Giant Buddhas, The

Zum Vergrößern klicken

Im März 2001 wurden die berühmten Buddha-Statuen im afghanischen Bamiyan-Tal gesprengt. Ausgehend von diesem Ereignis entwickelt der Schweizer Regisseur Christian Frei ("War Photographer") seinen bisweilen geradezu meditativen Film. Weniger Dokumentation als nachdenklicher Essay, stellt Frei Fragen nach der spirituellen Bedeutung der Statuen, dem immer wiederkehrenden Bildersturm diktatorischer Regime und nicht zuletzt der Scheinheiligkeit der internationalen Gemeinschaft.

Webseite: www.giant-buddhas.com/de/synopsis/

Schweiz 2005
Regie: Christian Frei
Kamera: Peter Indergand
Musik: Philipp Glass, Jan Garbarek, Steve Kühn, Arvo Pärt
Kinostart: 3.8.2006
Verleih: Kinostar

PRESSESTIMMEN:

„Eine zurückhaltende, zen-artige Reflexion über den Bildersturm der Taliban. Bewegend, elegant und tiefsinnig.
Time Magazin, USA

Der Filmemacher hat ein politisch sensibles und höchst symbolisches Nachrichtenereignis, das in der letzten Zeit höchst interessant war, aufgegriffen und eine nachdenkliche, gut recherchierte und wunderbar gefilmte Analyse der Komplexität des Problems und der kulturellen Perspektiven gegeben, die hinter solchen Fernsehnachrichten stehen. Die Silberne Taube wird einstimmig an "The Giant Buddhas", Regie Christian Frei, verliehen.
Begründung der Internationalen Jury des DOK-Filmfestivals Leipzig 2005 zur Verleihung der Silbernen Taube

Pressestimmen auf film-zeit.de hier...

FILMKRITIK:

Als das Taliban-Regime Anfang 2001 ein Edikt erließ, dem zu folge sämtliche Insignien fremder Religionen zu zerstören seien und als unrühmlichen Höhepunkt dieser Vernichtungsorgie die Sprengung der zwei gigantischen Buddha-Statuen im afghanischen Bamiya-Tal ankündigte, schrie die Welt auf. Dass eben jene Weltgemeinschaft sich in den Jahren zuvor herzlich wenig um die Plünderung afghanischer Kulturschätze und vor allem das Leid der Bevölkerung geschert hatte, ist einer der wichtigsten Aspekte von Christian Freis Film.

Agitatorisch jedoch, wütend gar, ist er nicht. Vielmehr nimmt Frei den Zuschauer auf eine Reise mit, die ihn an den Schauplatz der Zerstörung selbst führt, aber auch zu zahlreichen buddhistischen Stätten in China, Forschungseinrichtungen in der westlichen Welt und auch ins Büro von Al Jazeera, wo der einzige Journalist arbeitet, der die Sprengung der Figuren filmte. Interviews mit Wissenschaftlern und Autoren sowohl aus der westlichen, als auch der arabischen Welt vervollständigen das vielschichtige Bild der unterschiedlichen Methoden, mit der Zerstörung umzugehen.

Während manche Experten die Statuen mit modernster Technik wieder aufbauen wollen (was zwangsläufig weiterführende Fragen nach der möglichen spirituellen Bedeutung einer solchen Kopie nach sich zieht), planen andere eine komplizierte quasi Rekonstruktion per Hologramm, während wieder andere sich mit einem Mahnmal begnügen wollen.

Ein in Kanada lebender afghanischer Wissenschaftler wiederum sucht im Bamiya-Tal nach einem sagenumwobenen liegenden Buddha, der in alten Schriften erwähnt, aber seit Jahrhunderten verschüttet ist, wenn er denn überhaupt existiert hat.

All diesen Personen folgt Frei unauffällig, zeigt ihre Arbeit, lässt sie zu Wort kommen, ohne sich lenkend einzuschalten. Allein ein fiktiver Briefwechsel Freis mit einer arabischen Freundin, der immer wieder aus dem Off vorgelesen wird, erscheint als etwas bemühtes, recht kitschiges Stilmittel, mit dem bestimmte Punkte und Argumente noch einmal deutlich in den Vordergrund gestellt werden.

Trotz dieser und mancher dramaturgischer Schwächen ist Christian Frei nach dem exzellenten War Photographer auch mit The Giant Buddhas ein bemerkenswerter Dokumentarfilm gelungen. Nicht zuletzt weil er sich nicht anmaßt, eine dezidierte Wahrheit zu verkünden, sondern sich der Komplexität der aufgeworfenen Fragen immer bewusst ist und somit naturgemäß mehr Fragen stellt als Antworten gibt. 
Michael Meyns