Handbuch der Liebe

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Sich verlieben, sich auseinanderleben, betrogen und schließlich verlassen werden – mit diesen vier Aggregatzuständen der Liebe befasst sich die ironische italienische Komödie „Handbuch der Liebe“. Veranschaulicht werden sie durch jeweils ein anderes Paar, der im Titel angelegte Ratgebercharakter jedoch spielt nur eine untergeordnete Rolle. Dem italienischen Publikum hat’s gefallen: gleich zwölf Mal wurde Giovanni Veronesis Film für den italienischen Oscar „Donatello“ nominiert.

Webseite: www.handbuchderliebe.de

Italien 2004
Regie: Giovanni Veronesi
Darsteller: Carlo Verdone, Silvio Muccino, Luciana Littizzetto, Sergio Rubini, Margherita Buy, Jasmine Trinca
116 Minuten
Verleih: Constantin Film (Start am 16.2.06)

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Vier Episoden über vier Phasen einer Beziehung, damit ist das simple Rezept dieses Films bereits umrissen. Neu freilich sind die Stationen einer Liebe nicht. Trotzdem gelingt es dem auch für das Drehbuch verantwortlichen Veronesi, durch eine ausgewogene Balance zwischen Übertreibung und Ernsthaftigkeit die jeweiligen Situationen in ihrem Kern treffend zu erfassen. Ihr italienisches Temperament kommt den Charakteren in den jeweiligen Szenen dabei durchaus zugute, ihre Gedanken und Verhaltensweisen wirken plausibel dargestellt und sorgen für eine angenehme Würze des trocken erscheinenden, oft wiedergekäuten Themas.

Den Auftakt macht der zunächst vom Pech verfolgte Tommaso (Silvio Muccino). Hoffnungslos verliebt in die Zufallsbekanntschaft Giulia (Jasmine Trinca) kämpft der 23-jährige hartnäckig um ein Rendezvous, verleugnet dabei sogar seine Schwester Trivia (Anita Caprioli), die man zuvor schon als dem gesamten Film einen Rahmen gebende Sprecherin des im Studio als Hörbuch aufgenommenen Handbuches der Liebe kennen gelernt hat. In der vierten Episode wird sie später eine wichtige Partnerrolle übernehmen. So sehr Tommaso seine Angebetete nervt, sein Werben ist von Erfolg gekrönt, ihre Hochzeitsreise führt das glückliche Paar in einen Ferienclub.

Hier schwenkt Veronesi elegant zur zweiten Beziehungsgeschichte über, die weit weniger prickelnd, weil bereits krisengebeutelt ist. So weit wie die Streifenpolizistin Ornella (Luciana Littizzetto) in Episode drei allerdings geht Barbara (Margherita Buy) nicht. Während Ornella ihrem Mann Marco (Sergio Rubini) durch einen einmaligen Seitensprung sein Fehlverhalten vor Augen führt, ihm danach aber verzeiht, traut sich Barbara nach einem Flirt nicht über einen Kuss im angetrunkenen Zustand hinaus.

In einigen Episoden wird aus dem titelgebenden Handbuch der Liebe direkt in die Kamera hinein, als vertraute Ansprache ans Publikum, zitiert. Ein netter Kniff, wenngleich auch er (man erinnere sich noch an Jude Law als unverbesserlicher Casanova in „Alfie“) ein wenig abgegriffen wirkt, hier aber als augenzwinkernder Kommentar verstanden werden kann. Einen konkreten Griff zum Ratgeber wagt schließlich in Episode vier der Kinderarzt Goffredo (Carlo Verdone). Die ihm anempfohlenen Versuche, das Verlassenwerden von seiner Frau zu verdauen, helfen ihm jedoch über seine deprimierende Situation nicht hinweg. Im Gegenteil, sie enden für ihn mehrfach in peinlichen Situationen – sehr zum Vergnügen des Zuschauers.

Insbesondere in dieser letzten Episode zeigt sich auch wieder die große Meisterschaft, Ernstes durch ironische Überspitzung zu konterkarieren, die Tragödie schließlich gar in ein romantisches Ende zu wandeln. Großen Anteil hat hier freilich der bekannte italienische Komiker (und Regisseur) Carlo Verdone, bemerkenswert ist auch Luciana Littizzettos Auftritt als gekränkte, sich für ihre verletzten Gefühle rächende Ehefrau. Alles in allem also eine amüsante, nicht zu tief gehende und hinsichtlich von Gefühlen eher oberflächlich bleibende, dennoch aber wahre und nachdenkliche Momente beinhaltende Komödie. 

Thomas Volkmann