Halbschatten

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In seinem ersten Kinofilm „Halbschatten“ erzählt Nicolas Wackerbarth in typischer Manier der Berliner Schule von einer Frau, die in einem schmucken Ferienhaus in Südfrankreich über ihr Leben, ihre Ziele, die Männer und sich selbst nachdenkt. Präzise Beobachtungen und eine überzeugende Hauptdarstellerin lassen über einige Stereotypen hinwegsehen.

Webseite: www.farbfilm-verleih.de

Deutschland/ Frankreich 2013
Regie, Buch: Nicolas Wackerbarth
Darsteller: Anne Ratte-Polle, Emma Bading, Leonard Proxfau, Nathalie Richard, Maren Kroymann, Henry Arnold
Länge: 80 Minuten
Verleih: farbfilm Verlieh
Kinostart: 1. August 2013

PRESSESTIMMEN:

 

"Im Stil der Berliner Schule skizziert Regiedebütant Nicolas Wackerbarth eine Geschichte voller Leer­stellen, die durch ihre rätselhafte Unzugänglichkeit fasziniert."
Cinema

FILMKRITIK:

Ein Film über Leere, über Abwesenheit, über das Innere eines Menschen. Hoch hinaus zielt Nicolas Wackerbarth mit seinem ersten langen Spielfilm „Halbschatten“ und gewinnt nicht zuletzt dank seiner charismatischen Hauptdarstellerin. Mit Anne Ratte-Polle hat sein Film ein Zentrum, dass praktisch in jeder Szene zu sehen ist, dass vor allem auch dann spannend bleibt, wenn äußerlich wenig bis gar nichts passiert. Und das ist sehr oft der Fall, wie man es von den Filmen, die im weitesten Sinne der so genannten „Berliner Schule“ zuzuschreiben sind, gewohnt ist.

Zu Beginn kommt Merle (Ratte-Polle) an ein Haus, irgendwo an der französischen Riviera, sie klingelt, niemand macht auf. Das Sprechen auf eine Mailbox enthüllt, dass sie offenbar einen Romuald treffen wollte, vermutlich ihren Liebhaber, der eine Chiffre bleiben wird, eine der vielen Leerstellen des Films. Eine Art Hausmeister lässt Merle schließlich hinein, später tauchen zwei Kinder auf, der 16-jährige Felix (Leonard Proxfau) und Emma (Emma Bading), die am nächsten Tag 13 wird. Zu sagen hat man sich wenig, die Kinder ignorieren die Freundin des Vaters mehr als dass sie sie abweisen.

Und so vergeht die Zeit, Merle sitzt am Pool, wo sie versucht, an einem Buch zu arbeiten, läuft durch das Dorf, trinkt Kaffee, probiert ein Kleid an. Dass Romuald nicht anwesend ist, das er auch nicht wiederkommt, auch wenn er sich immer wieder ankündigt, fügt sich in einen Film, der in gewisser Weise zwischen den Bildern erzählen will. Nicht das, was man sieht ist wichtig, sondern das, was man nicht sieht. Nicht die Diskussion mit einem Bäcker, der eine Torte nicht herausgeben viel ist von Bedeutung, sondern Merles Versuch, sich auf die Seite der Kinder zu schlagen, die offenbar ebenso genervt von ihrem fraglos nicht zum ersten Mal abwesenden Vater sind, wie es Merle mit zunehmender Dauer ist. Doch auch wenn sie den Kindern ein wenig näher kommt, Emmas Geburtstag gefeiert wird, bei einer Party mit Felix Freunden plaudert, bleibt sie stets eine Außenstehende.

Trotz ihres klaren, offenen Gesichts wirkt Anna Ratte-Polle stets wie die Außenstehende, die sie in dieser für sie fremden Umgebung ist und bleiben wird. Wie das Abwesende das Gegenwärtige bestimmen kann, auch davon erzählt Nicolas Wackerbarth in „Halbschatten“, versucht in betont reduzierten Einstellung eine Stimmung zu evozieren, die Gedanken in Bildern vermittelt. Immer gelingt das nicht, manches bleibt beliebig, zu bemüht. Doch wenn es funktioniert entstehen Momente, in denen deutlich wird, dass man auch unter Menschen nicht unbedingt weniger allein sein kann.

Michael Meyns