Fleisch, der Körper, spielen in der Katholischen Kirche auf vielfältige Weise eine Rolle, in der christlichen Liturgie, aber auch im Sinne des Missbrauchs, der seit Jahren die Diskussionen über die Institution Kirche prägt. In ihrem Debütfilm „Holy Meat“ umkreist Alison Kuhn diese Themenfelder, inszeniert eine groteske Satire, die mal ins Ziel trifft, bisweilen aber auch erstaunlich zahm abläuft.
Über den Film
Originaltitel
Holy Meat
Deutscher Titel
Holy Meat
Produktionsland
DEU
Filmdauer
117 min
Produktionsjahr
2024
Regisseur
Kuhn, Alison
Verleih
Camino Filmverleih GmbH
Starttermin
01.01.2026
Der dänische Pater Oskar Iversen (Jens Albinus) fühlt sich in seiner heimischen Gemeinde nicht mehr wohl und bittet um Versetzung. Ausgerechnet im schwäbischen Winteringen landet er, in einer winzigen Dorfgemeinschaft, in der zum Gottesdienst die Kirchenbänke nur spärlich gefüllt sind.
Dementsprechend droht der Gemeinde die Zusammenlegung mit dem Nachbarort Sommeringen, was für Pater Iversen bedeuten würde, dass sein Neuanfang gleich wieder beendet wäre.
Doch Iversen ist ein findiger Mann und behauptet, große Pläne zu haben: Für das Altersheim will er etwas tun, arme Menschen unterstützen, vor allem aber ein großes Theaterspektakel auf die Beine stellen, gleich die Passionsgeschichte soll aufgeführt werden. Zum Glück ist der Erzbischof der Region großer Theaterfan, Iversen bekommt also die Chance, zu beweisen, was er mit seinen Schäfchen erreichen kann.
Einen Regisseur zu finden erweist sich zwar als schwierig, doch dann engagiert Iversen den Berliner Regisseur Roberto (Pit Bukowski), der gerade mit Schimpf und Schande aus der Hauptstadt gejagt wurde und nicht wirklich Ahnung von der Bibel hat.
Und auch die Finanzierung der Festspiele scheint gesichert zu sein, denn ein im Sterben liegendes Gemeindemitglied setzt die Kirche als Erbe ein. Sehr zum Unwillen von Mia (Homa Faghiri), der Tochter der Verstorbenen, die das Dorf zwar längst hinter sich gelassen hat, nun aber voller Wut im Bauch zurückkehrt. Statt der Kirche soll lieber ihre Schwester Merle (Amelie Gerdes) erben, doch die hat das Down-Syndrom und gilt nicht als erbfähig.
Als Triptychon hat Alison Kuhn ihren Debütfilm „Holy Meat“ angelegt, was einerseits ein passender Bezug zum Christentum ist, andererseits auch zu einem Film, der seine Handlung aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, was zu gewissen Wiederholungen führt. Zumal die Geschichte sich nicht unbedingt überraschend entwickelt, das breite Figurenensemble sich meist exakt so verhält, wie es in der jeweiligen Rolle angelegt scheint.
Vor allem die Figur des Paters bleibt dabei erstaunlich blass und brav, Iversen zweifelt an sich und der Institution Kirche, sexueller Missbrauch spielt dabei natürlich eine erhebliche Rolle, ein sehr zugänglicher Messdiener (Jeremias Meyer) scheint eher am Pater als an der Kirche interessiert, doch Abgründe tun sich am Ende dann doch nicht auf.
Zwar beschreibt Alison Kuhn ihre eigenen Erfahrungen auf einer katholischen Klosterschule in Süddeutschland und ihr Aufwachsen in einem sehr katholischen Dorf als Ausgangspunkt ihres Interesses an diesem Stoff, mit der vielleicht zu erwartenden Schärfe geht sie ihr Thema jedoch nicht an.
Und auch die radikal anmutenden Bilder der Bühneninszenierung der Passionsspiele, die als Pro- und Epilog die eigentliche Handlung einrahmen, wirken eher gewollt provokativ: Halbnackte Menschen am Kreuz, Schweine, Blut, all das kennt man von deutschen Bühnen zu Genüge, nicht erst seit Florentina Holzinger in ihrer „Skandalinszenierung“ Sancta halbnackte Nonnen Skateboard fahren ließ und damit in Stuttgart für Schnappatmung sorgte
So bleibt „Holy Meat“ ein etwas beschaulicher Heimatfilm, der mit seinen urigen, Dialekt sprechenden Typen das Leben in der schwäbischen Provinz zwar treffend einfängt, jedoch Mühe hat, sich auf kritische Weise mit Katholizismus und Machtmissbrauch in der Kirche auseinanderzusetzen.
Michael Meyns







