen Stand zu verdecken.

Der König, die Königin, die Prinzen Xiang, Jie und Cheng, der Hofarzt, seine Frau und deren Tochter Chan sind an der Handlung beteiligt. Der König hatte früher mit der jetzigen Frau des Hofarztes einen Sohn, den Prinzen Xiang. Doch niemand kennt das Geheimnis. Chan begehrt Xiang, nicht wissend, dass es sich um ihren Halbbruder handelt. Auch die Königin, die ahnt, dass etwas nicht stimmt, hat ein Auge auf Xiang geworfen. 

Prinz Jie ist eben von einem Feldzug zurückgekommen und spürt, dass auch innerhalb seiner Familie Krieg herrscht. Der König will durch eine stündliche Medikamentenverabreichung die Königin nicht nur schwächen, sondern sogar umbringen. Die Königin ihrerseits plant mit ihren Getreuen einen Putsch. „Hinter der Fassade aus Gold und Jade krabbeln die Spinnen“, sagt ein chinesisches Sprichwort. Das trifft auf die hier geschilderte Herrscherfamilie zu. 

Das symbolisch, philosophisch und medizinisch wichtige feierliche Chrysanthemenfest steht vor der Tür. An diesem Tag werden sich die ganzen Intrigen, wird sich der volle Hass entladen. Es geschieht eine fiktive melodramatische Tragödie Shakespeareschen Ausmaßes.

Regisseur Zhang Yimou gibt sich nie mit Gewöhnlichem ab. Er hat auch hier wieder, zumindest was die formale Seite des Films betrifft, ein Meisterstück abgeliefert. Eine immense Prachtentfaltung kommt auf den Zuschauer zu. Gold, Licht, Säulen und Wände aus vielfältigen Dekorationselementen, weitläufige Hallen und Wandelgänge, üppige Gewänder und Kronen, uralte höfische Rituale, majestätische Bewegungen, eine theatralische Sprechweise, ein getragener Rhythmus, riesige Palastfassaden samt weiten Palasthöfen, perfekt arrangierte Kampfszenen mit Hunderten von Soldaten in Rüstungen aus der Zeit – das alles ist zu einem prunkvollen Schauspiel zusammengefügt.

Natürlich haben dabei die Computer nachgeholfen, jedoch, wie der Regisseur mitteilt, nur in etwa 20 Einstellungen. „Das meiste, das man sieht, ist real, es handelt sich um reale Menschen und reale, aber natürlich unblutige Schlachten. Dabei kamen zwischen 800 und 1000 Statisten zum Einsatz.“ 

Die schöne Gong Li spielt die Königin, der international bekannte und viel beschäftigte Chow Yun Fat den König. Eine Superbesetzung.

Jedenfalls für Liebhaber des historischen asiatischen Stils ist dieser neueste Zhang Yimou ein absoluter Genuss.

Thomas Engel