Koenige der Nutzholzgewinnung

Zum Vergrößern klicken

Die erste deutsche Holzfäller-Komödie! Mit der Planung eines Holzfällerwettbewerbs bringt ein charmanter Looser ein ostdeutsches Waldarbeiterdorf auf Trab. Die deutsche Arbeitslosenkomödie überzeugt mit knurrigem Witz und glaubwürdigen Charakteren, findet zwar nicht ganz zu den Höhenflügen englischer Sozialkomödien wie "Ganz oder gar nicht", behält aber angenehmen Bodenkontakt.

Webseite: www.neuevisionen.de

Deutschland 2006
Regie: Matthias Keilich
Buch: Khyana el Bitar, Matthias Keilich
Darsteller: Bjarne Ingmar Mädel, Frank Auerbach, Steven Merting, Peter Sodann, Christina Große, Barbara Philipp
Verleih: Neue Visionen
Länge: 94 Min.
FSK: ab 6

PRESSESTIMMEN:

In der Komödie, die so unverbraucht und betörend ist wie der Geruch einer frisch geschlagenen Tanne, erzählt Regisseur und Co-Autor Matthias Keilich von ungehobelten Kerlen, die mit rauem Charme die Herzen der Frauen und der Zuschauer erobern. Ein witziger, lebenswahrer, rundum beglückender Film.
Der Spiegel

Ein praller, pfiffiger Spaß über arbeitslose Waldarbeiter, an der einfach alles stimmt: Buch, Regie und Schauspieler.
Cinema

Ein wunderbar pfiffiger deutscher Film über Heimatgefühle und andere Leidenschaften. Regisseur Matthias Keilich beweist erzählerisches Geschick und Gespür für skurrile Typen und lebensnahe Dialoge. Leichte, aber keine seichte Kost.
Brigitte

FILMKRITIK:

„Und? Was läuft hier so im Wald?“: Nach 12 Jahren Abwesenheit schlägt Krischan (Bjarne Ingmar Mädel) eine Schneise der Verwirrung in sein Heimatkaff. Das Harzer Waldarbeiterdorf „Tanne“ hat ihn nicht gerade erwartet. Seine einstige Freundin Ellen (Christina Große, „Netto“) zog sein Kind ohne ihn groß, die zwei Kumpel Bert (Steven Merting) und Ronnie (Frank Auerbach, „Roter Kakadu“) durften die Schulden, die Krischan ihnen mit seiner „Tiefkühlbroiler“-Geschäftsidee einbrockte, alleine abstottern und seine Prahlerei von einer Karriere in Kanada entpuppt sich schnell als heiße Luft. Trotdem: dem unschuldigen Blick aus  Veilchenaugen hält keiner lange stand. Die Verlobte des Forstmeisters lädt Krischan des Nachts in sein Wohnmobil, den pummeligen Sohn  - „Mama sagt, dass du mein Papa bist!“ -  hält er sich auf Abstand.

Neben der kaltschnäuzigen Entsorgung jeglicher Verantwortlichkeiten entwickelt Krischan einen rotznäsigen Eifer, um den Ort aus seiner Lethargie zu reißen. Seine beiden alten Freunde lassen sich schnell überzeugen. Bert, hauptsächlich Sohn und Pfleger seiner kranken Mutter, bereitet gerade den Übergang aus der Arbeitslosigkeit in die Frühverrentung vor. Der dicke Hausmann Ronnie hat bei seiner patenten Frau (Barbara Philip) und den fünf Kindern schon lange schlechte Karten. So stürzen sich Krischan, Bert und Ronnie in die Vorbereitung eines „Internationalen Holzfällerwettbewerbes“, den sie für sich entscheiden und hiermit die ausgesetzte Prämie kassieren wollen. Die Alten in der Dorfkneipe reißt das nicht vom Hocker: „Was soll hier international sein? Na, die Luft!“

In einer Gegend, in der Ortschaften „Elend“, „Sorge“ oder  „Tanne“ heißen, setzt sich Krischans  Zweck-Optimismus  nur langsam durch. Hier sind die Frauen wieder einmal diejenigen, die das Leben anpacken, während die Männer  abhängen, es sei denn sie markieren an röhrenden Motorsägen den ganzen Kerl. Noch einige Einbrüche beim  Arbeitsamt, Ehekrisen und Fackeleien im Wald sind zu überstehen, bis sich die drei Chaoten ihrem großen Tag nähern, der natürlich selbst voller Haken und Ösen steckt.

Wie amerikanischer Pragmatismus trotz Countrysongs und Squaredancegruppen  an einem Harzer Dorf einfach abperlt, gehört zu den schönen Beobachtungen dieses Films. Da Krischan aber keinen wirklichen Gegenpart findet, bis auf den Dorfältesten (Peter Sodann), der am Ende die Dinge richtet, nutzt sich die Formel „Frechheit siegt“ schnell ab.  „Die Könige der Nutzholzgewinnung“ orientiert sich an „Ganz oder gar nicht“ und „Schultze get the Blues“, erreicht jedoch nicht ganz deren Elan und Herzlichkeit beziehungsweise deren gnadenlose Sturheit. Die unspektakuläre Inszenierung benötigt nicht zwingend das Kinoformat, gewinnt aber einen gelungenen tragikomischen Blickwinkel auf den gesellschaftlichen Ist-Zustand.
 

Dorothee Tackmann