Maria, ihm schmeck’s nicht

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Unbelastet von deutsch-romantischer Italophilie spielt die erfrischende Cultur-Clash Komödie „Maria ihm schmeckt´s nicht“, nach dem gleichnamigen Bestseller von Jan Weiler, gewitzt mit Sprach- und Nationenstereotypen. Mit den herrlich komischen Anekdoten über seine italienische Verwandtschaft begeisterte der ehemalige Journalist bereits Millionen von Lesern. Jetzt inszeniert Familienfilmerin Neele Leana Vollmar genussvoll die turbulente Hochzeitsgeschichte um kulturelle Differenzen zwischen „Dolce Vita“ und nationalen Klischees. Zusammen mit dem italienischen Komödienstar Lino Banfi läuft der rheinländische Schauspieler und Entertainer Christian Ulmen zu Höchstform auf.

Webseite: www.maria.film.de

Deutschland, Italien 2009
Regie: Neele Leana Vollmar
Darsteller: Lino Banfi, Christian Ulmen, Mina Tander, Maren Kroymann, Gundi Ellert, Peter Prager, Paolo de Vita, Ludovica Modugno, Lucia Guzzardi, Nino Bellomo, Leonardo Nigro,
Pierluigi Ferrandini,Sergio Rubini
Drehbuch: Daniel Speck, Jan Weiler
Länge: 96 Minuten
Verleih: Constantin Filmverleih
Kinostart: 6.8.2009
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Campobello, eine kleine Stadt in Apulien. In den engen, verwinkelten Gassen rammt ein typischer dreirädriger Ape-Minilaster an der Kreuzung ein weißes VW Karmann Ghia Cabrio. „Sie sehen doch, hier, bitte schön, meine Möse blinkt“ radebrecht der linkische Jan (Christian Ulmen) verzweifelt. „Möse an, Möse aus, Möse an, Möse aus.“ Mit dem Wörterbuch in der Hand versucht der akribische Sachbuchlektor seine Unschuld zu beweisen. Aufgeregt vertauscht er dabei vor versammelter Menge die Wörter Blinker „freccia“ und Möse „fregna“. Sein Erklärungsversuch löst bei den italienischen Ortsbewohnern Lachsalven aus. „Ich kenne den nicht“, wehrt sich Antonio Marcipane (Lino Banfi), sein italienischer Schwiegervater in spe, der seinen Heimatort Campobello einst Richtung Deutschland verlassen musste. In diesem peinlichen Moment möchte der ehemalige „Gastarbeiter“ nichts mit dem Tedesco zu tun haben.

Szenen wie diese zählen zu den skurrilen Höhepunkten der temporeich und witzig inszenierten Sommerkomödie. Immer wieder spielt der Film äußerst humorvoll mit deutsch italienischen Missverständnissen. Nichtsdestotrotz ist das Ganze eine fröhliche Liebeserklärung an die italienische Lebensart und die italienische Großfamilie. Denn der kluge Charme von „Maria, ihm schmeckt´s nicht“ liegt in seinem offensiven Umgang mit Stereotypen. Klischeebilder werden nicht komisch übersteigert, um ad absurdum geführt zu werden, sondern um ihren wahren Kern offen zu legen. Das hat durchaus etwas Befreiendes. Schließlich überwindet am Ende selbst Patriarch Antonio seine Vorbehalte gegenüber seinem etwas blassen deutschen Schwiegersohn.

Doch angefangen hat alles ganz harmlos. Eigentlich wollte Jan die Deutsch-Italienerin Sara (Mina Tander) nur standesamtlich heiraten. Ganz unspektakulär. Aber sein zukünftiger Schwiegervater, der 1965 als Fremdarbeiter nach Osnabrück kam und eine Deutsche (Maren Kroymann) heiratete, entdeckt seine italienische Seele wieder. Strikt verlangt der Papa für sein Töchterchen eine traditionelle Hochzeit in seinem Heimatort in Süditalien. Also reist Jan mit den Marcipanes nach Campobello, um die große Familienfeier mit der gesamten Sippe vorzubereiten.

