L’Avion – Das Zauberflugzeug

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Nach dem Tod des Vaters entwickelt das Modellflugzeug des französischen Jungen Charly (Roméo Botzaris) magische Kräfte – wofür sich schnell auch zwielichtige Wissenschaftler interessieren. Cédric Kahn ist ein spannender Kinderfilm gelungen, der über das Loslassen, die familiäre Liebe und natürlich die Wichtigkeit von Freundschaften sinniert.
Ausgezeichnet mit dem Lucas 2005 auf dem 28. Internationalen Lucas Kinderfilmfestival in Frankfurt/Main.

Webseite: www.akkordfilm.de

Frankreich/Deutschland 2005
Regie: Cédric Kahn
Buch: Gilles Marchand
Darsteller: Roméo Botzaris, Vincent Lindon, Isabel Carré, Nicolas Briançon, Alicia Djemaï, Rodolphe Pauly
Länge: 100 Minuten
Verleih: Farbfilm
Kinostart: 3.5.2007
Akkord Film/Barnsteiner Film

PRESSESTIMMEN:

 

Der überzeugend gespielte, hinreißend fotografierte und höchst sorgfältig inszenierte Kinderfilm verbindet virtuos anrührende, aber niemals rührselige märchenhafte Unterhaltung mit der Auseinandersetzung mit existenziellen Themen wie Tod, Verlust und Trauer. - Sehenswert ab 10.
film-dienst

Ein kindgerechtes Fantasy-Märchen über einen traurigen Jungen und sein zauberhaftes Modellflugzeug.
Cinema

FILMKRITIK:

In schöner Regelmäßigkeit kann sich das deutsche Filmpublikum davon überzeugen, dass ausländische Kinderfilme andere, oftmals anspruchsvollere Standards setzen. Während hiesige Produzenten meist auf Nummer sicher gehen und sich Filmrechte für erfolgreiche Bücher oder Hörspielserien sichern – siehe Cornelia Funkes „Die wilden Hühner“, Paul Maars „Sams“ oder die letztjährige TKKG-Verfilmung von Tomy Wiegand – und ihrem Kinderpublikum damit meist klamaukige, aber (weit gehend) konfliktfreie Kost servieren, wagen Filmemacher aus anderen Teilen Europas oft etwas mehr.

Der Franzose Cédric Kahn (dessen Erwachsenenfilm „Feux rouges“ 2004 im Wettbewerb der Berlinale lief) lotet in „L’avion – Das Zauberflugzeug“ auf erfrischende Weise die Grenzen zwischen Realität und Fantasie aus, ohne das junge Publikum mit moralischen Grundsatzthemen über Gut und Böse zu lenken. Seine Abenteuergeschichte erzählt vom 7-jährigen Charly (Roméo Botzaris), der zu Weihnachten statt des gewünschten Fahrrads ein Modellflugzeug geschenkt bekommt. Sein Vater, ein Flugzeugingenieur, vertröstet ihn mit dem bald bevorstehenden Geburtstag und verstaut den weißen Flieger zunächst auf dem Kleiderschrank.

Als Charlys Vater bei einem Unfall stirbt – und damit eines der ältesten Merkmale im Genre der Kindererzählung, der Tod eines Elternteils, aus der Mottenkiste geholt wird – entwickelt das Flugzeug magische Kräfte und begeistert den trauernden Halbwaisen. Gibt es etwa einen spirituellen Zusammenhang zwischen dem verstorbenen Vater, der aus dem Jenseits womöglich das kleine Flugzeug lenkt?

Der Umgang mit dem Tod und das Loslassen ziehen sich thematisch durch die gesamte Erzählung, die richtig spannend wird, als der Zauberflieger für Laborzwecke beschlagnahmt wird und Charly sich mit dem Nachbarmädchen Mercedes (Alicia Djemaï) daran macht, das neue Lieblingsspielzeug aus dem hermetisch abgeriegelten Hochsicherheitstrakt zurück zu stehlen.

„L’avion – Das Zauberflugzeug“ ist zweifelsohne einer der Kinderfilme des Jahres. Auch wenn magische Modellflugzeuge nicht unbedingt der Lebenswelt eines 8-jährigen entsprechen, bleibt die beruhigende Tatsache, dass hier ein Kinderabenteuer mit aller Ernsthaftigkeit erzählt wird, ohne eine Form von Heile-Welt-Gestus vorzugaukeln. Der Tod und die Todesnachricht des Vaters sind ein wichtiger Bestandteil und nicht – wie so oft – die Ausgangslage der Geschichte. Alle Charaktere entsprechen realistischen Vorbildern, während in deutschen Filmen jene doch meist stark und fast clownesk überzeichnet sind. Bei all dem Ländervergleich kann man aber dennoch froh sein: „„L’avion – Das Zauberflugzeug“ ist immerhin ein fränzösisch-deutsche Koproduktion.
 

David Siems 

 
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Der 12jährige Charly wünscht sich von seinem Vater Pierre, einem viel beschäftigten Ingenieur und Piloten, zu Weihnachten sehnsüchtig ein Fahrrad. Er ist ganz schön enttäuscht, als er kein Fahrrad bekommt, sondern ein Modellflugzeug. Wenig später die schreckliche Nachricht, dass der Vater bei einem Unfall ums Leben kam. Charly und seine Mutter Catherine sind untröstlich. Wie diesen Tod überwinden?

Mit dem Flugzeug hat es etwas Besonderes auf sich. Es bewegt sich von selbst, es fliegt. Als die Mutter, die das Ganze nicht glauben will, das Flugzeug wegräumt, macht dieses sich selbständig und zerstört aus Wut die halbe Küche. Und als es zur Untersuchung ins Labor gegeben werden soll und Charly mit seiner Freundin Mercedes ins Labor eindringt, aber entdeckt wird, hilft das Flugzeug bei der Flucht. Ja, es holt sogar Catherine herbei, die dem erschöpften Charly wieder auf die Beine hilft.

Dann plötzlich rührt sich das Flugzeug nicht mehr. Catherine, Mercedes und Charly verbringen einige Tage am Meer, wo sie früher mit dem Vater eine gute Zeit hatten. Die Erinnerung ist noch immer hellwach. Mercedes rät Charly, etwas, das ihm am Herzen liegt, zu vergraben, weil dann sein größter Wunsch in Erfüllung gehe. Wird dies gelingen?

Es ist ein Märchen, dessen Hauptinhalt darin besteht, den Abschied des Kindes vom Vater zu verwirklichen und zu dokumentieren. Das wird erreicht, auch wenn die Handlung teilweise sprunghaft ist und es zuweilen an zwingenden Folgen und Anschlüssen fehlt.

Kinderfilme sind heute häufig mit elektronischen Effekten übersät. Es tut gut bei diesem Film, dass er ohne auskommt, obwohl die Geschichte sich auf einen Comic stützt. Der Film ist ruhig, mit schönen Aufnahmen gestaltet, gut gespielt. Der kleine Romeo Botzaris, der den Charly gibt, ist eine ausgezeichnete Wahl.

Thomas Engel