Ich bin die Andere

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Ein Film über Liebe und unerfülltes Verlangen, ein Thriller mit Hitchcock-Anleihen, eine selbstzerstörerische Familie des Großbürgertums. Thematisch ist Margarethe von Trotta jüngster Film überaus interessant, die Darsteller allesamt überzeugend, das Drehbuch jedoch allzu schematisch mit einer bewusst artifiziellen Sprache.

Webseite: www.concorde-film.de

Regie: Margarethe von Trotta
Buch: Peter Märthesheimer, Pea Fröhlich
Kamera: Axel Block
Schnitt: Corina Dietz
Darsteller: Katja Riemann, August Diehl, Armin Mueller-Stahl, Karin Dor, Barbara Auer, Bernadette Heerwagen
D 2006, 104 Minuten, Format 1:2,35
Verleih: Concorde
Kinostart: 5. Oktober 2006

PRESSESTIMMEN:

Regisseurin Margarethe von Trotta erzählt mit "Ich bin die Andere" eine Geschichte der Liebe mit vielen Gesichtern - abstoßenden und anziehenden, hoffnungsvollen und zerstörerischen. Alle sind Teil von Carolin... Liebesfilm, Melodram, Psychothriller: Margarethe von Trottas neuer Film ht viele Facetten.
Brigitte

FILMKRITIK:

Der erfolgreiche Ingenieur Robert Fabry (August Diehl) trifft in einem Frankfurter Hotel ein. In der Lobby begegnet er einer aufreizend gekleideten Frau, die sich Carlotta nennt (Katja Riemann) und mit ihrer leicht vulgär-lasziven Art Fehl am Platz wirkt. Fabry rettet sie vor einer peinlichen Situation und nimmt sie mit auf sein Zimmer. Sie verlangt Geld für Sex, doch am nächsten Morgen ist sie verschwunden, das Geld aber noch da.

Etwas später trifft Fabry bei seinem Anwalt ein, der sie an seine Assistentin Carolin Winter verweißt, in der Fabry mit Überraschung und Freude die mysteriöse Carlotta erkennt. Doch als Carolin Winter steht ihm eine völlig andere Person gegenüber, verschüchtert, liebesbedürftig, ganz den Wünschen ihres dominanten Vaters, dem im Rollstuhl sitzenden Winzer Karl Winter (Armin Mueller-Stahl), gehorchend. Winter lebt mit seiner Frau und seinen Untergebenen in einem riesigen, kalten Haus, inmitten prächtiger Weinberge und führt mit perverser Lust ein diktatorisches Regime. Doch Fabry lässt sich selbst von dieser bizarren Familie nicht von seiner Besessenheit für Carolin abbringen. Immer tiefer verstrickt er sich in seine Obsession, vergisst Beruf und die langjährige Beziehung zu Britta (Bernadette Heerwegen) und versucht Carolin den Fängen ihres Vaters zu entreißen. Doch die Macht, die der Vater über Carolin ausübt, die Schuldgefühle, die sie ihm gegenüber hat sind zu stark und führen geradewegs in den Tod.

Eine durchaus Interessante Konstellation: Eine Frau, die von einer traumatischen Kindheit, einem dysfunktionalen Umfeld, einem egomanischen Vater geplagt wird und sich nur in der Rolle einer Femme Fatale ausleben kann. Katja Riemann gelingt der Wechsel zwischen den beiden Persönlichkeiten ihrer Figur auch erstaunlich überzeugend. Als Carolin Winter ist sie zurückgenommen und schüchtern, Eigenschaften, die die betont selbstbewusste Carlotta nur schwerlich hinter der vorgeschobenen Fassade verstecken kann. Als sadistischer Patriarch weiß Armin Mueller-Stahl einmal mehr zu glänzen und auch August Diehl verleiht seiner Rolle die nötige verzweifelte Besessenheit. Schade nur, dass das von Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich verfasste Drehbuch, basierend auf einem Roman von Märthesheimer, dem Niveau der Darsteller nichts hinzuzufügen weiß. Es ist eines dieser Drehbücher, bei dem etwa Karl Winter, während er auf einem aufwändigen Rollstuhlfahrstuhl sitzt, Fabry völlig unmotiviert erklärt, dass das Gefährt auf einfachste Weise zu einer Todesfalle zu manipulieren ist und selbst der unbedarfteste Zuschauer weiß, dass ganz genau das auch passieren wird. Ähnliche Volten vollführt das Drehbuch andauernd, was in Verbindung mit schlechten Dialogen dazu beiträgt die ohnehin melodramatische Geschichte zu sehr ins Absurde zu ziehen.

Michael Meyns