Maedchen aus Monaco, Das

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Mit Russen ist nicht zu Spaßen. Weil seine Mandantin einen solchen ermordet haben soll, wird dem Starverteidiger Bertrand Beauvois (Fabrice Luchini) ein Leibwächter zur Seite gestellt. Dem Bewachten aber ist dies lästig, mehr noch, als sich ein Flirt mit einer hübschen jungen Monegassin anbahnt. Die wiederum ist auch dem Bodyguard nicht unbekannt. Anne Fontaines leichtfüßige, insgesamt eher anspruchslose Verführungskomödie interessiert sich, ohne allzu viel Tiefe aufzubauen, vor allem für die Persönlichkeitsveränderung des Anwalts. Russen braucht es dazu noch nicht einmal.

Webseite: www.mfa-film.de

Frankreich 2008
Regie: Anne Fontaine
Darsteller: Fabrice Luchini, Roschdy Zem, Louise Bourgoin, Stéphane Audran
95 Minuten
Verleih: MFA
Start am 2.7.09
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Für den Franzosen Fabrice Luchini ist es die perfekte Rolle: als geistreicher Redner mit eloquenter Wortwahl, verletzlich in seinen Gefühlen, zurückhaltend aber bestimmt in seinem Auftreten, steht er als Staranwalt der 70-jährigen Angeklagten Madame Lassalle (Stéphane Audran), die angeblich ihren russischen Liebhaber ermordet haben soll, in Monaco seinen Mann. In privaten Frauenangelegenheiten allerdings ist Maitre Beauvois eine Lusche. Das ändert sich mit Erscheinen der im monegassischen Fernsehen für die Wetteransagen zuständigen Audrey (Louise Bourgoin), der man die totale Verliebtheit jedoch nicht wirklich abnimmt.

Was die Tage des Maître auf dem Felsen (so sagen sie im Fürstentum zu Monaco) aber zu besonders verrückten werden lässt, ist die ständige Präsenz eines Leibwächters (Roschdy Zem), den der Sohn der Klientin zum Schutz vor Racheaktionen aus dem Umfeld des Ermordeten dem Anwalt ungefragt zur Seite stellt. Zufällig, so kommt heraus, hatte Bodyguard Christophe sogar einmal ein Verhältnis mit Audrey. Dem Anwalt gegenüber gibt er sich zunächst auch als Frauenversteher zu erkennen.

Dienstbeflissenheit hier und Eifersucht da ergeben eine hübsche Mischung für nette, keinesfalls überraschende komödiantische Situationen, ebenso die Gegensätzlichkeit des stoisch manchmal steifen und zumeist ernsten Bewachers und seines zappeligen Beschützersubjektes. Aus der streng befolgten Dienstanweisung, das Umfeld seines Klienten stets in einem Radius von sechs Metern zu sichern, resultieren wiederholt situationskomische, sich mit der Zeit aber auch schnell abnutzende und durchschaubare Szenen und Dialoge. Amüsierpotenzial eröffnet sich aber auch aus der Gegensätzlichkeit der Figuren und der Art und Weise, wie sie miteinander kommunizieren, aufeinander reagieren und miteinander interagieren. Besonders kontrastreich dargestellt ist dies in der wortgewandten Darstellung des Maître und der ihm mit ihren äußeren wie auch sexuellen Reizen, ihrer jugendlichen Naivität und Offenheit und ihrem Faible für Lady Di gegenübertretenden Audrey. Auch dass der zurückhaltende Christophe zu den beiden anderen Hauptfiguren in einem bestimmten Verhältnis steht, trägt mit dazu bei, dass möglicherweise mehr in die simpel gestrickte Geschichte hineininterpretiert wird als effektiv zum Vorschein kommt.

So amüsant es anzuschauen ist, wie der in den Fängen der Liebe gefangene Anwalt den Kopf verliert und seinen guten Ruf riskiert, so bedauerlich ist, wie die Regisseurin und Drehbuchautorin Anne Fontaine („Nathalie“, „Coco before Chanel“) ihre lockere Mittelmeerkomödie vor den malerischen Kulissen des Fürstentums zu Ende führt. In einem entscheidenden Plotdetail nämlich lässt sie wichtige kriminalistische Grundkompetenzen wie etwa die Frage nach einem Alibi vermissen. Die Missachtung führt immerhin dazu, das Maître Beauvois noch ein wenig länger als geplant in Monaco bleiben darf. Das französische Publikum scheint sich am leichtfertigen Ende dieses süffisanten Sommerfilms nicht gestört zu haben: in den Kinos links des Rheins war „Das Mädchen von Monaco“ ein gut laufender Hit.

Thomas Volkmann

Bertrand Beauvois ist ein Staatsanwalt aus Paris, der in Monaco die Verteidigung in einem Mordprozess übernommen hat. Edith Lasalle soll ihren Geliebten umgebracht haben. Doch vielleicht war es auch ihr Sohn, der zu dem Opfer eine sehr persönliche Beziehung entwickelt hatte.

Beauvois hat, von wem auch immer, den Bodyguard Christophe Abady zugeteilt bekommen, denn Ediths Geliebter war Russe, und „mit den Russen ist nicht zu spaßen“, heißt es einmal.

An sich läuft es mit dem Prozess ganz gut. Doch dann kommt es zu einem Zwischenfall, zu mehr als einem Zwischenfall. Denn der strenge, intellektuelle Beauvois trifft auf Audrey Varella, Monacos Wetterfee, eine hübsche, leichtfüßige, sexuell nicht sehr wählerische Person mit unleugbarem Charme. Es dauert nicht lange, bis Beauvois sich nicht nur verliebt, sondern dem Mädchen buchstäblich verfällt.

Christophe, der männliche, zurückhaltende, meist unbestechlich dreinblickende Leibwächter will Bertrand vor diesem Abenteuer bewahren. Einfach ist das nicht – denn früher hatte Christophe mit Audrey eine Affäre. Er tut so, als wäre dies ohne Bedeutung, aber ganz so scheint es nicht zu sein.

Beauvois’ und Abadys Verhältnis ist gekennzeichnet durch exaktes berufliches Verhalten, aber auch durch Sorge füreinander, durch eine sich abzeichnende Freundschaft. Auch durch Konkurrenzdenken?

Beauvois ist inzwischen bewusst geworden, dass er sich mit seiner bedingungslosen Annäherung an Audrey total verrannt hat. Er muss daraus die Konsequenzen ziehen.

Verkehrsunfall mit Audrey. Wer ist schuld? Beauvois, Abady? Und was wird aus dem Mädchen?

Jedenfalls ist es Beauvois, der sich am Schluss im Gefängnis befindet. Vielleicht auch nur, um eine Art Buße zu tun.

Ein von Anne Fontaine ziemlich geistreich verfasstes Drehbuch, eine immer spielerisch leichte Handlung, witzig und sexy dazu. Wer sich amüsieren will, bitte, hier kann er es.

Und einmal mehr ist von exzellenten Schauspielern zu berichten. Fabrice Luchini hält als Beauvois glaubhaft die Balance zwischen charakterlichem Ernst und erotischem Verlorensein. Roschdy Zem ist ein herrlicher Bodyguard – mit unbeweglichem Gesicht und unerbittlicher Pflichtauffassung, aber mit weicher und verwundbarer Seele. Die attraktive Louise Bourgoin (Audrey) lässt als die gnadenlose Verführerin durchgehend die Puppen tanzen.

Thomas Engel