kleine Nick, Der

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Pünktlich zum 50. Geburtstag, den die Geschichten um den kleinen Nick im letzten Jahr feierten, entstand diese in Frankreich enorm erfolgreiche Verfilmung. Bei allen Problemen der Adaption nicht ganz zu unrecht, den auch wenn „Der kleine Nick“ bisweilen arg nostalgisch ist, kann man sich dem Charme der Kinderdarsteller kaum entziehen.

Webseite: www.derkleinenick.centralfilm.de

Frankreich 2009, 91 Minuten
Regie: Laurent Tirard
Darsteller: Maxime Godart, Valerie Lemercier, Kad Merad, Sandrine Kiberlain, Michel Galabru, Vincent Claude
Verleih: Wild Bunch/ Central
Kinostart: 26. August 2010
 

PRESSESTIMMEN:

Ein großer Spaß für Kinder und Erwachsene.
Kultur-Spiegel

FILMKRITIK:

1959 muss sich René Goscinny auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft befunden haben. In diesem Jahr erfand er nicht nur Asterix, den berühmtesten Gallier der Comicgeschichte, sondern auch den kleinen Nick. Zusammen mit den leichten, bisweilen an Karikaturen erinnernden Zeichnungen von Jean-Jacques Sempé wurde der kleine Nick weltberühmt und ist nun – mit einiger Verspätung – dem Schicksal erlegen, dass fast alle berühmten Figuren der Literaturgeschichte früher oder später erfahren: Er wurde verfilmt.

Da die Geschichten um den kleinen Nick sehr kurz sind, nahmen sich die zahlreichen Drehbuchautoren gleich einem ganzen Haufen an und formten sie zu einer losen, episodischen Erzählung. Grober roter Faden ist die Sorge des kleinen Nicks vor einem Geschwisterchen, dass nicht nur jene Fragen hervorbringt, vor denen sich Eltern fürchten – „Mama, wo kommen denn Babys her“ – sondern auch zu etlichen Abenteuern führt. Die finden vor allem in der Schule statt, wo der kleine Nick all seine Freunde trifft: Den ständig essenden Otto, den Klassenbesten und notorischen Petzer Adalbert, Chlodwig, der ständig in der Ecke stehen muss und all die anderen. Natürlich gehören dazu auch die Erwachsenen, die Nicks Welt bevölkern: Neben seinen Eltern (gespielt von Valerie Lemercier und Kad Merad) ist das vor allem die gutmütige, von den pausenlosen Streichen der Kinder erschöpfte Lehrerin (Sandrine Kiberlain), der griesgrämige Hilfslehrer Herr Hühnerfeld und der ständig seine Hecke trimmende Nachbar Herr Bleder.

Man merkt also, dass sich die Macher redliche Mühe gegeben haben, all die bekannten Figuren der Vorlage auftreten zu lassen. Ebensoviel Liebe zum Detail ist in die fiktive 50er Jahre Welt gegangen, in der die Kinder noch mit Schlips und Anzug zur Schule gehen, sauber gescheitelt sind und nur harmlose Flusen im Kopf haben. Während diese latent nostalgische Welt, die fortwährend eine bessere Zeit beschwört, die so wohl nie existiert hat, in den Geschichten und den Zeichnungen nur angedeutet ist, lässt der Film zwangsläufigerweise eine komplette Welt entstehen. Die Subtilität der Zeichnungen Sempés, der mit feinem Strich und leichter Überzeichnung eine unterschwellig karikierende Welt entwarf, geht dem Film weitestgehend ab. Das gilt erst recht für die Erwachsenendarsteller, die mit großer Geste Komik erzeugen sollen und meist eher klamaukig wirken. Ganz anders dagegen die perfekt gecasteten Kinderdarsteller. Größtenteils Debütanten, beleben sie den Film mit ihrem natürlichen Charme, agieren vor der für sie ungewohnten Kamera vollkommen unbefangen und machen den Film letztlich dann doch zu einem großen Vergnügen. An einen französischen Kinderfilmklassiker wie „Der Krieg der Knöpfe“ kommt „Der kleine Nick“ zwar bei weitem nicht heran, eine amüsante Verfilmung der berühmten Vorlage ist Regisseur Laurent Tirard jedoch allemal gelungen.

Michael Meyns