International, The

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„Sie kontrollieren dein Geld. Sie kontrollieren deine Regierung. Sie kontrollieren dein Leben. Und lassen uns alles dafür bezahlen.“ - diesen Werbespruch auf dem Filmplakat hätte man vor einem Jahr wohl noch als versponnene Verschwörungstheorie abgeheftet. Heute, wo der Weltkapitalismus ins Wanken gerät, besitzt die Sache eine schier unheimliche Aktualität. Ein besseres Timing für seinen Polit-Thriller über raffgierige Banken und skrupellose Schuldendealer hätte sich Tom Tykwer kaum wünschen können. Wobei das Wort „bad bank“ hier eine ganz besonders böse Bedeutung bekommt. Clever konstruiert, furios inzeniert: die guten alten Genre-Klassiker à la „Marathon Man“ oder „French Connection“ lassen zeitgemäß grüßen.

Webseite: www.theinternational-derfilm.de

USA/Deutschland 2008
Regie: Tom Tykwer
Drehbuch: Eric Warren Singer
Kamera: Frank Griebe
Schnitt: Mathilde Bonnefoy
Musik: Reinhold Heil, Johnny Klimek, Tom Tykwer
Darsteller: Clive Owen, Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl, Brian F. O'Byrne, Ulrich Thomsen
Länge: 118 Minuten
Format: Cinemascope
Verleih: Sony
Start: 12. Februar 2009

PRESSESTIMMEN:

Ein unglaublich spannender und mitreißender Thriller.
ZDF Heute-Journal

FILMKRITIK:

Berlin, Hauptbahnhof. Ein Mann bricht nach einem geheimnisvollen Gespräch auf offener Straße zusammen. „Herzinfarkt“, lautet die offizielle Diagnose der Behörden. Als der Interpol-Ermittler Louis Salinger (Clive Owen), der die Szene observierte, nach einer heimlichen Leichenschau Zweifel an der Todesursache anmeldet, stößt er auf taube Ohren bei der deutschen Polizei. Selbst die Intervention der New Yorker Staatsanwältin Eleanor Whitman (Naomi Watts) hilft nicht weiter. Schon seit längerer Zeit verfolgen Salinger und Whitman gemeinsam jene dubiosen Aktivitäten einer mächtigen Bank, die mit illegalen Aktionen in Waffenschieberein verwickelt ist, Terrorgeschäfte finanziert, mit Schulden handelt und dabei über beste Kontakte in höchste Regierungskreise verfügt. Der Tote in Berlin wäre ein wichtiger Informant gewesen – ohne ihn muss das hartnäckige Ermittler-Paar nach neuen Spuren im Geflecht der weltweiten Geldströme suchen. 

Während immer wieder weitere Zeugen verschwinden, verhindern Vorgesetzte die effiziente Fahndung. Protokolle werden nachträglich manipuliert, das Attentat auf einen Politiker in Mailand gar auf oberster Ebene vertuscht. Doch Salinger und Whitman lassen sich nicht abschütteln, auch nicht vom obskuren Sicherheitsberater (Armin Mueller-Stahl) der Banker. Schließlich kommt es zum große Showdown vor großer Kulisse: dem imposanten Guggenheim-Museum in New York. 

Auf diesen deutschen (mit Hollywood kofinanzierten) Thriller dürften selbst die James Bond-Produzenten neidisch sein: Der einst als 007-Kandidat gehandelte Clive Owen gibt hier als Interpol-Ermittler Louis Salinger den cooleren Agenten. Mit dem Thema raffgieriger Banken hat dieser Krimi die heißere Story. Selbst bei den Schauwerten stiehlt „International“ der britischen Agenten-Konkurrenz die Show: Neben exotischen Drehorten baute sich Tykwer im Studio Babelsberg, in der nahegelegenen Halle des ehemaligen VEB Lokomotivbau Karl Marx, für sein Action-Finale eigens das New Yorker Guggenheim-Museum nach. 

Damit kein falscher Eindruck entsteht: „The International“ ist kein bloßes Popcorn-Kino, sondern durchaus ambitionierte Filmkunst. Die erste Hälfte dieser nicht ganz unkomplizierten Verschwörungsstory um dubiose Waffengeschäfte und skrupellose Schulden-Dealern verlangt dem Publikum einige Konzentration ab. Doch wie einst bei Hitchcocks „Unsichtbarem Dritten“ wird die anfängliche Mühe bald reichlich belohnt. Nicht nur die Geldgier-Geschichte samt verhinderter Lovestory verfügt über eine clevere Konstruktion, auch formal findet Tykwer (mit seinem Hauskameramann Frank Griebe) eine überzeugende Bildsprache, es gibt sogar eine verspielte Anspielung an seinen ersten Erfolg „Lola rennt“. Derart ausgereift dürfte dieser Tykwer-Thriller eine sicher Bank beim Publikum sein. Eine gute Bank, wohlgemerkt.  

Dieter Oßwald

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