Schnell ist klar, dass mit der Hochzeit der beiden ein kulturpsychologischer Kraftakt verbunden ist. Konfrontiert mit südländischem Temperament, apulischer Küche, die keine Rücksicht auf seine Meeresfrüchteallergie nimmt, weichen Betten, in denen er einsam versinkt und chaotischer Bürokratie verliert Jan schon bald die Nerven. Am Hochzeitsmorgen umkreist er deshalb – noch im Pyjama - völlig aufgelöst mit seinem Auto das Ortsschild von „Campobello“. Flüchten oder standhalten, so die Frage. In einer großangelegten Rückblende erzählt der gestresste Hochzeiter den Zuschauern, wie es dazu kommen konnte, dass er nur noch eines wollte – nämlich zurück nach Deutschland.

Die heimliche Hauptfigur des Films, der trotz aller Komik ansatzweise als sozialkritsche Studie funktioniert, ist freilich Schwiegervater Antonio. Sein schwieriges Schicksal als Arbeitsemigrant, der es wagt im spießigen Wirtschaftswunder-Deutschland als Ausländer mit einer Deutschen eine Familie zu gründen, eröffnet in prägnanten Rückblenden eine neue emotionale Ebene. Das Kaputtgehen an Deutschland, wie es einst Werner Schroeters stilsprengende Passionsoper „Palermo oder Wolfsburg“ zeigte, blieb Antonio jedoch erspart. Nicht zuletzt dadurch, dass er sich seine eigene Welt aufbaute, um sich zu schützen.

„Bella Figura“ macht neben den männlichen Hauptdarstellern aber auch die 32jährige Mina Tander in diesem humorvollen Bilderbogen, der unterhaltsam um Liebe, Glück und Heimat kreist. Ihr multikultureller Hintergrund hilft der Tochter eines afghanischen Journalisten und einer deutschen Lehrerin sich perfekt in ihre Rolle zu versetzen. Dass die gebürtige Kölnerin zudem ausgezeichnet italienisch spricht macht ihren Auftritt noch authentischer. Denn last but not least ist in unseren Gefilden nichts verlockender, als ein wenig „Italianitá“.

Luitgard Koch

Jan Armbruster will Sara Marcipane, halb Deutsche, halb Italienerin, heiraten. Eigentlich liebt Jan die Ruhe. Umso größer ist der Schock, als Saras Vater Antonio bei einem Kennenlern-Kaffee der beiden Familien eröffnet, dass die Hochzeit groß in Italien, im Städtchen Campobello gefeiert werden soll.

Jans Widerstand würde nichts nützen. Wenig später sitzt er ohnehin mit Antonio schon im Auto Richtung Italien.

Ebenso lärmig wie freudig ist das Willkommensgeschrei und –gefuchtel bei Saras Großverwandtschaft in Campobello. Die Hochzeitsvorbereitungen sind im Gange. Da stellt sich, oh Schreck, heraus, dass Antonio damals 1965 als Gastarbeiter in Deutschland weder die Heirat mit seiner Ursula noch Saras Geburt richtig gemeldet hat. Wichtige Bescheinigungen fehlen. Ohne Papiere aber – auch in Italien – keine Eheschließung zwischen Jan und Sara.

Nicht nur die jetzt nötig gewordene Reise Saras nach Deutschland, sondern auch die Familienfehde zwischen den Marcipanes und des Carduccis, die Sprachschwierigkeiten, das ungewohnte Essen, ein Autounfall oder der wesentliche Mentalitätsunterschied zwischen Italienern und Deutschen lassen die Komplikationen immer größer werden und die Stimmung immer mehr sinken.

Jetzt ist die Heirat ernsthaft in Gefahr.

Doch es wird trotzdem noch eine Hochzeit gefeiert. Fragt sich nur welche?

Eine harmlose, aber durchaus lustige Komödie. Kein Klischee wird ausgelassen, aber es gibt zusätzlich eine ganze Menge netter Einfälle. Die Machart ist gängig, gespielt wird vorzüglich. Vor allem ist da der bekannte italienische Komiker Lino Banfi als Saras Vater Antonio zu nennen, äußerlich ein schwerer Brocken, im Spiel jedoch gewieft, wendig und heiter. Sehr gut machen ihre Sache auch der seriöse, manchmal schier verzweifelnde Christian Ulmen als Jan und die reizende Nina Tander als Braut.

Thomas Engel