Maedchen, das durch die Zeit sprang

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Während im Rest der Welt Zeichentrick meist mit Kinderfilm gleichgesetzt wird, produziert das japanische Kino immer wieder Animationsfilme, die weit mehr sind. So auch Mamoru Hosoda, dessen wunderbarer Film „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ gleichermaßen Coming-of-Age Geschichte einer Gymnasiastin ist, vor allem aber eine metaphysische Studie über Zeitreisen und den Wunsch, begangene Fehler zurückzunehmen.

Webseite: www.peripherfilm.de

OT: Toki wo kakeru shôjo
Japan 2006 (Animationsfilm)
Regie: Mamoru Hosoda
Buch: Satako Okudera
Kamera: Yoshiro Tomita
Schnitt: Shigeru Nishiyama
Musik: Kiyoshi Yoshida
98 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Peripher
Kinostart: 3. Januar 2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Hauptfigur ist Makoto, eine 17-jährige Gymnasiastin, an der wenig besonders ist. Sie spielt mit ihren Freunden Chiaki und Kosuke Baseball, lebt mit Eltern und kleiner Schwester in einem schönen Haus und macht sich überhaupt keine Gedanken über grundsätzliche Fragen der Existenz. Bis sie eines Tages im Schullabor ausrutscht und mit einer merkwürdigen Gabe erwacht. Wenn sie rennt und springt, dreht sich die Zeit zurück und Makoto landet in der Vergangenheit. Schnell beherrscht sie ihre Gabe immer besser und beginnt sie auszunutzen. Erst für ganz banale Dinge, dem vermeiden von Missgeschicken etwa. Bald jedoch fängt sie an zu versuchen, ihre Wünsche zu erfüllen. Immer wieder durchlebt sie dazu die gleiche Situation, variiert ihr Verhalten und versucht so zum Beispiel zu erreichen, dass sich Kosuke in sie verliebt. Dass geht so lange gut, bis sie merkt, dass sie die Zeit nicht nur im positiven verändert, sondern auch im negativen. 

Jeder Versuch den Verlauf der Zeit zu verändern hat ungeahnte Konsequenzen, nicht unbedingt für Makoto, aber für jemand anders. Es scheint als hätte die Zeit einen eigenen Willen und würde letztendlich immer ihr Ziel erreichen, egal wie sehr man auch versucht, seinem Schicksal zu entkommen.

Was als amüsant-alberner Teenie-Film beginnt, wird schnell zu einer von philosophischen Subtexten durchzogenen Geschichte. Langsam realisiert Makoto, welche Konsequenzen ihre Handlungen haben, welche Folgen ihr egoistisches Verhalten hat, das zunächst ausschließlich ihren eigenen Vorteil zu wahren sucht. Wie alle guten Zeitreisefilme verbindet auch „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ eine abenteuerliche Handlung, die um einschneidende Momente herum aufgebaut ist, die es zu verhindern oder ändern gilt, mit einer Reflektion über moralische Fragen. Dass diese nicht zu aufgesetzt wirken ist eine der großen Stärken des Films. Stattdessen werden auch komplexe physikalische Ideen angerissen, von den Möglichkeiten der Quantenphysik (selbst die berühmte Katze Schrödingers taucht in einem Bild auf) bis zu den ethischen Konsequenzen des eigenen Handelns.

Doch im Herzen ist „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ ein Film über das Erwachsen werden, über Freundschaft und die erste Liebe. Die ernsten Themen werden dabei stilistisch mit leuchtenden Farben kontrastiert, die dem Film jene typische Leichtigkeit verleihen, wie er dem japanischen Animationskino eigen ist. Zwar erreichen die Hintergründe und Animationen nicht die Detailfreude der Filme Hayao Miyazakis oder Kon Satochis reichen aber vollkommen aus, um eine intelligente, komplexe Geschichte zu erzählen.

Michael Meyns