Zaïna – Königin der Pferde

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Ein Märchen wie aus 1001er Nacht: Ein junges Mädchen gewinnt nicht nur die Liebe ihres verschollen geglaubten Vaters, sondern auch das berühmteste Reitturnier von Marrakesch. Vor der pittoresken Kulisse des Atlasgebirges erzählt Regisseur Bourlem Guerdjou eine konventionelle Abenteuergeschichte für reifere Kinder und Jugendliche.  - Ausgezeichnet mit dem Zuschauerpreis beim Internationalen Filmfestival Locarno 2005.

Webseite: www.zaina-lefilm.com

Zaïna – Rider Of The Atlas
Schweden 2004
Regie: Bourlem Guerdjou
Darsteller: Azir Nadir, Sami Bouajila, Simon Abkarian, Michel Favory, Assaad Bouab, Lounes Tazairt, Hassam Ghancy, Taieb Ajedig, Mohamed Bouhiri, Mohamed Majd
Länge: 100 Minuten
Verleih: Prokino
Kinostart: 12.10.2006

PRESSESTIMMEN:

Eine arabisch-europäische Co-Produktion, die den abenteuerlichen Stoff märchenhaft gestaltet. Die beeindruckende Kamera, überwältigende Landschaften und die überzeugende kleine Heldin gleichen das etwas hölzerne Spiel der erwachsenen Darsteller aus. Darüber hinaus bietet die Initiationsgeschichte ein gerüttelt Maß an emanzipatorischen Gedanken, was nicht alltäglich für einen Jugendfilm aus Algerien ist. - Sehenswert ab 10.
film-dienst

Eine ruhig erzählte und wunderbar bebilderte Geschichte über die Emanzipation eines zwölfjährigen Mädchens. Ein Märchen wie aus "Tausend und einer Nacht"...
In der gebürtigen Marokkanerin Aziza Nadir (...) hat Guerdjou eine ideale Darstellerin gefunden, die Zaïnas Entwicklung vom traurigen, trotzigen Mädchen zu einer reifen selbstbewussten jungen Frau bravourös meistert. Überhaupt versteht es Bourlem Guerdjou kompromissreich zu balancieren zwischen Arthouse-Kino und Mainstream: mit seiner Gesellschaftskritik aus Kinderperspektive erinnert die französisch-deutsche Koproduktion ein wenig an die Filme des Kurden Bahman Ghobadi ("Zeit der trunkenen Pferde", "Schildkröten fliegen"), mit satten Farben und antreibendem Soundtrack auf majestätischer Breitwand bedient der Algerier den Mainstream. Auch in die fremde Welt der Berber gibt er Einblick unter Berücksichtigung europäischer Seh- und Erzählgewohnheiten, bringt auf diese Weise aber auch einem jugendlichen Publikum eine fremde Kultur näher. (...) Nicht zuletzt dank der herrlichen Aufnahmen feuriger Araberhengste... Seit Robert Redfords "Pferdeflüsterer" ist dies wohl der schönste Film über die schwebende Eleganz, die bezaubernde Anmut, die oft unnahbare Beseeltheit und edle Wesensart von Pferden.
BR-Online

FILMKRITIK:

Ein beliebtes Erzählmuster in Jugendfilmen funktioniert so: Die junge Hauptfigur ist eine unsichere und zweifelnde Person, die durch äußerst unglückliche Umstände, wie zum Beispiel  den Tod der Eltern (oder eines Elternteils), in einen permanenten Trauerzustand verfällt. Durch eine Begegnung überdenkt sie ihr Leben, sie schöpft Selbstbewusstsein, wächst schließlich über sich hinaus und überwindet ihre Trauer.
Auch „Zaïna – Königin der Pferde“ hält sich an diesen Handlungsverlauf: Die 11-jährige Zaïna (Aziza Nadir) ist ein mürrisches und stures Mädchen. Ihre Wut ist ein Ausdruck der Trauer, denn kürzlich ist ihre Mutter auf tragische Weise gestorben. Nicht ganz unschuldig daran war ihr zwielichtiger Pflegevater  Omar (Simon Abkarian), der – mit Augen so schwarz wie türkischer Mokka – jetzt das Sorgerecht für das Mädchen einfordert. Aus dem Nichts taucht allerdings Mustapha (Sami Bouajila) auf, Zaïnas leibhaftiger Vater, der mit seiner Tochter nach Marrakesch flieht. Dort erwartet die beiden das ruhmreichste aller Pferderennen, das Agdal.

„Zaïna – Königin der Pferde“ funktioniert wunderbar als Abenteuer- und Verfolgungsjagd, denn Omar lässt nichts versucht, seine Pflegetochter wieder einzufangen. Gleichzeitig ist dies aber auch eine Erzählung über das ewige Suchen und Finden der Bestimmung im Leben. Es bedarf erst so mancher Mutproben und Vertrauensbeweise bevor sich (leibhaftiger) Vater und Tochter ein wenig näher kommen. Zum Glück werden die beiden von ein paar ganz putzigen Pferden auf ihrer Reise begleitet, die hier quasi als Vermittler zwischen den zwei verletzten Seelen rumwiehern. 

„Zaïna – Königin der Pferde“ ist somit auch eine Art archaisches Roadmovie. Vor der dankbaren Kulisse des Atlasgebirges und den Schnee bedeckten Hügeln verzeiht man dem Film dann auch gerne die eine oder andere stilistische Schwäche. So überrascht zwischendurch die Härte und die Gewalt, wenn sich Mustapha mit seinen Verfolgern blutige Messer- und Schwertkämpfe liefert, die für ein Kinderpublikum mitunter zu grausam sein könnten. Wer sich stattdessen nur für die Darstellung von Pferden im Film interessiert kommt natürlich voll auf seine Kosten. Hier wimmelt es nur so von arabischen Vollblütern, die gemeinsam um die Wette rennen, während um sie herum die Säbel gewetzt werden.

Dass bei aller Konventionalität die Spannung dennoch nicht auf der Strecke bleibt, ist eine der herausragenden Leistungen dieser Erzählung. Alle drei Hauptdarsteller spielen mit großem Verve und überzeugender Abenteuerlust, so dass der Film im letzten Jahr zu Recht mit dem Publikumspreis in Locarno ausgezeichnet wurde.

David Siems