Madagascar 3

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Besonders erfolgreiche Animationen wie „Madagascar 3“ erliegen gerne der Gefahr, wenig originelle Wiederholungen ins Kino zu bringen: Die Figuren liegen im Rechner bereit, übersichtliche Geschichten lassen sich schnell minimal variieren. „Madagascar 3“, das Abenteuer der vier New Yorker Zootiere in der großen, weiten Welt, erweist sich hingegen als sehr erfreuliche, gar sensationelle Ausnahme. Nun eröffnet das bewährte Ensemble geographisch, charakterlich und auch ästhetisch neue Dimensionen!

Webseite: wwww.madagascarinternational.com/intl/de

Madagascar 3 - Europe's Most Wanted
USA 2012
Regie: Eric Danell
Darsteller:
Synchro-Stimmen: Rick Kavanian (Marty), Jan-Josef Liefers (Alex), Bastian Pastewka (Melman), „Fanta 4" (Pinguine)
Länge: 93 Min.
Verleih: Paramount
Kinostart: 2.10.2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Anfangs hängen das dumm plappernde Zebra Marty, der Anführer-Löwe Alex, die empfindliche Giraffe Melman und die eingebildete Nilpferddame Gloria noch in Afrika fest. Doch ganz schnell startet „Madagascar 3“ mit Action und anspielungsreichem Humor durch: Mit Hilfe von Julien, dem König der Lemuren, rettet man sich mehr schlecht als recht nach Monte Carlo, wo allein dieser schillernde Name mit seinen nach Raubzügen verlangenden Casino-Reichtümern genügend Vorlagen für einen ganzen Filmspaß liefert. Einen Moment fürchtet man, dass es nun vorhersehbar wird, dann merkt man, dass ein Haufen verrückter Ideen das Innere dieser Merchandise-Maschine antreibt. So wie sich unter der Perücke eines überschminkten Louis XIV, der gerade die Bank eines Casinos knackt, ein paar Schimpansen befinden, die von den Pinguinen ferngesteuert werden. Die „Pinguine von Madagascar“ haben hier die gleiche Slapstick-Funktion wie Scrat in „Ice Age“ aber bewerkstelligen gleich noch einiges mehr. Wie einen fast perfekten Casino-Raub, wenn man davon absieht, dass sich eine Giraffe und ein Nilpferd in Gesellschaft von Löwe und Zebra, doch nicht so elegant abseilen können wie Tom Cruise.

Auf jeden Fall bleibt genügend Beute für einen Heimflug, endlich nach New York, übrig. Aber die Handlung legt noch eine Kapriole drauf, in Form der biestigen Tierjägerin Capitaine Chantel DuBois. Eine tödliche Piaf, ein Killerweibchen im Dienstrock der Pariser Polizei treibt die Truppe auf atemberaubende Weise über die Dächer von Monte Carlo. Dabei landen die Flüchtlinge um Alex in den Zugwaggons eines heruntergekommenen Wanderzirkus’. Der Hahnenkampf von Alex mit dem russischen Messerwerfer-Löwen Vitali wäre schon Grund genug für Spannungen, hätte der grimmige Ex-Star Alex nicht noch ne mächtige Psychose an der Schüssel. Nachdem man sich mit dem Casino-Gewinn den Zirkus und damit eine Tarnung gekauft hat, müssen sich all die sehr schrillen Tiere zusammenraufen, schon allein, um eine anständige Show auf die Beine zustellen. Dabei ist das Personal mit verliebtem Bär im Rüschenrock auf Dreirad oder dem stupiden Seehund Stefano und einem „Bullshevik“ schon an sich genial. Auch gibt es ein neues Team aus kleinen Raufbolden als Gegenpart zu den Pinguinen.

Was in dem von Bond entlehnten flotten Wechsel der Spielorte noch an innerer Dramatik hinzukommt, hätte bei anderen glatt für drei Fortsetzungen gereicht. Wie kommt man nur auf die Idee, während einer tierischen Rom-Romanze das Pantheon und Donuts zusammenzubringen? Klar - beide sind rund und haben ein Loch in der Mitte! Wobei die Krönung allen Wahnsinns in schöner Tradition durchgeknallter Oberschurken die verbissene Chantel DuBois bleibt, die allen den Rang abrennt und geradezu göttlich gemein wird, wenn sie mit „Rien de rien“ ihre angeschlagenen Häscher zum Leben erweckt.

So ist „Madagascar 3“ sogar eine Steigerung des bisherigen Spaßes - nicht nur wegen der Erweiterung um eine alberne Zirkustruppe. Das ganz große Animations-Kino - bis zum zerlaufenen Mascara - reizt mit einer atemberaubenden 3D-Zirkusnummer die aktuelle Technik auch auf verblüffende Weise aus.

Günter H. Jekubzik

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