Jackpot

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Die lange Reihe nordischer Krimis geht mit Magnus Martens „Jackpot“ in die nächste Runde, diesmal weniger in dramatische Richtung, sondern in Tarantino-Territorium. Basierend auf einer Geschichte von Krimi-Autor Jo Nesbo geraten etliche minderbemittelte norwegische Kleinkriminelle in ein zunehmend verzwicktes, zunehmend blutiges Verwirrspiel.

Webseite: www.nfp.de

OT: Arme Riddere
Norwegen 2011
Regie: Magnus Martens
Buch: Magnus Martens, Jo Nesbo
Darsteller: Kyrre Hellum, Mads Ousdal, Henrik Mestad, Arthur Berning, Andreas Cappelen, Lena Kristin Ellingsen
Länge: 90 Minuten
Verleih: NFP
Kinostart: 14. November 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Blutig und mit einem Schrottgewehr wacht Oscar (Kyrre Hellum) unter einer übergewichtigen Stripperin auf. Um ihn herum: Ein von hunderten Kugeln durchlöcherter Videoladen und diverse Leichen. Zu gern würde Kommissar Solor (Henrik Mestad) erfahren, wie es zu diesem Blutbad gekommen ist. Doch Oscar erweist sich als eher unzuverlässiger Zeuge, der nur widerwillig den Mund aufmacht. Und als er dann zu erzählen beginnt, ist seine Geschichte so unglaublich, dass nicht nur der Kommissar an Oscars Worten zweifelt.

Alles begann in einer Werkstatt für Ex-Knackis, in der Oscar die Weihnachtsbaumproduktion leitet. Zusammen mit seinem Kindergartenfreund Thor (Mads Ousdal) und den beiden Knastbrüdern Billy (Arthur Berning) und Dan (Andreas Cappelen) nahm Oscar an einer Fußballwette teil, die überraschenderweise gewonnen wurde. Ganze 1,7 Millionen Euro hat das Gespann gewonnen, was natürlich viele Begehrlichkeiten weckt. Vor allem die des lokalen Paten Lasse (Peter Andersson), der den örtlichen Stripladen betreibt und dem Thor viel Geld schuldet.

So kommt eins zum anderen, bald liegt die erste Leiche in Oscars Wohnung, die nach Zerstückelung und Vertuschung verlangt. Nicht umsonst wurden schon in den ersten Minuten eine Häckselmaschine und eine Nagelpistole prominent ins Bild gehalten, und auch sonst verzichtet Magnus Martens auf keine Drehbuchwendung, auf keinen Einfall, so lange er Blut und Schock verspricht.

In bester Tarantino-, oder, um nicht ganz so hoch zu greifen, Guy Ritchie-Manier wird diese Geschichte in komplizierten Rückblenden erzählt, die lange offen lassen, ob Oscar nun ein kriminelles Mastermind ist oder doch eher unwissend in den Strudel der Ereignisse geraten ist.

Im Gegensatz zu vielen anderen Krimis aus nordischen Gefilden, die in den letzten Jahren mit schöner Regelmäßigkeit im Fernsehen und Kino liefen, geht es in „Jackpot“ deutlich weniger um psychologische Tiefe, als um plakative Schockmomente. Der von Jo Nesbo geschriebene Geschichte geht es dabei weniger um Glaubwürdigkeit, als um größtmögliche Absurdität. Kaum eine der Figuren ist frei von Neurosen oder Psychosen, die Anlass für immer neue groteske, bizarre Momente sind.

Originell ist das zwar nur bedingt, etwas abgenutzt hat sich die Tarantono/ Ritchie-Schule mit all ihren Imitatoren in den letzten zwanzig Jahren schon, doch Magnus Martens geht so unbeschwert an die Sache ran, dass es mit „Jackpot“ für einen unterhaltsamen Kinoabend der blutigeren Sorte reicht.

Michael Meyns