Home is the Ocean

Allein auf einem Boot mit den Lieben. Was sich für viele wie ein idealer Sommerurlaub anhört ist für die Schweizer Familie Schwörer Alltag: Seit 25 Jahren lebt die Familie – Vater Dario, Mutter Sabine und inzwischen sechs (!) Kinder – auf einem nicht besonders großen Boot und versucht, die Weltmeere zu retten. Die Filmemacherin Livia Vonaesch hat die Familie über Jahre begleitet und dabei die Langzeitdokumentation „Home is the Ocean“ gedreht.

 

Über den Film

Originaltitel

Home is the Ocean

Deutscher Titel

Home is the Ocean

Produktionsland

CHE

Filmdauer

94 min

Produktionsjahr

2024

Regisseur

Vonaesch, Livia

Verleih

mindjazz pictures UG

Starttermin

25.09.2025

 

Anfangs war es nur eine Idee, um die Arbeit mit dem Privaten zu verbinden. Für ein paar Jahre wollten der Schweizer Klimatologe Dario Schwörer und seine Frau Sabine auf einem Boot um die Welt segeln, Forschung betreiben, über die zunehmende Zerstörung der Weltmeere lernen und dann irgendwann sesshaft werden und eine Familie gründen.

Doch es kam anders: Sabine wurde schwanger und dann noch mal und dann noch mal und schließlich lebte das Paar mit fünf Kindern auf einem kaum 20 Meter langen Boot. Und dann kam auch noch die Filmemacherin Livia Vonaesch dazu, die im Laufe von sieben Jahren immer wieder mit der Familie reiste und aus dem Material den Dokumentarfilm „Home is the Ocean“ formte.

Der spielt nicht nur, aber vor allem auf dem Meer, natürlich. In einer kleinen Kajüte leben die Eltern und ihre anfangs fünf, später sechs Kinder Salina, Andri, Noé, Alegra, Mia und Vital, die in unterschiedlichen Ländern zur Welt gekommen sind, manche in Australien, ein anderes in Chile, das (vorerst) letzte, während der Dreharbeiten geboren auf Island.

Dort landet die Familie in einem Winter, wann genau bleibt offen, ohne konkrete zeitliche Anhaltspunkte beobachtet der Film die Familie, Landgänge sind selten, wie genau die Familie abseits von gelegentlichen Vorträgen und einer großen Werbung für ein bekanntes Schweizer Taschenmesser, die auf dem Segel prangt, Geld verdient bleibt wie vieles offen.

Vonaesch begnügt sich damit, zu beobachten, zu zeigen, ohne zu werten, ohne auch Kritik an den Eltern zu üben, die ihre Kinder zwar zu großer Unabhängigkeit erzogen haben, sie aber immer wieder auch in gefährliche Situationen bringen. Als die Familie auf Island überwintert, ein Aufenthalt, der durch die Geburt des sechsten Kindes notwendig geworden war, wird das Boot etwa während eines Sturms losgerissen und droht, zu kentern. Sogar das isländische Fernsehen berichtete von der knappen Rettung, die für die älteste Tochter vielleicht der Moment war, an dem sie genug vom Leben auf dem beengten Boot hatte und beschloss, ihre letzten Schuljahre lieber auf einer richtigen, vor allem dauerhaften Schule zu verbringen.

Immer wieder scheinen die Kinder zwar für einige Monate in Schulen an diesem oder jenem Ort gewesen zu sein, doch früher oder später musste die Reise weitergehen. Das Nomadenleben verlangte seinen Tribut, Freundschaften zu pflegen war den Kindern kaum möglich, wenn zwei von ihnen in einer Szene mit einer Art ChatGPT sprechen, hat das fast eine tragische Note.

Allzu viele Einblicke in die Gedankengänge der Eltern oder Kinder öffnen sich allerdings nicht, kurze Interviewpassagen müssen reichen, um die Anfänge des Abenteuers zu skizzieren, was noch zu verschmerzen wäre. Bedauerlich ist allerdings, dass die Versuche der Familie, auf die Gefährdung der Weltmeere aufmerksam zu machen, weitestgehend außen vor bleiben. Gelegentliche Begegnungen mit einem Wal oder gar einem Eisbär sorgen für verständliche, aber auch eher touristisch anmutende Begeisterung bei den Kindern, inwiefern Plastik in den Meeren oder der Klimawandel das Leben dieser und anderer Tiere gefährdet, kann man vielleicht auf den Internetseiten der Familie erfahren, im Film allerdings nicht.

So bleibt „Home is the Ocean“ mit seiner zurückhaltenden Art eine Langzeitdokumentation, die ihren Protagonisten zwar nah ist, ihnen am Ende aber auch fernbleibt.

 

Michael Meyns

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