Es hat lange gedauert, bis ein Film sich der Geschichte von Harriet Tubman annahm, die zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Sklaverei entkam, sich vehement für die Abolitionisten-Bewegung einsetzte und persönlich Sklaven aus dem Süden in die Freiheit gebracht hat. Das ist eine große, eine starke, eine emotionale Geschichte, aber sie war den Filmemachern wohl nicht gut genug. Nur so lässt sich die extreme Fiktionalisierung erklären, die „Harriet“ weit abseits akkurater Historie positioniert. Punkten kann der Film jedoch mit einer großen Darstellung.
Website: https://upig.de/micro/harriet-der-weg-in-die-freiheit
Harriet
USA 2019
Regie: Kasi Lemmons
Buch: Gregory Allen Howard, Kasi Lemmons
Darsteller: Cynthia Erivo, Leslie Odom Jr., Joe Alwyn, Clarke Peters, Janelle Monae
Länge: 125 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 9.7.2020
Website: https://upig.de/micro/harriet-der-weg-in-die-freiheit
Harriet
USA 2019
Regie: Kasi Lemmons
Buch: Gregory Allen Howard, Kasi Lemmons
Darsteller: Cynthia Erivo, Leslie Odom Jr., Joe Alwyn, Clarke Peters, Janelle Monae
Länge: 125 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 9.7.2020
Über den Film
Originaltitel
Harriet
Deutscher Titel
Harriet – Der Weg in die Freiheit
Produktionsland
USA
Filmdauer
125 min
Produktionsjahr
2019
Produzent
Chase, Debra Martin
Regisseur
Lemmons, Kasi
Verleih
Starttermin
08.07.2020
/FILMKRITIK:
Über sieben Jahre hinweg hielt Disney die Rechte an diesem Drehbuch, Bestrebungen, es zu verfilmen, gab es in den Jahren aber kaum. Man hatte wohl Angst vor der eigenen Courage und ließ es schließlich zu, dass die Rechte am Drehbuch wieder freiwurden. Das ebnete den Weg, „Harriet“ doch noch umzusetzen. Lange genug hat es gedauert, gibt es doch Jahr für Jahr filmische Biographien weißer historischer Persönlichkeiten, aber kaum welche zu deren farbigen Pendants. Dabei bietet sich das Leben von Harriet Tubman für eine filmische Aufarbeitung geradezu an.
Harriet (Cynthia Erivo) ist als Sklavin geboren worden und aufgewachsen. Sie ist mit einem freien Mann verheiratet, aber dann entscheidet ihr Herr, dass er sie tiefer in den Süden verkaufen will, wo Sklaverei ein noch weit härteres Schicksal ist. Sie entscheidet sich darum zur Flucht. Entgegen aller Erwartungen gelingt ihr diese auch. Sie findet in Philadelphia Anschluss bei anderen, setzt sich für die Bewegung der Abolitionisten ein, die die Sklaverei verdammen, und wird selbst aktiv, um sowohl Mitglieder ihrer Familie, als auch andere Sklaven aus dem Süden zu befreien.
Autorin und Regisseurin Kasi Lemmons verzichtet auf die typischen Elemente dieser Art von Geschichte. Sie zeigt nicht die Gräuel, denen die Sklaven ausgesetzt waren. Weil sie weniger einen Film über Sklaverei, als vielmehr über Freiheit machen wollte. Und dennoch lebt der Film auch von einem Element der Bedrohung, da man weiß, welches Schicksal Harriet Tubman erwartet, sollte sie im Süden aufgegriffen werden. Daraus bezieht „Harriet“ einiges an Spannung, da die Protagonistin mehrmals Sklaven rettet, aber der Film ergeht sich dabei zusehends in einer repetitiven Schleife, bei der nichts Neues mehr zu entdecken ist.
Die Geschichte von Harriet Tubman mag nicht weithin bekannt sein, aber trotzdem ist es irritierend, wenn man sich in die Materie vertieft und merkt, dass der Film der wahren Person kaum gerecht wird. Bei Biopics gibt es immer auch ein gewisses Maß an Fiktionalisierung, hier hat man jedoch das Gefühl, dass die Frau als der Mensch, der sie war, zwar in den Film eingebunden ist, die Geschichte aber kaum etwas mit ihr zu tun hat. Figuren, die es nicht gab, werden integriert, und Ereignisse entfalten ihren Lauf, die historisch so nie vorgekommen sind. Man fragt sich, wieso man einen Film über Harriet Tubman macht, wenn man dann so wenig an der wahren Geschichte interessiert ist.
