Leroy

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Ein Film über Rassismus. Eine Geschichte von erster Liebe. Eine Satire über Rechtsradikalismus. Armin Völckers Debütfilm versucht all diese Facetten unter einen Hut zu bekommen, allerdings mit durchwachsenem Erfolg. In seinen guten Momenten ein pointierter, urkomischer Film, genauso oft aber auch ein schwieriger Versuch, Sprache und Verhalten von Jugendlichen einzufangen.

Webseite: www.x-verleih.de

Deutschland 2007
Regie, Buch: Armin Völckers
Kamera: Tony Mitchell
Schnitt: Marty Schenk
Musik: Ali N. Askin
Darsteller: Alain Morel, Anna Hausburg, Constantin von Jascheroff, Arnel Taci, Günther Kaufmann, Eva Mannschott
Länge: 89 Minuten, Format 1:1,85
Verleih: X-Verleih
Kinostart: 27. September 2007

PRESSESTIMMEN:

Kein Sozialdrama, sondern eine Komödie mit ganz vielen hübschen Ideen und einem umwerfend frischen, natürlichen Hauptdarsteller.
Brigitte

Eine sympathische Multikulti-Komödie... dank des überzeugenden Hauptdarstellers sowie der mitreißenden Songs unterhält der Film durchaus mit einiger Tiefe.
film-dienst

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FILMKRITIK:

Den 17jährigen, farbigen Leroy (Alain Morel) als typisches Beispiel einer gemischten Ehe – Vater schwarz, Mutter weiß – zu bezeichnen, führt zu kurz. Zwar hat es phasenweise den Anschein, als würde sich der Film bemühen so etwas wie eine authentische Grundlage zu schaffen, doch wirklich authentisch wirkt hier wenig. Der Vater (Günther Kaufmann) ist ein verschrobener Erfinder, die Mutter (Evan Mannschott) soll wohl beispielhaft für links-liberales Bürgertum stehen. Leroy selbst hat mit seiner Hautfarbe keine Probleme, sein bester Freund Dimi (Constantin von Jascheroff) nennt ihn ganz unbefangen „Shokopopp“ und auch die hübsche, blonde Eva (Anna Hausburg), in die sich Leroy verliebt, hat nicht den Hauch eines Vorurteils. Umso mehr ihre Eltern: Die heißen allen ernstes Braun, leben in sehr deutschem Reihenhaus, die Mutter trägt eine Art Gretchen-Frisur, die Söhne sind „typisch“ rechts, inklusive rasiertem Schädel, Bomberjacke und Springerstiefel. All das ist so grotesk überzeichnet, dass es, ja, sehr komisch ist. 

Wie der Film hier mit den Klischees spielt, die Absurdität des rechten Gedankenguts bloß stellt, aber auch die sehr beschränkte Weltsicht der liberalen Eltern Leroys zeigt, zählt zu den Höhepunkten des Films. Dem gegenüber aber stehen Dialoge zwischen den Teenagern, die so weltfremd und daneben klingen, dass ein Teenager wohl eher freiwillig schweigen würde, als sich so lächerlich zu machen. Wie so oft im deutschen Fernsehen und Kino scheint hier ein Autor versucht zu haben, die Sprache der Jugend nachzuahmen, ohne wirklich eine Vorstellung davon zu haben, wie in der Schule und auf der Straße wirklich gesprochen wird.

Das Ergebnis klingt dann zwangsläufig wie etwas von dem ein Mittvierziger glaubt, dass es Teenager sagen und nicht wie etwas, dass ein Teenager wirklich sagen würde.
Angesichts der meist völlig überdrehten, reichlich absurden Handlung fragt man sich allerdings, ob es überhaupt die Absicht von Armin Völckers gewesen ist, so etwas wie Authentizität zu kreieren. Denn die Art und Weise, wie er die unterschiedlichen Erfahrungswelten Leroys und Evas darstellt hat wenig mit der Realität zu tun. Sowohl die Vorstellung, dass im Zentrum von Berlin Rechtsradikale mit Hunden Namens Goebbels durch die Straßen ziehen, als auch die Vermutung, die Innenstadt sei voll von Schwarzen, entbehrt jeglicher Grundlage. Angesichts der durchaus pointierten satirischen Momente hätte man sich gewünscht, dass sich Völcker nicht nur punktuell sondern vollständig für diese Tonart entschieden hätte. Wenn er Leroy etwa seine schwarze Herkunft entdecken lässt, ihn mit der Black Power Bewegung konfrontiert (die allerdings – man muss wohl sagen natürlich – vollkommen undifferenziert und unkritisch als Beispiel schwarzen Protestes gezeigt wird) und schließlich in einem bizarr-treffenden Versöhnungsbild zwischen schwarz und weiß mündet, hat der Film durchaus Qualitäten. Einen einheitlichen Tonfall aber sucht man bei diesem fraglos gut gemeinten und in Phasen auch gut gemachten Film leider meist vergeblich.

Michael Meyns