Ganz weit hinten

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Wie ist es, auf einer Skala bis zehn nur eine drei zu sein? Für den etwas schüchternen 14-jährigen Duncan ist das Alltag, denn höher schätzt ihn Trent, der neue Freund seiner Mutter, nicht ein und fordert ihn auf, mehr an sich zu arbeiten, wenn das mit dem neuen Familienleben klappen soll.
Gleich ihr erstes Drehbuch ("The Descandants") brachte dem Autoren-Duo Nat Faxon und Jim Rash einen Oscar ein. Nun haben sie ihr zweites geschrieben und es erstmals auch selbst inszeniert.

Webseite: www.ganzweithinten-derfilm.de

OT: The way way back
USA 2013
Regie: Nat Faxon und Jim Rash.
Mit Steve Carell, Toni Collette, Allison Janney, Sam Rockwell u.a.
Länge: 104 Min.
Verleih: TC Fox
Kinostart: 5.12.2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Die Sommerferien stehen an, und die neue Patchwork-Familie will die Feuertaufe in Trents (Steve Carell) Ferienhaus am Meer bestehen. Alle sind voller guter Vorsätze, Duncans Mutter Pam (Toni Collette) ist verliebt und will den neuen Mann auch für ihren Sohn annehmbar machen. Einen Plan, den Trent durch seine dominante und fordernde Art, mit der er Duncan immer wieder unter Druck setzt, durchkreuzt. Mit dabei ist auch Trents Tochter Steph, die den etwas schüchternen Teenager konsequent ignoriert. Duncan ahnt, dass das auf gar keinen Fall gut gehen kann, und um nicht ständig mit den beiden neuen Familienmitgliedern anzuecken, versucht er allen aus dem Weg zu gehen. Ein viel zu kleines, pinkfarbiges Kinderfahrrad, das er in der Garage findet, kommt ihm da gerade recht. Mit ihm erkundet er die Gegend und entfernt sich so oft und so weit wie möglich vom Ferienhaus. Die anderen sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, das ihnen Duncans Abwesenheit kaum auffällt, nur die Nachbarstochter Susanna hat längst einen Blick auf den so unscheinbaren Jungen geworfen.

Duncans Fahrradausflüge führen ihn irgendwann zum Freizeitpark ‚Water Wizz’, wo er schnell Bekanntschaft mit dessen Manager Owen (Sam Rockwell) schließt. Owen ist ein eigenwilliger, schrulliger Typ mit großer Klappe und einem Herzen aus Gold. Er sieht sich als inoffizieller Ratgeber für alle Kids und schließt Duncan, der zwei Tage lang bei sengender Hitze mit hängenden Schultern und voll bekleidet nur auf der Bank sitzt und alles andere als Spaß hat, sogleich in sein Herz. Er foppt ihn und versucht ihn aus sich heraus zu locken. Kein leichtes Unterfangen, und so bietet er ihm einfach einen Job in seinem Wasserpark an. Fortan gehört Duncan zum Team, trägt Dienstkleidung und wächst täglich an seinen Aufgaben. Owen wird zu so etwas wie seinem Ersatzvater, obwohl er ihm immer nur als Freund und Ratgeber entgegentritt. Dabei erkennt Duncan schnell, das auch Owens coole Art, die im wahrsten Sinne des Wortes mit allen Wassern gewaschen scheint, nur Fassade ist und über dessen eigene Probleme hinwegtäuscht. So reift Duncan hier im Aquapark in einem Sommer vom melancholisch-niedergeschlagenen Außenseiter zum selbstbewussten jungen Mann heran und wird erstmals zu einer Zehn auf seiner eigenen Skala.

Die Oscar-prämierten Drehbuchautoren Nat Faxon und Jim Rash schrieben das Drehbuch für diesen wahrhaft unterhaltenden wie anrührenden Coming-Of-Age-Film und führten erstmals auch Regie. Mit frechen Dialogen und jeder Menge Ideen gelingt es ihnen, insbesondere im Aquapark immer wieder Spaß und gute Laune zu verbreiten. Dabei gelingt ihnen eine überzeugende Melanche aus lustigen und ernsten Momenten, die die Sorgen und Nöte eines Teenagers, verloren in einer Patchwork-Familie, überzeugend rüberbringt.

Kalle Somnitz