Helden aus der Nachbarschaft, Die

Zum Vergrößern klicken

Für ihre TV-Show sucht die Fernsehmoderatorin Erika neue „Helden aus der Nachbarschaft“. Der Glas essende Feuerwehrmann Attila scheint hierfür wie gemacht zu sein. An Originalschauplätzen im Prenzlauer Berg gedreht, erzählt der Film eine kurzweilige Geschichte über die Sehnsüchte der Großstädter - authentisch inszeniert und nahezu frei von filmischen Höhepunkten.

Webseite: www.heldenausdernachbarschaft.alphamedia-film.de

Deutschland 2007
Drehbuch und Regie: Jovan Arsenic
Darsteller: Eva Löbau, Nina Hoger, Marc Zwinz, Cristopher Buchholz, Josef Mattes, Myriam Schröder
Laufzeit: 90 Minuten
Verleih: alpha medienkontor
Kinostart: 30.04.2009 (Berlin)

PRESSESTIMMEN:

...

FILMKRITIK:

Berlin, Prenzlauer Berg. Im Mikrokosmos des Szeneviertels, sucht die Fernsehmoderatorin Erika nach den „Helden aus der Nachbarschaft“. In der gleichnamigen TV-Show präsentiert sie einer schrumpfenden Zuschauerzahl Menschen von nebenan, die sich in irgendeiner Weise aus der Masse hervorheben. In der Hoffnung auf bessere Quoten, sollte eigentlich die schüchterne Rosine vor die Kamera gezerrt werden und von dem größten Pfannkuchen der Welt berichten, den sie einst mit ihrem Vater im Hinterhof gebacken hat. Recht kurzfristig jedoch erteilt die Bäckerin eine Absage. Denn wenngleich sie als TV-Junkie nur zu gerne jene wie auch ähnlich schlecht produzierte Sendungen konsumiert, will sie sich selbst lieber nicht zum Gespött der Leute machen.

Ersatz muss her und ist schnell gefunden. Im gegenüberliegenden Haus muss oder darf Moderatorin Erika beobachten, wie der Feuerwehrmann Attila nach einem heftigen Beziehungsstreit mit seiner Freundin Sabine in ein handelsübliches Trinkglas beißt. Nicht unmittelbar an ihre Karriere denkend, steht Erika nur wenig später vor der Haustür des vermeidlichen Selbstmörders, um ihn zur Rede zu stellen. Wie sich jedoch herausstellt, ist Attila alles andere als lebensmüde, denn das Essen von Glas und auch von Metall ist eine seltene Gabe, die ihm seit frühester Jugend innewohnt. Ein neuer Held aus der Nachbarschaft ist geboren. Doch noch bevor alle Bilder für die TV-Folge im Kasten sind und diese zur Ausstrahlung kommen wird deutlich, wie verzahnt das Leben in der Nachbarschaft tatsächlich ist. Dabei spielen des weiteren Erikas pubertierender Sohn Niko sowie der untreue Vater Ulf ihre ganz eigenen Rollen.

An Originalschauplätzen im Ortsteil Prenzlauer Berg und als reine HD-Projektion wurde „Die Helden aus der Nachbarschaft“ im Spätsommer des Jahres 2007 gedreht. Stilistisch läßt der Film insofern keine Authentizität missen. Stimmig ist es dem Regisseur Jovan Arsenic gelungen, die besondere Atmosphäre eines durch Altbauten geprägten Viertels mit seinen renovierten Vorderhäusern und alten Hinterhöfen einzufangen. Nicht minder stimmig ist die Geschichte selbst, die verschiedene Handlungsstränge aufgreift und bis zum Showdown locker miteinander verknüpft. Selbst wenn eine gewisse Figurenarmut vorherrschen mag, ist eben diese durch die genreüblichen Übertreibungen einer Daily-Soap ähnlich angelegten Erzählung gekonnt kaschiert. Dabei wirkt die konstruierte Story in der Gesamtheit nicht unrealistisch. Und auch das in manchen Szenen nahezu laienhafte Spiel vereinzelter Darsteller sowie die eine oder andere Dialogschwäche unterstützen - gewollt oder ungewollt - den authentischen Gesamteindruck des Films. 

Bleibt die Frage, ob Authentizität bei einem Spielfilm mehr wiegt als die einzelnen Facetten wirklich überzeigend zu bedienen. Keinesfalls ist der Film frei von schauspielerischen Bestleistungen, exquisiten Bildern und erzählerischen Raffinessen, doch wirklich glänzen tut er eben hierdurch auch nicht. Im Vordergrund steht die kurzweilige Geschichte selbst, die von der Einsamkeit und den Sehnsüchten ihrer Figuren erzählt. Ein Mikrokosmos in der Großstadt, der die weite Welt nicht missen lässt.

Gary Rohweder

.