Klopka – Die Falle

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Osteuropäische Filme sind hierzulande meist nur bei Festivals zu sehen. Ins Kino schaffen es allenfalls Regisseure wie Emir Kusturica. Auch die serbisch-ungarisch-deutsche Produktion „Klopka – Die Falle“ tingelt nach ihrer Premiere bei der Berlinale von Festival zu Festival. Der Film bekommt jetzt jedoch auch eine Chance in den deutschen Kinos – und das zu Recht, denn die klug erzählte und schön fotografierte Geschichte um eine Belgrader Familie in existenziellen Nöten kann mit dem westeuropäischen Autorenkino locker mithalten.

Webseite: progress-film.de

Serbien, D, HU 2007
Regie: Srdan Golubovic
Buch: Melina Pota Koljevic, Srdjan Koljevic
Darsteller: Nebojsa Glogavoc, Natasa Ninkovic, Miki Manojlovic, Anica Dobra
Länge: 106 Minuten
Verleih: Progress Film
Start: Herbst 2007

Auszeichnungen:

Internationales Filmfestival Sofia 2007: Stella Artois Grand Prix, 
goEast Festival des mittel- und osteuropäischen Films Wiesbaden 2007: Preis für die Beste Regie und Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Pressestimmen:

Im Psychothriller "Klopka - Die Falle" bekommt ein verzweifelter Vater aus Belgrad die Chance, seinen todkranken Sohns zu retten - wenn er selbst zum Mörder wird.
Ein hochspannender Film Noir, der sich gleichzeitig als finsteres Gesellschaftsporträt des heutigen Serbien versteht... Denn "Klopka" erzählt nicht nur den persönlichen Alptraum eines Mannes. Ganz nebenbei wird mit subtilen Hinweisen das Elend einer serbischen Gesellschaft skizziert, die sich weder materiell noch moralisch vom Krieg erholt hat.
"Klopka - die Falle" ist kein Film für einen unbeschwerten Kinoabend. Es ist ein Film, der dem Zuschauer an die Substanz will. Gerade deswegen sei er ausdrücklich empfohlen.
Der Spiegel

Präzise inszenierter Thriller, der die Metaphrase auf den Niedergang der Mittelschicht in Serbien mit dem universellen Handwerkszeug des Psychodramas angeht. Konzipiert als balkanische Version von "Schuld und Sühne", erzählt der Film die Persönlichkeitstransformation in einer differenzierten Bildsprache, die ihren ureigenen Stil zwischen Close-Ups und Inszenierung der stadträumlichen Architektur findet.
film-dienst

Weitere Pressestimmen hier auf film-zeit.de

FILMKRITIK:

Das Schicksal bricht mit einem Keulenschlag in das harmonische Leben Mladens (Nebojsa Glogavoc) und seiner Frau Marija (Natasa Ninkovic) ein. Ihr zehnjähriger Sohn Nemanja (Marco Djurovic) fällt im Sportunterricht um. Im Krankenhaus wird eine schwere Herzerkrankung festgestellt, die nur operativ beseitigt werden kann. Das geht nicht in Belgrad, sondern nur in Berlin. Aber das ist nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem besteht darin, dass die Operation 30 000 Euro kostet, die die Krankenkasse nicht zahlt. 30 000 Euro sind für Mladen und Marija eine Schwindel erregende Summe. Sie besitzen nicht mal ein Zehntel davon, doch sie müssen das Geld schnell auftreiben, denn die Zeit drängt. Jeder neue Anfall ihres Sohnes kann der letzte sein. Alle Bemühungen, die Summe zu besorgen, scheitern – bis sich jemand auf eine Bettel-Anzeige in der Zeitung meldet, die Marija aufgegeben hat. Der Unbekannte verspricht, die Summe zu zahlen, wenn Mladen im Gegenzug einen  monströsen Auftrag ausführt. 

Eine private Tragödie  - aber nicht nur. Regisseur Srdan Golubovic macht von Anfang an klar, dass die schwere Erkrankung eines Kindes nur aufgrund der gesellschaftlichen Gegebenheiten in seinem Land zur Tragödie wird. An einer Kreuzung, die als symbolische Weggabelung der Geschichte des Öfteren auftaucht, steht Mladen mit seinem alten R 4 vor der Ampel, neben ihm wartet ein neuer Toyota-Geländewagen. Ein Zigeunerjunge springt herbei, der Geld damit verdient, die Scheiben der wartenden Autos zu waschen. So hat man sich wohl die serbische Gesellschaft vorzustellen: reich, arm und sehr arm. Die Gründe für diese Dreiteilung werden gleich nachgeliefert. Reichtum lässt sich nur mit Verbrechen oder in der Schattenwirtschaft erwerben. Mladen ist zwar Ingenieur und Marija Lehrerin, aber im Staatsdienst bekommen sie nur ein kümmerliches Salär. Eine Schülerin aus reichem Hause erzählt Marija nebenbei, dass ihr Vater einen Bilderrahmen für mehrere zehntausend Euro gekauft habe. Ein Bilderrahmen, das Leben eines Kindes: Alles hat seinen Preis, nur kann ihn nicht jeder zahlen.

Golubovic sagt, „Klopka“ sei „ein Film über Serbien nach Milosevic – ein Land, in dem es keinen Krieg mehr gibt, aber eine moralische und existenzielle Wüste“. Mladen, die Hauptfigur, gerät in ein moralisches Dilemma. Er kann das Leben seines Sohnes nur durch den Tod eines anderen Menschen retten. Es gibt keinen Ausweg, und je enger der Spielraum wird, umso enger werden die Räume, in denen sich der Vater zunehmend apathisch auf ein fatales Ende zu bewegt. Die Zwangsläufigkeit der Ereignisse ist nicht immer einsichtig – an einem bestimmten Punkt der Entwicklung hätte Mladen die Chance gehabt, den Spieß umzudrehen – doch sie erfüllt ihren metaphorischen Zweck. Für redliche Leute stehen die Ampeln in Serbien wohl immer auf Rot. 

Volker Mazassek