Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste

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Zwischen Dokumentation, Mockumentary und Spielfilm bewegt sich Isabell Šuba mit ihrem konzeptuell gewagten Film „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“. Gedreht innerhalb von fünf Tagen während des Festivals von Cannes 2012, versucht Šuba den Sexismus der Filmbranche zu entlarven, liefert aber vor allem spannende Einblicke in das wichtigste Filmfestival der Welt.

Webseite: www.maenner-zeigen-filme-und-frauen-ihre-brueste.de

Deutschland 2013
Regie, Buch: Isabell Šuba
Darsteller: Anne Haug, Matthias Weidenhöfer, Eva Bay
Länge: 83 Minuten
Verleih: missingFILMs
Kinostart: 14. August 2014
 

FILMKRITIK:

Als sie mit ihrem Kurzfilm „Chica XX Mujer“ in eine Nebenreihe nach Cannes eingeladen wird, fasst die junge deutsche Regisseurin Isabell Šuba einen gewagten Entschluss: Sie lässt die Schauspielerin Anne Haug in ihre Rolle schlüpfen, akkreditiert sich selbst als Filmstudentin und filmt mit winzigem Team und fast ohne Geld in bester Guerilla-Manier einen Film. Neben Haug in der Rolle einer aufstrebenden, engagierten und streitbaren Regisseurin ist vor allem Matthias Weidenhöfer zu sehen – Šubas tatsächlicher Produzent – der hier einen Produzenten Namens David spielt.

Auch wenn David und die falsche Isabell eine Arbeitsbeziehung haben, benehmen sie sich wie ein altes Ehepaar, streiten fortwährend über dies und jenes und versuchen nebenbei, neue Projekte anzustoßen. Zu diesem Zweck versucht das Duo auf allerlei wichtige Branchenevents zu gelangen, mit TV-Redakteuren zu sprechen, sich zu vermarkten und nebenbei noch Spaß zu haben.

Diese teils deutlich fiktiven, geskripteten Momente sind jedoch nur ein Teil von Šubas Film und auch der schwächste. Zu konstruiert wirkt die Charakterzeichnung der Figuren – hier die feministische Regisseurin, dort der sexistische Produzent – um mehr zu sein als Chiffren. Die viel interessanteren Aspekte von „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ sind jene, in denen Šuba mit ihrem kleinen Team in die Realität des Filmfestivals eindringt und man bald nicht mehr weiß, ob das Gezeigte nun rein dokumentarisch ist oder doch eine gefälschte Dokumentation, eben eine Mockumentary. Wenn da das Duo auf einer Yacht (wo sonst?) bei einem Empfang mit einer ARTE-Redakteurin plaudert und versucht, ein geplantes Projekt zu bewerben, wirkt der von Floskeln und Phrasen geprägte Dialog wie eine Parodie. Ob das Gespräch aber nun tatsächlich inszeniert ist oder nicht – man weiß es nicht.

In diesen Momenten gelingt es Šuba tatsächlich, die Absurdität der Filmbranche zu entlarven, die gerade auf einem Festival wie Cannes, wo es neben dem Glamour vor allem ums Geld geht, zum Vorschein kommt. Gleichzeitig zeigt sie aber auch die Faszination von Cannes, die Liebe zum Kino, die das Festival ausstrahlt und in jungen, enthusiastischen Nachwuchsfilmern entfachen kann.

Aus diesem Geist heraus ist auch „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ entstanden, der innerhalb weniger Tage gedreht wurde, was sich in den deutlich inszenierten Szenen negativ auswirkt, in seiner fiebrigen Energie aber auch sehr positiv. Als Analyse des Sexismus der Filmindustrie, als der das Projekt ursprünglich gedacht war, funktioniert er zwar kaum, dafür bleiben die Figuren zu oberflächlich. Doch als Einblick in den schönen Schein Cannes und vor allem als Beispiel für einen gewagten, originellen Film, der aus geringen Mitteln viel rausholt, ist Isabell Šubas „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ unbedingt sehenswert.
 
Michael Meyns