Green Zone

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Filme über den Irak-Krieg haben es an der Kinokasse schwer, zu verschwommen und ambivalent war dieser Krieg, als das er sich in einfache Hollywood-Muster pressen lassen würde. Paul Greengrass' lange verschobener „Green Zone“ schafft das bemerkenswerte Kunststück, ein rasanter Thriller zu sein, dessen Aufhänger die Suche nach der Wahrheit um die angeblich im Irak versteckten Massenvernichtungswaffen ist. Ein stilistisch atemberaubend guter Film, dem man allenfalls eine etwas einfache Weltsicht vorwerfen könnte.

Webseite: greenzone

USA 2009
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Brian Helgeland
Darsteller: Matt Damon, Greg Kienear, Brendan Gleeson, Amy Ryan, Khalid Abdalla, Yigal Naor, Said Faraj
Länge: 115 Min.
Verleih: Universal
Kinostart: 18. März 2010

 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Eigentlich ist es ein unmögliches Unterfangen, das sich Paul Greengrass hier vorgenommen hat. Ein Film über den Irak-Krieg, der weder dezidiert linke noch rechte Positionen besetzt, der die verschiedenen politischen, ideologischen und moralischen Positionen auf eine zumindest ansatzweise differenzierte, komplexe Weise darstellen will, dazu ein teures Hollywood-Produkt, das angesichts der Besetzung der Hauptrolle mit Matt Damon unweigerlich mit dem kommerziellen Erfolg und der Qualität der „Bourne“-Filme verglichen werden wird. „Green Zone“ erfüllt all dies: Er schafft es, den moralischen Sumpf des Irak-Kriegs mit angemessener Komplexität zu beschreiben und dennoch als mitreißender Thriller zu funktionieren.

Mit Matt Damon als Captain Miller hat der Film ein moralisch integres Zentrum, das vielleicht ein bisschen zu sehr an das Gute glaubt, daran, dass die US-Armee prinzipiell das Richtige tut. Wie in so vielen vorgeblichen Anti-Kriegsfilmen unterscheidet auch „Green Zone“ zwischen den einfachen Militärs und dem politischen Establishment in Washington DC, dem vielbeschworenen militärisch-industriellen Komplex. Dieser Ideologie folgend agiert letzterer fragwürdig und nötigt das Militär zu zweifelhaften Handlungen. Dass mag in der Analyse der verwickelten Interessen, die gerade in einer Region wie dem Nahen Osten herrschen, etwas unterkomplex sein, entbehrt aber gerade im speziellen Beispiel des Irak-Kriegs nicht einer gewissen Wahrheit.

Die Geschichte von „Green Zone“ kreist um die Suche nach den angeblichen Massenvernichtungswaffen, die Saddam Hussein versteckt hielt und die vom Weißen Haus als Haupt-Kriegsgrund ausgegeben wurden. Früh ahnt Captain Miller, dass es diese Waffen gar nicht gibt, dass die angeblich verlässlichen Informationen, wegen denen er und sein Team ins Feld geschickt werden, falsch sind. Zusammen mit dem CIA-Mann Brown (Brendan Gleeson) versucht Miller, einen irakischen General zu finden, der Licht in die Angelegenheit zu bringen verspricht und die Falschinformation des Pentagons aufdecken kann. Ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Miller und Mitglieder einer jener Spezialeinheiten entwickelt sich, die unschwer als Blackwater-artige private Söldnertruppe zu identifizieren sind. Immer tiefer verstrickt sich Miller bei seinen Bemühungen, der Moral zum Sieg zu verhelfen, in ein Gestrüpp aus Politik und Interessen, die für ihn ebenso undurchschaubar bleiben wie für den normalen Bürger.

Bei aller Vielschichtigkeit, den oft nebenbei angedeuteten moralischen Fragen, die der Film aufwirft, ist „Green Zone“ in erster Linie aber ein geradezu gnadenlos rasanter Thriller. In seinem inzwischen typischen Stil aus mobiler Handkamera, schnellem, aber immer präzisem Schnitt und einer pulsierenden, treibenden Musik inszeniert Greengrass Millers Jagd nach der Wahrheit. Was Greengrass hier gelingt ist bemerkenswert: Einerseits ein Hollywoodfilm, der technisch absolut auf der Höhe der Zeit ist, gleichzeitig die Beschäftigung mit einer komplexen Thematik, die zwar bisweilen vereinfacht, aber nicht simplifiziert wird.

Michael Meyns

Kriege geben für Filmdrehbücher immer etwas her, und dass jetzt der von George Bush angezettelte Irak-Krieg an der Reihe ist, ist nur natürlich.

Einer der Gründe für diesen Krieg war außer dem segensreichen Sturz von Saddam Hussein und seiner Henker die Vermutung, der Irak besitze Massenvernichtungswaffen. Das alles stellte sich als falsch heraus, und darum geht es in „Green Zone“.

2003. Unter dem Befehl von Offizier Roy Miller hat in Bagdad und Umgebung ein Trupp Soldaten die vermeintlichen Massenvernichtungswaffen aufzuspüren. Alle Aufträge und Kommandos laufen jedoch ins Leere. Washington ist sich dessen schon längst bewusst geworden, will aber der Welt noch vormachen, es gäbe diese Waffen.

Die Situation ist total verworren. Im Grunde kämpfen deshalb die Amerikaner gegeneinander: die Regierungsstellen, die Geheimdienste, die Armee, die Presse.

Miller wird dies allmählich klar. Und noch etwas: Er begreift, dass im Irak Frieden nur herzustellen ist, wenn die „Sieger“ sich die Dienste der bisherigen örtlichen Staatskräfte wie Armee, Polizei und Verwaltung nutzbar machen. Deshalb ist er vor allem hinter einem irakischen Oberbefehlshaber her, der auch verhindern soll, dass im Lande ein Bürgerkrieg ausbricht. Der Plan misslingt.

Geheimverhandlungen – u. a. in Jordanien -, Mauscheleien und Lügen sind eine Zeitlang aufrecht zu erhalten. Doch Roy Miller wird der Wahrheit auf die Spur kommen.

Der vor einigen Monaten gestartete, mit Oscars überhäufte Film „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ scheint für den vorliegenden Streifen eine Art Vorbildfunktion zu haben. „Green Zone“ sieht sich fast wie ein Nachfolgefilm an.

In fiktiver aber doch ziemlich realistischer Weise deckt er, so actionreich und thrillerhaft er angelegt ist, die Manipulationen Washingtons und das Versagen Bushs auf. Er ist von einer formalen Routine und handlungsmäßigen Rasanz, die sich filmisch sehen lassen können. Und er hat in Matt Damon (Roy Miller) einen fähigen Hauptdarsteller, der in bewährter Form agiert.

Thomas Engel