Me too

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Großes spanisches Gefühlskino abseits von Pedro Almodóvar und Alejandro Amenábar? Gibt es! „Me Too“ ist die Liebesgeschichte zwischen einem hochbegabten Mann mit Down Syndrom und einer „normalen“ Frau, die sich ihm nach anfänglichem Zögern offenbart. Beim Filmfestival in San Sebastián wurden Lola Dueñas und Pablo Pineda als Beste Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Webseite: www.metoo-derfilm.de

OT: Yo, también
Spanien 2009
Regie & Buch : Antonio Naharro & Álvaro Pastor
Darsteller: Lola Dueñas, Pablo Pineda, Isabel García Lorca, Antonio Naharro, Joaquín Perles, Ana De los Riscos, María Bravo, Consuelo Trujillo
Länge: 103 Minuten
Verleih: Movienet
Kinostart: 5.8.2010
 

PRESSESTIMMEN:

...von höchst ansteckender Fröhlichkeit.
Kultur-Spiegel

Bewegend und ehrlich, ohne kitschig zu sein oder verlroene politische Korrektheiten zu bemühen.
Brigitte

FILMKRITIK:

„Warum gerade ich?“, fragt Laura (Lola Dueñas) den kleinen Mann mit den traurigen Augen neben ihr. „Weil du mir das Gefühl gibst normal zu sein“, sagt Daniel (Pablo Pineda). „Aber warum willst du normal sein?“
Der Film „Me Too“ des Regie- und Autoren-Duos Antonio Naharro und Álvaro Pastor ist ein bewegender Liebesfilm und die Lebensgeschichte von Hauptdarsteller Pablo Pineda, dessen Alter Ego wir auf der Leinwand kennenlernen. Daniel ist mit einem Chromosom zuviel auf die Welt gekommen, ein klitzekleiner Fehler, der ihm von Beginn an zeigt, wie groß der Unterschied zwischen ihm und den anderen Menschen allerdings sein kann. Daniel ist vielleicht behindert, aber keineswegs weniger begabt als andere: Als erster Down-Syndrom-Patient in Europa schließt er ein Hochschulstudium mit Auszeichnung ab (eine erneute Parallele zur Biografie von Pablo Pineda).

Doch trotz seiner Begabung kann Daniel natürlich kein „normales“ Leben führen, zu stark sind noch immer die Vorurteile gegenüber Menschen mit seiner Behinderung. Genau auf diesen emotionalen Punkt setzt der Film seinen Focus, der tief hinein schaut in die Seele eines gebrochenen Mannes, der konstant dagegen ankämpft, als Behinderter stigmatisiert zu werden. Dabei verlangt „Me too“ nicht etwa Verständnis oder Mitleid vom Publikum, sondern zeigt auf hervorragende Weise die zerrüttete Lebenswirklichkeit eines kleinen Mannes, der täglich gegen Windmühlen der Gesellschaft ankämpft. Dabei charakterisieren die Filmemacher ihren Protagonisten als starken, aber gleichzeitig verletzlichen Helden, der auf den Brücken zwischen den Welten auf und ab geht. Hier die Normalen, dort die Behinderten – Daniel bleibt irgendwo dazwischen gefangen.

Wie fast jeder Film braucht natürlich auch „Me too“ sein Motiv des love interest, der bedingungslosen Liebe, die hier auf eine interessante Ebene geführt wird. Laura (Lola Dueñas, eine der vielen Musen von Landsmann Pedro Almodóvar) bringt ihrem neuen Kollegen Daniel zunächst zarte Sympathie entgegen, die sich nach und nach in tiefe Zuneigung und Liebe entwickelt. Der Film dekonstruiert dabei auch geschickt gesellschaftliche Tabu-Fragen: Wie leidenschaftlich sieht die Beziehung zwischen einem Down-Syndrom-Patienten und einer gesunden Frau aus? Welche Bedürfnisse und Ängste haben Menschen mit Behinderung? Sollten wir unser Mitleid nicht verbannen, damit Behinderte ein normales Leben führen können? Auch wenn „Me too“ darauf keine Antworten, sondern lediglich berührende Lösungsansätze liefert, muss man trotzdem von einem absoluten spanischen Kino-Highlight sprechen.

David Siems

Sevilla, Spanien. Daniel, 34, ist mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen, doch was die Intelligenz betrifft, ist er heller als viele andere. Er wird sogar einen Universitätsabschluss erreichen. Deshalb kann einer Anstellung in einer Behörde, Abteilung Behindertenhilfe, nichts im Wege stehen.

Mit den Kolleginnen kommt er glänzend aus, besonders mit Laura. Diese hat wegen einer Untat ihres Vaters die Familie verlassen und fühlt sich auch so. Andererseits ist sie trotzdem oft fröhlich, wild, sexuell nicht wählerisch, gegenüber Daniel freundschaftlich gesinnt.

Die beiden verbringen auch Zeit miteinander beim Spazierengehen oder in der Disco – aber wegen Daniels Down-Syndrom ist die Kluft doch unüberbrückbar. Lange, behutsam und glaubhaft geht das prima. Aber es kann nicht ausbleiben, dass Daniel sich in die Frau verliebt.

Der Gau ist eingetreten. Wie soll es nun weitergehen?

Laura erfüllt Daniels sehnlichsten Wunsch, doch das Einschlagen verschiedener Wege ist dann doch unausbleiblich.

Es gibt zwei, drei Handlungs-Nebenstränge wie die Tanzgruppe der Behinderten oder Luisas und Pedros Flucht aus Liebe. Aber getragen wird der Film ganz und gar von der liebevollen wenn auch äußerst problematischen Beziehung zwischen Laura und Daniel. Es war durchaus nicht unwichtig, ein solch heikles Thema einmal aufzugreifen und es so ruhig, taktvoll, einsichtig und überzeugend abzuhandeln wie hier. Wie Lauras gebremste Hingabe und Daniels seelischer Schmerz dargeboten wird, nötigt Interesse und Mitgefühl ab. Ein Bravo den Drehbuchautoren und Regisseuren Alvaro Pastor und Antonio Naharro.

Sicherlich hätte „Me Too“ nicht so gut werden können, wenn Lola Dneñas (Laura) und Pablo Pineda (Daniel) das nicht so wirklichkeitsnah und beinahe unübertroffen dargestellt hätten. Pablo Pineda ist tatsächlich ein Down-Syndromler und tritt auf, als wäre er sein Leben lang nichts anderes gewesen als ein ausgezeichneter Filmschauspieler. Über Lola Dneñas braucht sowieso kein Lob mehr gesungen werden. Sie ist eine in Spanien berühmte Pedro-Almodóvar-Darstellerin und bei diesem Thema überwältigend. Kein Wunder, dass beide für ihre Rollen schon mit Preisen ausgezeichnet wurden.

Thomas Engel