Liebesleben

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Mit der Verfilmung von Zeruya Shalevs Bestsellers „Liebesleben“ erprobt sich die Schauspielerin Maria Schrader („Rosenstraße“ und „Aimée und Jaguar“) erstmals als Regisseurin. Im Mittelpunkt steht die 30-jährige Lara, die sich in Arie, einen wesentlich älteren Jugendfreund ihres Vaters verliebt. Für diese nur sehr bedingt erwiderte Liebe ist Lara bereit, alles hinter sich zu lassen – ihre Ehe, ihre Familie, ihre Karriere und ihr gesamtes wohlgeordnetes Leben. Erst spät erkennt sie, dass Arie der Schlüssel zu einem lange gehüteten Geheimnis ihrer Eltern ist. Maria Schrader gelingt die intensive Umsetzung eines dichten Romans, dem sie ihre ganz eigene Handschrift zu geben vermag. Eine gleichwohl verstörende wie faszinierende Reflexion über die Kraft der Erotik und Lebenslügen, denen man nicht entkommen kann.

Webseite: www.liebesleben-derfilm.de

Israel/Deutschland 2007
Regie: Maria Schrader
Drehbuch: Maria Schrader und Leila Stieler nach dem gleichnamigen Bestseller von Zeruya Shalev
Darsteller: Neta Garty, Rade Serbedzija u.a.
113 Min.
Kinostart: 8.11.2007
Verleih: X-Filme

PRESSESTIMMEN:

 

Ein mitreißendes und glaubwürdiges Drama um dunkle Familiengeheimnisse und die Wachsstumsschmerzen beim Erwachsenwerden.
Brigitte

Verfilmung eines Bestsellers, die die Ich-Form der Vorlage durch eine gradlinige Dramaturgie ersetzt, damit aber auch die Reflexionsebene der Hauptfigur verlässt und kein adäquates Ausdrucksmittel findet, die Figuren trotzdem glaubhaft zu gestalten. Überzeugend (bis auf die männliche Hauptrolle) sind indes die Darsteller, die eindrucksvolle Kamerarbeit sowie die nuanciert komponierte Musik.
film-dienst

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FILMKRITIK:

Alles nahm seinen Anfang, als Maria Schrader vor rund sieben Jahren gefragt wurde, ob sie die israelische Autorin Zeruya Shalev auf Lesereise begleiten wolle, um deren Roman „Liebesleben“ vorzustellen. Sie lehnte zunächst ab, da sie das Buch nicht kannte, aber irgendwann griff sie doch danach, las einige Zeilen – und seitdem hat es sie nicht mehr losgelassen. Aus der Lesereise wurde doch noch etwas, und als die Autorin sie in deren Verlauf fragte, ob sie Lust habe, es zu verfilmen, fühlte sich Maria Schrader geehrt und griff zu.
 

Bei der Umsetzung ließ Shalev Maria Schrader von Beginn an alle Freiheiten, denn beide waren sich darin einig, dass ein Roman nie in allen Facetten auf der Leinwand erfasst werden kann. Und so konzentriert sich Schrader vor allem auf die erotische Obsession ihrer Hauptfigur, ohne jedoch die familiären Bezüge aus dem Auge zu verlieren. Denn diese sind es schließlich, die den Schlüssel zu diesem Film liefern und ihn aus der Darstellung einer reinen „amour fou“ herausheben.

Lara begegnet Arie zum ersten Mal im Haus ihrer Eltern, wo dessen Besuch nach drei Jahrzehnten Abwesenheit bei ihrer Mutter auf wenig Begeisterung stößt. Von Beginn an fühlt sich die junge Frau erotisch zu ihm hingezogen. Sie beginnt, sich ihm quasi aufzudrängen und der fast doppelt so alte Arie geht – eher gelangweilt – darauf ein. Obwohl Lara bewusst ist, damit ihre Ehe aufs Spiel zu setzen, versucht sie nicht, von dieser Obsession loszukommen – auch wenn sie durchaus wahrnimmt, dass Aries Interesse allenfalls sexueller Natur ist und dieser sie oft genug bewusst demütigt. „Du bist jung und hungrig, ich bin alt und satt“, stellt Arie nüchtern und zutreffend fest. Doch erst als Lara dahinter kommt, welche Rolle Arie im Leben ihrer Eltern spielt, erkennt sie, dass sie ihren eigenen Weg gehen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen muss.

Die Herausforderung für Maria Schrader in dieser Literaturverfilmung lag vor allem darin, die im Roman durch die Ich-Perspektive vermittelte innere Welt der Protagonistin dem Zuschauer erfahrbar zu machen. Denn nur so kann dieser die emotionale Emanzipation nachvollziehen, die Lara durchmacht und letztlich die Essenz von Roman und Film ausmacht. Dies gelingt ihr durch eine einfühlsame Regie, die Gedanken in Handlung umsetzt, und nicht zuletzt mit Hilfe der jungen israelischen Theaterschauspielerin Neta Garty, die die in ihrer Figur steckende Kraft und gleichzeitige Verletzlichkeit adäquat umzusetzen vermag.

Anne Wotschke