Das schwächt den Film in gewisser Weise, er funktioniert jedoch in anderer Hinsicht bestens. Er sieht nicht nur großartig aus und ist musikalisch topp unterlegt, sondern hat mit Cynthia Erivo, die am Brodway in „The Color Purple“ gespielt hat, eine starke Schauspielerin zu bieten, die nicht umsonst für ihre Leistung für den Oscar nominiert ist. Man hätte sich nur gewünscht, dass sie ihr beachtliches Spiel in einen etwas akkurater erzählten Film hätte einbringen können.
Peter Osteried
Über sieben Jahre hinweg hielt Disney die Rechte an diesem Drehbuch, Bestrebungen, es zu verfilmen, gab es in den Jahren aber kaum. Man hatte wohl Angst vor der eigenen Courage und ließ es schließlich zu, dass die Rechte am Drehbuch wieder freiwurden. Das ebnete den Weg, „Harriet“ doch noch umzusetzen. Lange genug hat es gedauert, gibt es doch Jahr für Jahr filmische Biographien weißer historischer Persönlichkeiten, aber kaum welche zu deren farbigen Pendants. Dabei bietet sich das Leben von Harriet Tubman für eine filmische Aufarbeitung geradezu an.
Harriet (Cynthia Erivo) ist als Sklavin geboren worden und aufgewachsen. Sie ist mit einem freien Mann verheiratet, aber dann entscheidet ihr Herr, dass er sie tiefer in den Süden verkaufen will, wo Sklaverei ein noch weit härteres Schicksal ist. Sie entscheidet sich darum zur Flucht. Entgegen aller Erwartungen gelingt ihr diese auch. Sie findet in Philadelphia Anschluss bei anderen, setzt sich für die Bewegung der Abolitionisten ein, die die Sklaverei verdammen, und wird selbst aktiv, um sowohl Mitglieder ihrer Familie, als auch andere Sklaven aus dem Süden zu befreien.
Autorin und Regisseurin Kasi Lemmons verzichtet auf die typischen Elemente dieser Art von Geschichte. Sie zeigt nicht die Gräuel, denen die Sklaven ausgesetzt waren. Weil sie weniger einen Film über Sklaverei, als vielmehr über Freiheit machen wollte. Und dennoch lebt der Film auch von einem Element der Bedrohung, da man weiß, welches Schicksal Harriet Tubman erwartet, sollte sie im Süden aufgegriffen werden. Daraus bezieht „Harriet“ einiges an Spannung, da die Protagonistin mehrmals Sklaven rettet, aber der Film ergeht sich dabei zusehends in einer repetitiven Schleife, bei der nichts Neues mehr zu entdecken ist.
Die Geschichte von Harriet Tubman mag nicht weithin bekannt sein, aber trotzdem ist es irritierend, wenn man sich in die Materie vertieft und merkt, dass der Film der wahren Person kaum gerecht wird. Bei Biopics gibt es immer auch ein gewisses Maß an Fiktionalisierung, hier hat man jedoch das Gefühl, dass die Frau als der Mensch, der sie war, zwar in den Film eingebunden ist, die Geschichte aber kaum etwas mit ihr zu tun hat. Figuren, die es nicht gab, werden integriert, und Ereignisse entfalten ihren Lauf, die historisch so nie vorgekommen sind. Man fragt sich, wieso man einen Film über Harriet Tubman macht, wenn man dann so wenig an der wahren Geschichte interessiert ist.
Das schwächt den Film in gewisser Weise, er funktioniert jedoch in anderer Hinsicht bestens. Er sieht nicht nur großartig aus und ist musikalisch topp unterlegt, sondern hat mit Cynthia Erivo, die am Brodway in „The Color Purple“ gespielt hat, eine starke Schauspielerin zu bieten, die nicht umsonst für ihre Leistung für den Oscar nominiert ist. Man hätte sich nur gewünscht, dass sie ihr beachtliches Spiel in einen etwas akkurater erzählten Film hätte einbringen können.
Peter Osteried