geheime Leben der Worte, Das

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Die Annäherung zweier Außenseiter steht im Mittelpunkt von Isabel Coixets („Mein Leben ohne mich“) zarter Liebesgeschichte. Die schicksalhafte Begegnung zwischen Hanna und Josef, die - beide auf ihre Art - von der Außenwelt abgeschieden aufeinander treffen. Ein Film, der in leisen Tönen auf die emotionale Wucht seines Kerns hinarbeitet. Ein Film, der nachwirkt.

Webseite: www.das-geheime-leben-der-worte.de

Spanien 2005
Regie: Isabel Coixet
Darsteller: Sarah Polley, Tim Robbins, Javier Cámara, Eddie Marsan, Steven Mackintosh, Julie Christie
112 Minuten
Verleih: Tobis
Start: 06.04.2006

PRESSESTIMMEN:

Ein bewegendes Drama über die Kraft der Liebe.
ARD

Allen Fans intelligenten Arthaus-Kinos mit emotionalem Tiefgang dürfte dieses Drama, samt schmalzfreiem Happy End einen gelungenen Kinoabend beschren.
Filmecho

Zauberkino... Wenn "Das geheime Leben der Worte" seine Zuschauer verzaubert, liegt das vor allem an seinen beiden Hauptdarstellern und ihrer wunderbaren Liebesgeschichte.
Süddeutsche Zeitung

Ein schmerzlich bewegender Film. Sehenswert.
Tip Berlin

Ein meisterhaft schöner, tiefgründiger Film.
Neue Zürcher Zeitung

"In Isabel Croixets sensiblem Drama geht es nicht um die tönenden Worte, sondern um ds, was nicht gesagt wird, um 'Das geheime Leben der Worte'. Um das, was die Hauptfigur Hanna hinter ihrem Schutzpanzer aus Schweigsamkeit versteckt. Die stumme Frage: Kann man, tief verletzt und vom Leben enttäuscht, sich vielleicht doch noch einmal verlieben? Und die verschwiegene Antwort: Allein der Versuch ist es wert. Das ist bewegend, traurig und schön. Die Kanadierin Polley spielt diese Hanna mit einer Intensität und Leidenschaft, der man sich nicht entziehen kann."
Brigitte

"Eine zarte Liebesgeschichte... Ein magischer, lyrischer Film, mit dem Isabel Coixet ihr letztes Werk "Mein Leben ohne mich" locker übertrifft."
KulturSPIEGEL

 

 

FILMKRITIK:

Die 30-jährige Hanna (Sarah Polley) lebt in ihrem eigenen Mikrokosmos. Ihre Lebensgeschichte hat dazu geführt, dass sie sich von der Außenwelt zurückzog. Lediglich ihr Job in einer Fabrik stellt einen verhaltenen Kontakt zu eben dieser dar. Doch wenngleich Hanna in der Ausübung ihrer Arbeit als besonders gewissenhaft gilt und der Fabrik weder durch Krankheit noch Urlaub fernbleibt, erregt sie durch ihre Eigenart den Unmut ihrer Kollegen. Grund genug, vom Chef einen Zwangsurlaub verordnet zu bekommen.
Weit gefehlt jedoch, würde man Hanna daraufhin auf einer Südseeinsel oder einem Luxusliner wähnen. Sie sucht weder die innere Ruhe an einem idyllischen Ort noch ein unterhaltsames Rahmenprogramm. Sie sucht eine Beschäftigung, die ihr die freie Zeit schnell vertreibt und durch die Routine des Alltäglichen den notwendigen Schutz bietet. Und diese ist auch schnell gefunden, denn auf einer abgeschiedenen Bohrinsel wird eine Krankenschwester zur zwischenzeitlichen Behandlung eines Unfallbrandopfers gesucht. So will es der Zufall, oder besser das Schicksal, dass Hanna und Josef sich begegnen. Eine Begegnung, die beider Leben verändern wird.

Josef (Tim Robbins) hatte sich bei dem gescheiterten Versuch, einen Kollegen aus den Flammen einer Explosion zu retten, selbst starke Verbrennungen zugezogen. Infolgedessen ist er vorübergehend erblindet. Das Aufeinandertreffen von Patient und Pflegerin beginnt, entsprechend der gegensätzlichen Charaktere, sehr verhalten. Denn während Hanna sich wie gewohnt darauf beschränkt nur das Allernötigste von sich zu geben, ringt Josef förmlich nach Aufmerksamkeit. Mit unaufdringlichem Humor und einer bedingungslosen Offenheit, gelingt es Josef nach und nach, das Eis zwischen den beiden zu brechen. Für ihn ein Kampf gegen die Einsamkeit, für sie das Wagnis sich aus dem sicheren Schutz ihrer Abgeschiedenheit zu lösen.

So kommt man sich ein Stück weit näher, schenkt sich Aufmerksamkeit und gegenseitiges Vertrauen. Die Basis, das eigene und niemals vergangene Leid mit einem anderen Menschen zu teilen. Und nachdem Josef recht ungehemmt von sich und seinem größten Geheimnis erzählt, soll er erfahren, warum Hannas Körper wie auch ihre Seele übersät ist mit tiefen Narben. Eine Lebensgeschichte, die Josef zutiefst erschüttert und auch nachdem er von der Bohrinsel in ein Krankenhaus auf dem Festland geflogen und hier nach einiger Zeit weitgehend gesundet wieder entlassen wird, weiter umtreibt.

„Das geheime Leben der Worte“ ist die Fortsetzung einer erfolgreichen Zusammenarbeit, die vor zwei Jahren mit „Mein Leben ohne mich“ begann. Die spanische Regisseurin Isabel Coixet und die aus Kanada stammende Schauspielerin Sarah Polley haben sich gesucht und gefunden. Und da Isabel Coixet für ihren nunmehr fünften Langfilm wie üblich auch das Drehbuch verfasste und bereits beim Schreiben der Geschichte für sie feststand, dass Sarah Polley in die Rolle der Hanna schlüpfen würde, konnte sie die Figur voll und ganz auf die Darstellerin zuschneiden. Eine glückliche Fügung, wie sich herausstellen sollte. So ist es vor allem das sensible Spiel der Kanadierin, das den Film zu einem bleibenden Eindruck verhilft. Sie vermittelt die Verschlossenheit ihrer Figur und schafft so Nähe, wo eigentlich Distanz ist. Eine vollends authentische Verkörperung auf dem schmalen Grad der Melancholie. An ihrer Seite erleben wir eine weitere Facette von Tim Robbins.

Doch erst wenn die Geschichte sich allmählich dem Ende neigt und das letzte Viertel des Films erreicht ist, erschließt sich dem Zuschauer das Feingefühl, welches sich bis hierhin entfaltete. Bis zu dem Zeitpunkt, wo Hanna offenbart, wer sie ist und welches Schicksal auf ihren Schultern lastet, mag man empfinden, dass der Film sich ein wenig schleppt. Bis zu diesem Schlüsselmoment klingen leise, bisweilen sehr leise Töne an, die mancher überhören mag. Doch ist es gerade eben diese Erzählweise, die lebensnah unspektakulär und ohne herbei gezwungene Höhepunkte auskommt. Mehr noch! Es ist diese Erzählweise, die haften bleibt, nachdem der Vorhang lange wieder gefallen ist.

Gary Rohweder